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Garantiert "nur" 144 TBW auf einer 1 TB SSD - wie zuverlässig sind die Dinger eigentlich noch?

Also ich beobachte das mit den SSDs nun schon seit vielen vielen Jahren.
Da war mal eine SLC Technik die bis zu 100.000 Schreibzyklen abkonnte, bis hin zu MLC, die (so kann man nachlesen) noch 5000 Schreibzyklen abkönnen.

Unter dem Gesichtspunkt irritiert mich das doch extrem daß Festplattenhersteller wie Samsung für die 1 TB Evo 850 nur 72 TBW (Terabytes written) und für die Evo 850 Pro 144 TBW garantiert.

Und das macht nach Adam Riese bei der Evo ohne Pro gerade mal 72 Schreibzyklen pro Speicherzelle und bei der Evo mit Pro 144. Ist das nicht arg wenig? Zumindestens finde ich das eine extreme Verwässerung der 5 bzw. 10 Jahren Garantie, die Samsung da gibt solange man die TBW-Maximalanzahl nicht überschritten hat.

Eine physische Platte ist in der Größe von 1 TB nach ca. 3-5 Stunden komplett beschrieben, eine SSD in weniger als einer... würde ich das Bedürfnis haben, so ne SSD täglich mit Nullen überschreiben zu wollen (und es gibt da sogar Anwendungsfällle für die das komplette Löschen nötig ist) dann hätte ich auf der Evo ohne Pro das TBW Maximum schon nach weniger als 3 Monate erschöpft. Ich experimentiere z.B. gerade mit dem Klon einer 750 GB Festplatte rum (Datenrettung nach Absturz), und hab die Zielfestplatte des Klonversuches schon fünf oder sechs Mal überschrieben und sie einmal komplett auf 0 gesetzt damit das Recoverytool nicht mehr findet als es sollte. Damit hätte ich dann auf der Evo 850 ohne Pro schon ca. 5 der 72 TBW in nur 5 Tagen geschafft. Und dafür wollen die sooo viel Geld haben? 300 Euro für die 1 TB Evo 850 und 430 für die Evo Pro.

Und das macht mich sehr sehr nachdenklich... und führt zu der Frage: Sind die SSD-Hersteller da einfach nur noch feige geworden?
Oder wollen die absichtlich zu den fast dreimal so teuren Server-SSDs von Intel einen großen Abstand schaffen?

Da gabs z.B. einen Test wo sie bei einer 60 GB SSD der 530er Serie 180 TBW geschafft haben, was 3000 Schreibzyklen entspricht, in anderen findet man Server-SSDs die dann doch tatsächlich mal 1000-2000 garantierte Schreibzyklen pro Zelle haben...

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Member: SamvanRatt
SamvanRatt Mar 23, 2016 at 06:50:02 (UTC)
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Hi
die Technik spricht bei FLASH Medien gegen diese. Auch moderne SLCs (Toshiba stellt noch welche her) erreichen noch so 1,5Mio (32nm), wo früher (100nm) 10Mio drinnen waren. Afair ist bei heise so eine Prognose mit drinnen gewesen das ab 2020 eine andere Zukunftstechnik den Bereich übernehmen wird.

Die TBW sind die garantierten (auch wenn nur eine Zelle beharkst dank fehlendem GC und TRIM) und hatte schon so oft SSDs/Sticks zum "reparieren" hier welche erst x TB ausgetauscht hatten lt Kunden (ich bin für den Bereich nicht zuständig). Da gehen aber auch eher Kontroller defekt als die Flashzellen selbst.
Deine Befürchtungen habe ich auch immer im Hinterkopf, aber die erreicht man im Tagesgeschäft/daheim recht selten. Als Server unter einer ESX kann das schnell anders Arten. Der Speed ist halt der Verkaufsschlager. Bei Formel1 ist ein Motor auch OK wenn er eine Saison durchhält (sagen wir mal 5000km gesamt). Wenn du dann noch sehen würdest wie oft die Fehlerkorrektur in einem Kontroller arbeitet um die Bits zusammenzuhalten.... MultiBitFailure je Sektor sind ganz normal, werden aber durch die Korrekturbits wieder aufgefangen.
Ist halt im Hinterkopf zu behalten. Fahr ein RAID1 drauf und Thema gegessen. Dann kostet (mit HBA) das 1TB zwar schnell 800EUR, aber das bringt die HD auch wieder ins Rampenlicht, was zwar Kapa hat aber fehlende IOPS bei dem Preis.

Schlimmer finde ich die URE (=Unrecoverable Read Error rate) bei HDs..... Da sind in 20 Jahren die Dichte ein wenig angestiegen aber die Korrigierbarkeit blieb gleich. ich bin zwar in der Materie tief drinnen und deswegen wohl Paranoid+Neurotisch, aber bei SSDs wird da wenigstens offen darüber geschrieben.
Gruß
Sam
Member: Lochkartenstanzer
Lochkartenstanzer Mar 23, 2016 at 07:38:39 (UTC)
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Zitat von @SamvanRatt:

Schlimmer finde ich die URE (=Unrecoverable Read Error rate) bei HDs..... Da sind in 20 Jahren die Dichte ein wenig angestiegen aber die Korrigierbarkeit blieb gleich. ich bin zwar in der Materie tief drinnen und deswegen wohl Paranoid+Neurotisch, aber bei SSDs wird da wenigstens offen darüber geschrieben.


Ein weiterer Vorteil der HDDs ist, daß wenn die Fehler hat, man wenigstens den Rest der Raten "außenrum" meistens retten kann. Dadurch das bei der HDD die Sektoren Ihren "festen Sitz" haben, trifft der Fehler meistens nur einige wenige Dateien. Bei SSDs wird druch das recyclen der Zellen für andere Blöcke nach und nach die SSD zum Minenfeld für alle Dateien.

lks
Member: SamvanRatt
SamvanRatt Mar 23, 2016 at 08:39:50 (UTC)
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Hi lks
ja das ist einer der Vorteile (von dem Umstand lebe ich auch direkt, wobei bei Headcrashes oder durchbrennender Kopfelektronik der Collateralschaden schon auch viel Zeit kostet und da viel Ähnlichkeiten mit SSD Blöcken hat ), wobei bei SSDs die Blöcke im weiten MB Bereich liegen. Unter etwa 200SSDs die meinen AP schon besucht haben sind nur 4-5 mit einem echten Flash Stein Defekt verbunden war. Bei rund 15% dann mechanische Fehler (Konnektor abgebrochen, PCB unter Wasser gesetzt, PCB beschädigt). Bei allen anderen Controllerchip defekt. Wenn ich die Kollegen mal besuche und die einen 300griddigen BGA Chip umlöten dürfen freue ich mich das meine HD Technik (PCB) so antiquiert ist das sie echt selten defekt geht.
Gruß
Sam
Mitglied: 70866
70866 Apr 04, 2016 at 07:55:32 (UTC)
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tja irgendwann ist der Massenspeicher ein grüner Würfel, den man regelmäßig düngen muß und der Pickel oder Pilzbefall kriegen kann wenn man ihn nicht regelmäßig streichelt oder föhnt....

meine erste Kollision mit einer SSD war eine OCZ mit 240 GB, 30 Minuten Betrieb in einem Laptop mit Intel-Chipsatz und sie blinkte nur noch eine Art Morsecode, war aber ansonsten weg.

Diagnose: Inkompatibiliät, Phänomen bekannt, von OCZ gabs dann auch ne Linux-basierte Rettungs-CD mit der man die SSD wieder "entbricken" konnte.

Deshalb auch der 2012 sensationell niedrige Preis von 130 Euro für 240 GB. Sie steckt seitdem als Swap/temp/install device in meiner VMware Whitebox, die hat einen AMD Chipsatz mit dem sie sich verträgt.
Member: SamvanRatt
SamvanRatt Apr 05, 2016 at 11:31:38 (UTC)
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Hi
Afaik sind Moleküle zu groß, wenn die kleinste (bekannte) Info bisher der Spin eines Elektrons darstellt, aber die Tendenz ist schon sichtbar face-smile

Die TBW soll ja wirtschaftlich rechenbar sein. Wenn man die MTBF von HDs her nimmt, dürfte von uns noch keiner eine defekte HD jemals gesehen haben....

Dein OCZ Erlebnis hatte wohl schon jeder OCZ Kunde. Was die aus einer "normalen" Sandforce Firmware gemacht haben (bzw der Werkstudent vermutlich) und die damit verbundenen Eigenheiten waren schon legendär. "IT's not a bug, it's a feature" dürfte da dominant im Einsatz gewesen sein.

Gruß
Sam
Member: Lochkartenstanzer
Lochkartenstanzer Apr 05, 2016 updated at 12:44:20 (UTC)
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Zitat von @SamvanRatt:

Hi
Wenn man die MTBF von HDs her nimmt, dürfte von uns noch keiner eine defekte HD jemals gesehen haben....

Falsch, da hat jemand in Statistik und nicht Wahrscheinlichkeitsrechnung aufgepaßt.

MTBF sagt nur etwas über die statistische Wahrscheinlichkeit unter definierten Bedingungen aus, die in der Regel einen Mittelwert darstellt. Und wenn man deutlich mehr als eine HDD hat, schrumpfen die "riesigen" MTBFS auf wenige Stunde und Tage zusammen.


lks
Member: SamvanRatt
SamvanRatt Apr 05, 2016 at 13:35:47 (UTC)
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Hi lks
als Datenretter (in einem passenden Unternehmen) kenne ich das schon recht genau. Das gilt aber für alle Stochastisch kommulierten Systeme, unabhängig von den Speichertechniken (FLASH, Magnet, Optical, MREM, ....). Die größten Arrays die ich (ein Kopf) je gesehen habe liegen so im 2k Slot Bereich und tägliche Ausfälle sind da normal. Ich habe Angesprochen (Topic) was Garantiezeit und Zuverlässigkeit durchaus auseinander gehen und zwar überall.
Gruß
Sam