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Heimserver bzw. NAS - Storage Spaces, DriveBender, ZFS oder etwas ganz anderes?

Hallo liebe administrator.de Community!

Ich habe mir in der Vergangenheit schon öfters auf diesem Portal Rat gesucht. Mein aktuelles Problem konnte ich allerdings weder hier noch anderswo im Netz zufriedenstellend beantwortet finden. Deswegen eröffne ich hiermit meinen ersten eigenen Fragenthread.

Und zwar möchte ich mir gern aus einem alten PC einen Heimserver basteln. Eigentlich möchte ich nur ein NAS, aber wenn er noch ein wenig mehr kann - umso besser. Und hier fängt mein Dilemma bereits an. Ich wälze jetzt seit Wochen Foren und Blogs und zerbreche mir den Kopf, komme aber zu keiner endgültigen Entscheidung.

Aber fangen wir erst einmal mit den Voraussetzungen und meinen Vorstellungen an: Ich habe mir für den Server ein neues Gehäuse mit 8 Festplattenslots und vernünftigem Kühlkonzept bei geringer Geräuschentwicklung gegönnt. In selbiges soll die vorhandene Hardware eines alten Rechners und die 6 Datenplatten aus meinen aktuell 5 herumstehenden NAS verbaut werden. Auf diese Platten sollen dann unsere Daten am liebsten in verschiedenen Raidlevels liegen - soll heißen z.B. krititsche Daten wie Familienfotos und Dokumente mindestens doppelt oder gar 3-fach redundant, wohingegen für die Medienbibliothek z.B. Parität ausreichen würde. Ja, ich bin mir bewusst, dass Raid kein Backup ersetzt, aber für reproduzierbare Daten ist es ausreichend und Fotos/Dokumente kommen beinahe täglich dazu, wobei ich das Backup nur einmal monatlich machen möchte. Zusätzlich habe ich noch eine kleine SSD da, die als Systemplatte herhalten könnte. Zu guter letzt sollte der fertige Server noch eine automatische Abschaltung bei Nichtzugriff sowie eine zuverlässige Wake on LAN (oder besser noch Wake on Pattern Match) Funktionalität bieten, sodass er wirklich nur läuft, wenn man mal an die Daten muss. Client Backup und andere Zusatzschmankerl von Windows Server wären cool, sind aber optional.

Nun ist allerdings die große Entscheidung: Unter welchem System soll ich das Ding aufsetzen? Meine Anforderungen brachten mich recht schnell zu einem Windows Server 2012 R2 Essentials mit den vielgerühmten Storage Spaces. Die klingen eigentlich wie für mich gemacht und ich war auch schon drauf und dran, mir eine Lizenz zu besorgen. Allerdings stieß ich dann auf eine unheimliche Menge von negativen Erfahrungsberichten aus den Jahren 2011 bis 2013, in denen von verschiedensten Horrorszenarien bis hin zum Verlust des gesamten Datenpools bei Ausfall einer Platte die Rede war. Neuere Berichte gibt es leider sogut wie garnicht, was mich zu meiner ersten Frage führt.

Frage: Hat jemand Erfahrung mit der aktuellen (Ende 2015/Anfang 2016) Zuverlässigkeit, Stabilität und dem Failover-Verhalten der Storage Spaces unter Server 2012 R2 Essentials?

Die nächste Überlegung war, stattdessen ein Tool wie DriveBender zu nutzen. Das bietet den Vorteil eines stinknormalen NTFS-Filesystems, was bedeutet man kann nach Ausfall einer Platte oder wenn der Pool fehlerhaft ist, die einzelnen Platten einfach abstöpseln und an jedem Windows-PC auslesen. Nachteil ist, dass weder Parität noch 3-Wege-Mirroring möglich wären. Und auch hier finden sich erstaunlich wenig aktuelle Erfahrungsberichte zur Stabilität.

Daher wieder die Frage: Hat jemand neuere Erfahrungen mit DriveBender oder ähnlichen Tools sammeln können?

Vielleicht die naheliegendste Lösung für ein Eigenbau-Heim-NAS sind natürlich schlanke, spezialisierte Linux-Distributionen wie FreeNAS. Selbiges gefiel mir auch ganz gut, bis ich wiederum mehrere Horrorgeschichten über das ZFS-Dateisystem bei Nichtverwendung von ECC-Speicher las. So kann ein einziger Bitfehler im RAM scheinbar das gesamte Dateisystem und damit auch alle Daten zerstören. Außerdem bieten die Linux-Distributionen soweit ich das verstanden habe ebenfalls keine unterschiedlichen Raidlevel auf Ordnerebene.


Was ich schlussendlich eigentlich suche, ist eine Entscheidungshilfe zwischen den angesprochenen Varianten (oder natürlich auch einen ganz neuen Vorschlag) auf Grundlage AKTUELLER Erfahrungen mit den o.g. Systemen/Tools.


Ich sage schonmal vielen Dank im Voraus für eure Tipps face-wink

Content-ID: 292062

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Ausgedruckt am: 23.11.2024 um 04:11 Uhr

jsysde
Lösung jsysde 01.01.2016, aktualisiert am 02.01.2016 um 02:54:13 Uhr
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N'Abend.

Ich fasse mich mal kurz; setze aktuell WSE2012R2 ein, habe Storage Spaces aktiv, allerdings nur als JBOD konfiguriert - damit ist dann auch klar, dass der Ausfall einer Platte Totalverlust bedeutet. Was aber kein Storages Spaces Problem ist, sondern generell für JBOD zutrifft.
Die RAID-Level der Storage Spaces ziehen die Performance allerdings in den Keller, daher rate ich davon ab.

Generell:
Vergiss RAID. Erhöht die Komplexität unnötig und bringt so gut wie keinen Nutzen (in einem Homeserver-Szenario). Tägliches Backup auf ein externes Medium ist Pflicht, auch und gerade bei einem RAID. Oder hast du nen baugleichen Controller rumliegen? Was machst du, wenn der Blitz oder ein sterbendes Netzteil dein komplettes System ins Nirvana schickt?

DriveBender ist so ne Gretchenfrage, rüstet eigentlich ein Feature "nach", dass schon im OS enthalten ist. Daher (und aufgrund schlechter Erfahrungen unter WHS2011) kommt es bei mir nicht zum Einsatz.

Mein Setup sieht so aus:
WSE2012R2 läuft auf ner SSD, dazu zwei Datenplatten á 3TB und diese als Storage Pool definiert. Tägliches Backup über den Assistenten auf ein ISCSI-Target, dass auf dem NAS liegt. Schlafen und Aufwachen regle ich per LightsOut und das schon seit WHS2011-Zeiten absolut zuverlässig und völlig stressfrei.

Weitere Datenplatten kann ich nach Gusto dazu stecken und einbinden. Einziges Manko an diesem Setup: Bare Metal Restore von nem ISCSI-Target ist mit einigen Tricks verbunden, lässt sich aber bewerkstelligen (hab's gottlob noch nie wirklich gebraucht).

*Just my 5 Cent*

Cheers,
jsysde
Streifenkarl
Streifenkarl 01.01.2016 aktualisiert um 23:41:23 Uhr
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Ich habe mich da nicht eindeutig ausgedrückt, entschuldige. Ich möchte keinen Hardware-Raid einrichten, ich meine mit Raidlevels lediglich die interne Spiegelung bzw. Paritätsberechnung auf Ordnerebene der Storage Spaces. Dazu brauche ich keinen Raid-Controller und angeblich soll der Speicherpool ja auch nach einem kompletten Systemausfall nach einer Neuinstallation wieder eingebunden werden können. Ob das stimmt sei dahingestellt.

Die Intention hinder dem ganzen Server ist es ja, meine Daten relativ sicher vor dem Ausfall einer Platte (die Medienbibliothek) bzw. von zwei Platten (die kritischen Daten) zu schützen. Die kritischen, unwiderbringlichen Daten werden regelmäßig nochmal auf eine externe Platte gesichert. Aber ich kann z.B. meine Medienbibliothek mit mittlerweile über 7TB nicht nochmal extern komplett sichern, würde sie aber gern durch Parität zumindest vor dem Ausfall einer Platte sichern. Diese ganze Idee wäre natürlich obsolet, wenn durch einen Softwarebug der ganze Speicherpool anfällig wäre. Daher meine Überlegungen zu den Alternativen...

Achja, Performance ist eigentlich zweitrangig, solange es zum streamen von HD-Videos reicht (also nur lesender Zugriff) ist alles gut.
jsysde
Lösung jsysde 02.01.2016 aktualisiert um 02:54:09 Uhr
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N'Abend.
Zitat von @Streifenkarl:
Aber ich kann z.B. meine Medienbibliothek mit mittlerweile über 7TB nicht nochmal extern komplett sichern
Warum nicht?
Ein inkrementelles Backup, wie es WSE2012R2 von Hause aus mitbringt, dauert nicht lange - klar, das initiale Backup braucht ne Weile, aber danach gilt "always incremental forever". Und das ganze automatisiert, täglich, wenn du willst, sogar mehrfach. Um das Um- und Aussortieren kümmert sich der WSE ebenfalls selbstständig.

würde sie aber gern durch Parität zumindest vor dem Ausfall einer Platte sichern.
Da komme ich nochmal auf meinen Punkt aus dem vorigen Post zurück: Angenommen, du hast ein (wie auch immer geartetes) RAID für deine Daten und sicherst alle 14 Tage auf ein externes Medium. Wenn dir nun an Tag 13 die Kiste vollständig abraucht, was machst du dann? Mit dem Datenverlust leben, trotz RAID?

RAID löst dein eigentliches Problem, nämlich die _Sicherheit_ deiner Daten, in keinster Weise. Es erhöht lediglich die _Verfügbarkeit_ deiner Daten. An einem möglichst täglichen Backup deiner als von dir "kritisch" angesehenen Daten kommst du auch mit einem RAID nicht vorbei.

Das Wiedereinbinden eines Speicherpools nach Neu-Installation ist möglich - sofern der Speicherpool als solcher noch intakt ist. Je nach dem, wie nun der Systemausfall zustande kommt, ist die Unversehrtheit des Pools aber nicht notgedrungen gegeben (bei mir hat's im Lab geklappt: Server neu installiert, Speicherpool war intakt und liess sich wieder einbinden, als wäre nix gewesen).

Cheers,
jsysde
Streifenkarl
Streifenkarl 02.01.2016 um 02:51:31 Uhr
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Ich verstehe schon, was du meinst und stimme dir da vollkommen zu. Ich habe auch vor, meine wirklich wichtigen Daten regelmäßig auf eine externe USB 3-Platte zu sichern. Ich habe allerdings schlicht und einfach nicht die Kapazitäten, um die kompletten fast 8 TB an Daten nochmals extern zu sichern. Auf lange Sicht plane ich schon, mir ein externes Gehäuse für 6 oder mehr Platten zuzulegen. Aber auch das will erst einmal bestückt werden - und das bei aktuell astronomischen Plattenpreisen.

Ein RAID bzw. eine interne Spiegelung/Paritätsberechnung schützt die Daten zumindest vor den - meiner Erfahrung nach - mit großem Abstand häufigsten Fehlerszenarien: Dem Ausfall einer Festplatte oder dem des Boards. Und da die Medienbibliothek notfalls reproduzierbar ist und ich auch in der Praxis noch nie von einem Komplettausfall eines Systemes inklusive Board und aller Platten gehört habe, reicht mir diese relative Sicherheit dafür aus. Wenn die Storage Spaces funktionieren wie sie sollen - was ja meine eigentliche Frage war - dann sollten die Daten darauf sowohl den Ausfall des Mainboards überleben (indem man WSE einfach mit neuem Board neu aufsetzt und den Pool wieder einbindet) als auch den einer Festplatte (sofern man das Device auf "parity" eingestellt hat). Für den Fall, dass 2 Platten gleichzeitig oder das gesamte System (ich habe einen Blitzableiter auf dem Dach und 3fachen Überspannungsschutz, was das Risiko nochmals minimiert) ausfallen - muss ich eben in den sauren Apfel beißen und die Daten neu anlegen.

Nichtsdestotrotz entnehme ich deinen Zeilen, dass der Speicherpool bei dir bisher bugfrei funktioniert, oder?

Beste Grüße
jsysde
Lösung jsysde 02.01.2016 aktualisiert um 15:40:24 Uhr
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Moin.
Zitat von @Streifenkarl:
Ich verstehe schon, was du meinst und stimme dir da vollkommen zu. Ich habe auch vor, meine wirklich wichtigen Daten regelmäßig auf eine externe USB 3-Platte zu sichern. Ich habe allerdings schlicht und einfach nicht die Kapazitäten, um die kompletten fast 8 TB an Daten nochmals extern zu sichern. Auf lange Sicht plane ich schon, mir ein externes Gehäuse für 6 oder mehr Platten zuzulegen.
Hmmm. Ich würde die USB-Plattensicherung weglassen und die Platte(n) stattdessen in eines der NAS-Systeme stecken, dort als LUN per iSCSI bereitstellen und den WSE direkt dorthin sichern lassen. Das NAS stellst du dann in einen anderen Raum (bei mir steht's (bald) im Keller) und hast so auch gleich eine räumliche Trennung. Und wenn das NAS kein iSCSI-Target bereitstellen kann, baust du halt ne VHDX-Datei auf der SMB-Freigabe des NAS und mountest die VHDX als Backupziel.

Meine Erfahrungen mit Backups laufen immer wieder darauf hinaus, dass manuell getätigte Backups ("ich sicher' das regelmässig nach...") gern vergessen und vernachlässigt werden. Ein Automatismus läuft, einmal passend eingerichtet, hingegen sauber und dauerhaft und im Falle eines Falles ist die Frage nicht, ob ich Daten wiederherstellen kann, sondern schlimmstenfalls, wie lange es dauert. Und das ist in einem Homeserver-Szenario sicherlich vernachlässigbar.

Ein RAID bzw. eine interne Spiegelung/Paritätsberechnung schützt die Daten zumindest vor den - meiner Erfahrung nach - mit großem Abstand häufigsten Fehlerszenarien: Dem Ausfall einer Festplatte oder dem des Boards.
Theoretisch richtig, wobei alles andere als ein Mirror schon wieder komplex wird. Bei nem Mirror kannst du im Idealfall die überlebende Platte einfach per USB-Dock anschliessen und auf deine Daten zugreifen, bei Parity klappt das hingegen nicht.

in der Praxis noch nie von einem Komplettausfall eines Systemes inklusive Board und aller Platten gehört habe
Frag mal jemanden, der von nem Blitzschlag betroffen war. Oder dessen Netzteil hochgegangen ist.

muss ich eben in den sauren Apfel beißen und die Daten neu anlegen.
Nein, musst du nicht - ein adäquates Backup-Konzept verhindert ja genau dieses Szenario.

Nichtsdestotrotz entnehme ich deinen Zeilen, dass der Speicherpool bei dir bisher bugfrei funktioniert, oder?
Ja, als JBOD. Alles andere hab' ich nur im Lab kurz eingerichtet, einfach um es mal gemacht zu haben, aber nicht wirklich getestet oder produktiv gehabt.

Cheers,
jsysde
Streifenkarl
Streifenkarl 02.01.2016 aktualisiert um 15:44:53 Uhr
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Zitat von @jsysde:
Zitat von @Streifenkarl:
Ein RAID bzw. eine interne Spiegelung/Paritätsberechnung schützt die Daten zumindest vor den - meiner Erfahrung nach - mit großem Abstand häufigsten Fehlerszenarien: Dem Ausfall einer Festplatte oder dem des Boards.
Theoretisch richtig, wobei alles andere als ein Mirror schon wieder komplex wird. Bei nem Mirror kannst du im Idealfall die überlebende Platte einfach per USB-Dock anschliessen und auf deine Daten zugreifen, bei Parity klappt das hingegen nicht.

Funktioniert das auch mit gespiegelten Platten aus dem Speicherpool? Angeblich sind die doch außerhalb des Pools nicht lesbar - nichtmal wenn sie nur als JBOD im Pool waren (deswegen habe ich ja über DriveBender nachgedacht, weil der die Platten normal mit NTFS formatiert). Oder wurde das in WSE R2 neu implementiert?
photographix
Lösung photographix 07.01.2016, aktualisiert am 08.01.2016 um 15:58:33 Uhr
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Hallo,

ich habe mir erst im November ein kleines All in One NAS zusammengebaut und setze da zu Hause wie auch im Job auf Nexenta bzw. ZFS. Man kann auch wenn eine Platte ausgefallen ist den Pool noch retten bzw die Daten darauf. Natürlich nur mit einer Nexenta Live CD oder mit einem System was ZFS lesen kann. Zwingend ist aber leider ECC Ram da es sonst keinen Sinn macht sich mit ZFS zu beschäftigen. Würde persönlich ZFS Windows Storages Spaces immer vor ziehen, da das Dateisystem schon seit mehreren Jahre (Jahrzehnte) im Einsatz ist (Entwicklung von SUN) und StorageSpaces doch recht neu ist.