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Gewissensfrage Stellennachfolger

Hallo zusammen,

mich würde interessieren, wie vielleicht der eine oder andere von euch darüber denkt:

Mein Chef weiß schon viel länger, als es meine Kündigungsfrist verlangt, dass ich mich beruflich verändern werde. Ich gehe nicht im Streit, ist eben der Lauf der Dinge. Bei der Nachfolger-Suche wurde er jetzt fündig. Ich wurde bisher nicht mit einbezogen - Vorauswahl, Bewerbungsgespräch, Einstellungszusage fand nur auf der Leitungsebene statt, man hält sich für kompetent genug in diesen Angelegenheiten (unser Tätigkeitsfeld lässt sich aus meinem Usernamen erahnen...). Bei der Einarbeitung des Herren kommt man aber jetzt an mir nicht vorbei.

Bis hierher alles normal, ich habe kein Problem mit dem Vorgehen. Freundliches Nachfragen oder das Anbieten von fachlicher Unterstützung bei der Suche war nicht erwünscht, dann lasse ich das auch.

Ich bekomme ab 01.06. einen mir gänzlich unbekannten Kollegen an die Hand gegeben, dem ich in der verbleibenden Zeit unsere Infrastruktur erklären soll. Wir haben hier bereits im organisatorischen Bereich einige Defizite, die einem die Administration etwas erschweren und die eigentlich nicht sein müssten. Ich hab den Standpunkt, dass er die selbst erfahren wird und muss, vieles kommt auch während der Einarbeitung ans Licht.
Daneben gibt es aber auch seit Jahren ein, sagen wir mal mittleres, lizenzrechtliches Problem, welches der Geschäftsleitung vollumfänglich bekannt ist. Das regelmäßige Drängen auf Behebung (sowohl von mir, als auch meinem unmittelbaren Vorgesetzten) hat nichts bewirkt und ist jetzt auch einer meiner Gründe, das Haus zu verlassen.
Meine Gewissensfrage ist jetzt, inwieweit ich das meinem Nachfolger bereits mitteilen soll. Ich bin mir sicher, er hat beim Bewerbungsgespräch kein Wort davon erfahren. Wenn er es demnächst von mir hört und seinen Arbeitsvertrag wieder kündigt, werde ich mit reflexartig vorgetragenen Vorwürfen seitens der GL rechnen. Ist mir egal.
Wenn er es selbst herausfindet und dann verschwindet, passiert das Gleiche.
Wenn er kein Problem damit hätte, wüsste ich auch nicht, was ich von ihm halten soll.

Wenn unser Laden ohne IT dasteht, geht das auf administrativer Ebene nicht lange gut, die technische Seite passt noch einigermaßen. OK, kann mir egal sein, was die GL angeht. Wäre es mir aber nicht, was die Mitarbeiter betrifft.

Habe ich eine (moralische) Verpflichtung, gleich mit der Wahrheit herauszurücken? Also, auch noch zum eigenen Schutz, vielleicht besser gleich "auspacken"?

Wie seht ihr das, für mich ist das gerade etwas kompliziert. Danke im Voraus für eure Sichtweisen!!

- tf -

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Printed on: April 25, 2024 at 13:04 o'clock

Member: it-fraggle
Solution it-fraggle May 13, 2021 at 06:55:55 (UTC)
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Meine Gewissensfrage ist jetzt, inwieweit ich das meinem Nachfolger bereits mitteilen soll.
Ich verstehe das als Teil deiner Einarbeitung. Er muss auch von den Schwachstellen wissen. Wenn die GF zu blöd ist, dann ist das deren Problem, aber nicht deins. Du bist bald weg.
Member: Visucius
Solution Visucius May 13, 2021 updated at 06:59:42 (UTC)
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Was soll das denn werden?!

Für "moralische" Erziehungen sind Eltern und/oder die Kirche zuständig. Ebenso schwingen sich manche Redakteure in Gesellschaftskolumnen dazu auf.

Aber wir hier?!

Die Mail, mit der man den GF/Vorgesetzten auf den Lizenz-Misstand hinwies ausdrucken und zu Hause einrahmen (Eigenschutz).
Member: em-pie
Solution em-pie May 13, 2021 at 07:03:06 (UTC)
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Moin,

Sehe das wie @it-fraggle
Arbeite ihn sachlich und ehrlich ein.
Nichts verschweigen etc. Für ihn ist es ja auch doof, wenn, wenn er später dann mal die Lizenz für eine Neuinstallation benötigt und dann erst feststellt, dass da was fehlt.

Dass du bei der Auswahl „übergangen“ wurdest, ist aber normal. War bei mir auch damals so, wobei ich der Nachfolger für den kurz vor der Rente stehenden Stelleninhaber war…
Letztendlich müssen deine Chefs ja mit ihm auskommen, nicht du.

Und insgesamt: „Neue Besen kehren gut“. Vielleicht hat der neue ja nun, eben weil er neu ist, einen besseren Ansatz, die lizenzthematik korrigieren zu können.
Aber auch das kann dir ja per se Wurscht sein. Du/ ihr habt eure GL mehrfach darauf hingewiesen und mehr kannst du nicht machen. Wenn das in Zukunft so bleibt: du bist ja nicht mehr da…

Gruß
em-pie
Member: maretz
Solution maretz May 13, 2021 at 07:03:26 (UTC)
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Moin,

ich würde das ganze ein wenig auf die Prioritäten schieben. Zuerst würde ich das technische machen - wie sieht das Netzwerk aus, wie sieht der rest aus (Server, PCs,...). Dann würde ich eben auch das Handover der Passwörter angehen und in dem Zug eben auch die fehlenden Lizenzen (völlig wertfrei) ansprechen und sagen das der Hinweis bereits erfolgt ist. Das ganze dann einmal als Handover-Protokoll unterzeichnen lassen und fertig...
Member: wiesi200
Solution wiesi200 May 13, 2021 at 07:04:43 (UTC)
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Hallo,

Normal sollte das eh gleich eine der ersten Fragen sein die er stellen sollte.

Aber ja erzählen, alle Probleme und Missstände, wobei ich die kpl. Einarbeitung im vorab mit deinem Chef durchgehen würde. Dann noch mit ihm einen Plan dafür erstellen den du und der neue dann Punkt für Punkt unterschreiben müsst.

Somit kann keiner über dich Schimpfen das du was nicht gemacht hast, wobei die das egal sein kann. Und der neue kann deinem Chef nichts vormachen das man ihm was nicht erklärt hat.
Mitglied: 59561
59561 May 13, 2021 at 07:57:55 (UTC)
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Vielen Dank!

Ich antworte mal quer über alle hinweg:

Die Formalitäten sind klar - Einarbeitungsplan steht, gegengezeichnet wird auch alles mehrfach. Bei der Lizenzthematik selbst muss er auch nicht nachdenken - Nachkaufen ist alternativlos.
Ich hab' mich auch abgesichert, die entsprechenden Mails und Hausmitteilungen sind in mehreren Postfächern und revisionssicher im E-mail-Archiv.

Nochmal zum Auswahlverfahren: Wie gesagt, ich hatte kein Problem damit, und ja, es ist durchaus üblich, dass Ex-Stelleninhaber nicht mit involviert werden. Ich hatte nur fachliche Bedenken, da ich im Haus der mit der IT-Inselbegabung bin und auch die Verfassung unserer Stellenanzeige so gestaltet war, dass sich gewisse Bewerbergruppen nicht automatisch nicht angesprochen gefühlt haben...
Ohne unserer GL zu nahe zu treten, aber ich bezweifle, dass sie sich entsprechende Fragen zur fachlichen Einschätzung bereitgelegt hatte bzw. die erhaltenen Antworten validieren könne. Dafür kenne ich sie zu lange face-wink

- tf -
Member: GrueneSosseMitSpeck
GrueneSosseMitSpeck May 13, 2021 at 08:08:02 (UTC)
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Man ist nicht für das verkorkste Management seines aktuellen Arbeitgebers verantwortlich, für dessen strategische Kurzssicht schon mal garnicht. Die Leute, die das im Auge behalten sollten, kriegen doppelt so viel Geld wie man selber oder der "Neue"

Es hilft "nach mir die Sintflut". Entweder fällt die Einarbeitung auf fruchtbaren Boden oder nicht. Das sollte man noch gewissenhaft angehen, aber am lezten Arbeitstag fällt der Hammer. Schluß. Aus. Auf Nimmerwiedersehen.

Ich hab nach meinem Weggang bei einer Firma vor längerer Zeit ca. 3 Monate später diskrete Nachfragen nach Kennwörtern, Datenbanken und Toolbedienung gehabt. Hab ich aber ohne einen einzigen Gewissensbiß ignoriert.
Member: maretz
maretz May 13, 2021 at 08:18:37 (UTC)
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Zitat von @59561:

Vielen Dank!

Ich antworte mal quer über alle hinweg:

Die Formalitäten sind klar - Einarbeitungsplan steht, gegengezeichnet wird auch alles mehrfach. Bei der Lizenzthematik selbst muss er auch nicht nachdenken - Nachkaufen ist alternativlos.
Ich hab' mich auch abgesichert, die entsprechenden Mails und Hausmitteilungen sind in mehreren Postfächern und revisionssicher im E-mail-Archiv.

Nochmal zum Auswahlverfahren: Wie gesagt, ich hatte kein Problem damit, und ja, es ist durchaus üblich, dass Ex-Stelleninhaber nicht mit involviert werden. Ich hatte nur fachliche Bedenken, da ich im Haus der mit der IT-Inselbegabung bin und auch die Verfassung unserer Stellenanzeige so gestaltet war, dass sich gewisse Bewerbergruppen nicht automatisch nicht angesprochen gefühlt haben...
Ohne unserer GL zu nahe zu treten, aber ich bezweifle, dass sie sich entsprechende Fragen zur fachlichen Einschätzung bereitgelegt hatte bzw. die erhaltenen Antworten validieren könne. Dafür kenne ich sie zu lange face-wink

- tf -

Wenn ich mir das so durchlese - ganz ehrlich - dann ist es gut das die eben dich da nich gleich hinzuziehen. Welchen Mehrwert hat es für einen (ggf. nervösen) Bewerber wenn der aktuelle Stelleninhaber gleich mit den Problemen anfängt? Andersrum hast du es ja auch gelernt - warum sollte es also jemand anders nich auch lernen können? In der IT ist es ja durchaus nich ungewöhnlich das man sich selbst als "unersetzlich" sieht weil halt auch alle permanent fragen. Dabei übersieht man eben das andere ggf. auch schon Erfahrungen haben und/oder das eben auch schnell lernen können. Wenn du da noch die Übergabe halbwegs prof. über die Bühne bekommst ist es normal kein Problem für jemanden sich da reinzufinden. Wenn du aber schon am ersten Tag gleich meinst nur das Negative rauszuhauen (bzw. eben bei einem evtl. Bewerbungsgespräch) dann wird das auch entsprechend negativ laufen...

Und auch die fachliche Einschätzung ist immer schwer. Denn es geht oft nicht nur ums fachliche - DAS kann man halt lernen...
Member: MacLeod
MacLeod May 17, 2021 at 08:28:28 (UTC)
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Hallo
Eine Arbeitsplatzübergabe sollte ganz nüchtern und emotionslos verlaufen. Und das sollte zum eigenen Schutz auch dokumentiert werden. Die Checkliste machst Du selbst, lässt sie von deinem Vorgesetzten auf Vollständigkeit absegnen und arbeitest Sie mit deinem Nachfolger ab. Dieser unterschreibt bei jedem abgehakten Punkt.
Mit der Unterschrift des Vorgesetzten bist du entlastet, wenn am Ende wichtige Punkte fehlen. Und wenn nicht alle Einzelpunkte abgearbeitet werden können aufgrund Zeitmangel, hast Du nach deinem Ausscheiden die Option nachzuverhandeln und gegen Bezahlung weitere Punkte zu klären.
Ganz wichtig: Bei der Arbeitsplatzübergabe bist Du verantwortlich für die EINWEISUNG, nicht aber für die SCHULUNG des neuen Mitarbeiters. Das wird in der IT gerne überstrapaziert. Bei anderen Berufen wie Automechaniker oder Installateur ist das mehr oder minder logisch.
Am Beispiel der Adobe Creative Suite zeigst Du ihm wie das Programm installiert wurde, wo die wichtigen Dateien und Bibliotheken liegen und wie und wann was gesichert wird. Aber Du musst ihm NICHT zeigen wie man die Software richtig bedient!

Bei den Lizenzen wird es ganz trocken: Bist Du der Verantwortliche für die IT Dokumentation? Wenn Ja, dann übergibst Du sie ihm und weist auf die Differenz Soll/Ist bei den Lizenzen hin. Wenn Nein, dann braucht dich das nicht zu interessieren. Nachfragen des Neuen zu einem "Warum das so ist" besser gar nicht beantworten. Denn da kann man nur was Falsches sagen.
Nur weil Du in der Vergangenheit Software installiert und Lizenzschlüssel eingegeben hast (Und dir bewusst war, daß da was nicht stimmt) bist Du bei einem Verstoß nicht automatisch der Verantwortliche. Das ist und bleibt dein Vorgesetzter und wenn dieser die Hände hebt letztendlich der Big Boss.
MfG,
MacLeod