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Erdung bzw. Potentialausgleich im HomeLab der Mietwohnung

Hallo zusammen,

ich plane aktuell folgendes Vorhaben in meinem HomeLab:
Meine aktuell bestehende, sowie zukünftige, Server- und Netzwerkhardware (darunter Rackserver, Switche, Raspberry Pis, USFF-PCs, Tower-PCs) sollen von meinem "Möbelhund" (Rollbrett auf dem Boden) in eine Regal- oder Schrankkonstruktion umgezogen werden, um eine bessere Ordnung als "aufeinander gestapelt und eingestöpselt" zu ermöglichen und auch um ggf. das Wohnzimmer durch mehr oder weniger Schalldämmung zu "entlasten".

Hierbei stellt sich für mich auch die Frage, was hinsichtlich der Erdung bzw. Potentialausgleich vorteilhafter ist. Grundsätzlich gibt es ja zwei Möglichkeiten zur Auswahl:
1. Unterbringung in nicht-leitender Konstruktion wie LackRack oder einfach einem normalen Schrank aus Holz.
2. Unterbringung in leitender Konstruktion, sprich Serverschrank (ich dachte hierbei an einen dieser schallgedämmten, geschlossenen Office-Rackschränke).

Da ich im Bereich der Elektrik/Elektronik nicht wirklich über irgendeine Form von Wissen oder Fähigkeiten verfüge, die weit über "Stecker rein, Strom läuft (hoffentlich)" hinausgeht, möchte ich mir diesbezüglich mal ein paar Tipps und Meinungen einholen.

Mein Ziel ist, dass ich mir (oder anderen) an meinem HomeLab nach Möglichkeit keine lebensgefährlichen Verletzungen zuführe oder die Hütte in Brand stecke und meine Hardware nicht einem völlig unnötigen Risiko für dessen Beschädigung aussetze.

Nun habe ich natürlich schon nach entsprechenden Beiträgen gesucht, sowohl hier im Administrator-Forum, als auch anderswo (z.B. r/homelab, r/de_edv). Das Spektrum der Ansichten reicht dabei von "passiert eh nix, mach einfach" bis hin zu "du wirst sterben, wenn du keinen Elektriker holst".

Normalerweise würde ich einfach auf Nummer sicher gehen, und einen Serverschrank kaufen und diesen einfach an der Potentialausgleichsschiene des Hauses anschließen lassen. Allerdings kommt hier mein Problem: Ich wohne in einer kleinen Mietwohnung im Obergeschoss und habe keinen Zugriff auf die Potentialausgleichsschiene, weder auf die im Keller noch auf eine per Unterverteilerkasten (da ist alles zu). Und eher wird die Hölle gefrieren, als dass mein Vermieter mir die Legung einer solchen Erdungsleitung genehmigen würde, und ich befürchte, dass ich darauf leider auch keinen Rechtsanspruch habe, da der Gesetzgeber das Betreiben von HomeLabs nicht unbedingt berücksichtigt hat.

Nun könnte ich natürlich auf Methoden zurückgreifen, die vermutlich eher an russische Bauart erinnern und online regelmäßig von anderen HomeLabbern erwähnt werden. Erdungskabel einfach mit ner Öse an den Schutzkontakt einer beliebigen Steckdose anschließen oder auch einen normalen Stecker mit kastriertem Kabel dafür verwenden. Oder aber das Erdungskabel einfach an die Heizung oder ein Wasserrohr klemmen.
Allerdings zweifle ich als Laie an der Wirksamkeit dieser Methoden und befürchte, dass ich es damit eher gefährlicher als sicherer mache.

Die Frage, die sich mir jetzt also stellt ist:
Wie kann ich, ohne jeden Zugriff auf die Potentialausgleichsschiene des Hauses, mein HomeLab, nicht sicher aber sicherstmöglich, unterbringen und betreiben, und eignet sich dafür eher eine leitende oder eine nicht-leitende Konstruktion?

Ich bin dankbar für jeden Ratschlag in dieser Frage, ich zerbreche mir jetzt schon seit Wochen den Kopf darum.

Grüße

Content-ID: 5932888387

Url: https://administrator.de/forum/erdung-bzw-potentialausgleich-im-homelab-der-mietwohnung-5932888387.html

Ausgedruckt am: 14.04.2025 um 18:04 Uhr

chiefteddy
chiefteddy 10.02.2023 um 14:38:29 Uhr
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Hallo,
der Schutzkontakt deiner Schukodose sollte mit der Potentialausgleichsschiene verbunden sein.
Was ist das Baujahr des Hauses? Wann würde die letzte E-Prüfung im Haus gemacht?
Du solltest ein TN-C-S Netz haben: Schuko-Steckdose mit 3adrigen Kabel angeschlossen (grün-gelb=PE-Schutzleiter, blau=N-Null, braun o. schwarz=Phase).
Wenn du dann eine normale Mehrfach-Verteilung im Rack benutzt, ist alles gut.

Natürlich kannst du auch das Anschlusskabel in einer Abzweigdose im Rack enden lassen und dort den Verteiler anschließen. Und dann den Schutzleiter noch an das Rack klemmen (zentraler Erdungspunkt). Und dann alle metallischen Einbauten mit Grün-gelb ans Rack anschließen.

Jürgen
MasterYi
MasterYi 10.02.2023 um 20:05:11 Uhr
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Hallo @chiefteddy,

danke für deine Rückmeldung.
Das genaue Baujahr des Hauses weiß ich nicht mehr, ich bin mir aber relativ sicher, dass es zwischen den 60ern und 80ern gebaut wurde, so stand es in der Anzeige der Wohnung auf Immoscout. Wann die letzte E-Prüfung war, weiß ich auch nicht, ich wohne erst seit 5 Monaten hier, auf jeden Fall war in diesem Zeitraum keiner in meiner Bude, um hier irgendwas an den Steckdosen/Sicherungskasten zu fummeln/prüfen.

Was ich allerdings weiß ist, dass der Vermieter die Steckdosen größtenteils neu eingebaut hat, der Vermieter hat einen Gas/Wasser/Sch**ße und Elektrikbetrieb und hat damit alles selbst renoviert.

Den unteren Absatz habe ich noch nicht verstanden, deswegen am besten noch mal für ganz besonders dumme Laien wie mich:
- Welches Anschlusskabel?
- Welche Abzweigdose im Rack, hat das jedes Rack?
- Welcher Verteiler? Einfach ne handelsübliche Mehrfachsteckdose von Brennenstuhl z.B.?
- Wie genau soll ich den Schutzleiter wo an das Rack klemmen? Einfach mit ner Öse/Klemme einen Schutzkontakt von der Mehrfachsteckdose irgendwo an den Metallrahmen oder an das Erdungskit vom Schrankhersteller? Vermutlich nicht, aber was anderes kann ich mir gerade nicht darunter vorstellen.

Ich will natürlich vermeiden, dass ich mit nem Fehler das ganze Rack unter Strom setze und dann die Spannung einer üblichen Steckdose einmal hautnah selbst erleben darf.

Vielen Dank für deine Hilfe
Beste Grüße
chiefteddy
chiefteddy 10.02.2023 um 20:46:12 Uhr
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Hallo,
vielleicht solltest du einen Fachmann ranlassen.

Ohne zu klären, wie der Zustand der Elektrik im Haus ist, ist alles Kaffeesatzleserei!

Vorausgesetzt, die Elektroinstallation ist in Ordnung und auf dem aktuellen Stand.

Das Rack hat einen zentralen Erdungspunkt (Kupferbolzen M8 oä.) und ein Erdungskit (mit Einbauanleitung).

Schuko-Anschlusskabel zu einer Abzweigdose (vom Baumarkt) führen, Grün-gelb von der Abzweigdose auf zentralen Erdungspunkt des Racks, 19" Steckdosenleiste (Stecker abschneiden) ebenfalls in der Abzweigdose anschließen.

Alles auf Niederohmigkeit (besonders Schutzleiter) prüfen. Und da wird es schon am Prüfgerät scheitern!

Jürgen
magicteddy
magicteddy 12.02.2023 aktualisiert um 17:41:26 Uhr
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Moin,

ich treffe erstmal 3 Annahmen:
- Die Elektrik in der Hütte ist soweit ok, wenn auch nicht auf aktuellen Stand
- Kein RCD (Fi-Schalter) in der Verteilung der Wohnung
- Deine Geräte entsprechen den aktuellen VDE Bestimmungen.

Wie wird dein HomeLab versorgt? 1 Schuko Stecker und dann eine Steckdosenleiste für Geräte?
Dann könttest du ja einfach eine Steckdosenleiste mit integriertem RCD oder einen entsprechenden Zwischenstecker verwenden, im Falle eines Stromflusses Richtung Erde wird die ganze Mimik halt abgeschaltet, ich denke das ist für ein HomeLab vertretbar.

Bei Geräten mit Schuko Stecker würde ich mir um den Potenzialausgleich keine Gedanken machen, besonders wenn alles von einer Leiste Versorgt wird und sämtliche Geräte im gleichen Raum beieinander stehen. Potenzialverschleppungen sind da nur im Fehlerfall zu befürchten und da kommt der RCD zum Tragen.
Der PA wird interessant wenn sich das Spinnennetz durch das Gebäude zieht was aber hier nicht der Fall ist.
Rack kannst Du erden, Heizungsleitung blank machen und Banderdungsschelle anbringen und mit Erdungspunkt des Racks verbinden mit einem Rest flexiblen 6mm² bist Du sowohl elektrisch als auch mechanisch auf der sicheren Seite. Zum Abschluss lässt du einen Stromer prüfen, ob an den Steckdosen der PE angeschlossen ist, die Heizung geerdet ist und der RCD bei simulierten Fehlerströmen auslöst. Ich persönlich würde das Thema PA im HomeLab ignorieren sofern ein funktionierender RCD vor der Technik hängt, aber das ist nur meine Meinung face-wink
chiefteddy
chiefteddy 12.02.2023 um 19:52:33 Uhr
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"Kein RCD (Fi-Schalter) in der Verteilung der Wohnung"

Hallo @magicteddy,
der FI ist seit den 80igern des letzten Jahrhunderts vorgeschrieben. Wenn der fehlt, kann man wohl nicht davon sprechen, dass "Die Elektrik in der Hütte soweit ok ist, wenn auch nicht auf aktuellen Stand"

"Rack kannst Du erden, Heizungsleitung blank machen und Banderdungsschelle anbringen und mit Erdungspunkt des Racks verbinden mit einem Rest flexiblen 6mm² bist Du sowohl elektrisch als auch mechanisch auf der sicheren Seite."

Auch das ist seit Jahrzehnten nicht mehr zulässig!

Das einzige, was ich unterschreiben kann, ist die Empfehlung, einen Fachmann hinzuzuziehen.

Jürgen
MasterYi
MasterYi 13.02.2023 aktualisiert um 23:23:46 Uhr
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Hallo zusammen,

@chiefteddy
Danke für den Vorschlag mit der Abzweigdose, nach zehnmaligem Überlegen hab sogar ich jetzt verstanden, was damit gemeint ist. Das Erdungskabel vom Mehrfachstecker kommt dann ebenfalls an den zentralen Erdungspunkt vom Rack, vermute ich jetzt mal. Sollte insgesamt machbar sein, behalte ich mal als angestrebte "sichere" Lösung im Kopf. Gibt es irgendwelche brauchbaren Messgeräte, die man sich als Nicht-Fachmann halbwegs leisten kann, mit denen ich auch selbst mit angezogenen Handschuhen zur Isolation testen kann, ob ich damit nicht doch versehentlich mein Rack unter Strom gesetzt habe? Einfach um sicher zu gehen.

@magicteddy
(Sind die beiden "teddy"s Zufall?)
Geplant ist ein Stecker und dann eben Mehrfachsteckdosen, so viele ich benötige, möglichst wenig in Kette. Soweit ich weiß, soll man die Aneinanderreihung von Steckerleisten ja eher meiden. Ggf den Stecker für die Steckerleiste vorher noch in eine typische APC Smart UPS.
Genutzt hatte ich bislang eine Brennenstuhl Super Solid Steckerleiste, die hat nen eingebauten Überspannungsschutz (was auch immer der in der Praxis nachher wirklich bringt), allerdings gibt Brennenstuhl keinen eingebauten RCD dafür an.

Die Geräte stehen alle im selben Rack, selbe Mehrfachverteilung von der selben Steckdose. Natürlich gibt es Verbindungen zum Rest des Netzwerkes, allerdings ist alles in der gleichen Etage.

Im Grunde übernimmt eine handelsübliche Fritte das normale Heimnetzwerk und dahinter kommt dann mit zwei normalen Kupferethernetkabeln das HomeLab, welches wiederum mit zwei Firewalls (deswegen zwei Kabel) physisch unterteilt ist in DMZ-Netze und interne Servernetze. Beide sind aber im selben Schrank. Das restliche Netzwerk wird nicht an das HomeLab angebunden sondern direkt an die Fritte (günstige Unmanaged Switche übernehmen hier eine vom HomeLab getrennte Verteilung, diese Switche sind auch nicht im HomeLab-Rack oder an dessen Stromversorgung). Heimnetz und HomeLab sind somit im Grunde separat. Bis auf eine Verbindung, die direkt zwischen einem PC und einem internen Server mit jeweils einer dedizierten Netzwerkkarte besteht, um 10G möglich zu machen, ohne gleich das ganze Netzwerk darauf umrüsten zu müssen. IT-Sicherheitstechnisch, naja (umgehe halt einmal die Firewall mit der direkten Verbindung)... Aktuell ist diese Verbindung noch Kupfer, ich plane aber auf Glasfaser umzustellen.


Ich denke, die Ratschläge, mir einen Elektriker zu holen, der einmal kurz überprüft, ob die Grundelektrik und Erdung passt, werde ich wohl berücksichtigen.

Vielen Dank für eure Hilfe
Beste Grüße