shihan
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Wie einen spezifischen 19"-Netzwerkschrank ideal erden

Hallo zusammen

Ich bin am verkabeln meines Netzwerkschrankes. Als erstes wollte ich den Potential-Ausgleich anschliessen.

Der Elektriker hat für mich ein Kabel vom Sicherungskasten her verlegt, welches ich verwenden kann, den Schank habe ich allerdings erst jetzt an die Wand gedübelt, sonst hätte ich ihn das auch noch gleich machen lassen.

Ich habe den folgenden Netzwerkschrank (DN-19 Digitus Basic, 12U):
digitus-dn-19-12-u-19-zoll-wandgehaeuse-b-x-h-x-t-600-x-643-x-450-mm-12-he-lichtgrau-ral-7035-972279

Wie ihr seht, ist das Gehäuse grundsätzlich lackiert, vorne linksund rechts hat es metallene Profilschienen um die Geräte etc. zu befestigen, hinten hat es das nicht. Am Boden hat es eine Schiene um die tiefe der Profilschienen zu verstellen, dies ist aber auch lackiert. Auf dem Gehäuseboden hat es vorne links und hinten rechts einen unlackierten Erdungspunkt, auch an den beiden abnehmbaren Seitenteilen und an der abnehmbaren Rückwand. An der Decke habe ich keinen gefunden und auch nicht auf der Türe, die besteht aber zu 90% aus Glas (fand es trotzdem komisch, dachte die müsste man immer auch Erden).

Dazu habe ich mir diese Potentialausgleichsschiene/Erdungsschiene gekauft (auch vom selben Hersteller), mit 6 Erdungspunkten:
dn19earth_4016032142027_front_rgb
Die ist ca. 20cm lang.

Nun frage ich mich, wie man das korrekt alles verbindet, da ich im Internet auf etwas abweichende Aussagen gestossen bin. Der Hersteller konnte meine Fragen zum Teil beantworten, teilweise waren die Antworten aber sehr unspezifisch, vermutlich Copy/Paste. Vielleicht kann mir hier jemand sagen, wie es optimal gelöst wird.

Bisher gehe ich von folgendem Vorgehen aus:
  • Erdungsschiene im Schrank montieren - doch nur wo, an der Front denke ich nicht, dann würde es ja die Schrauben der anderen Geräte überdecken, vermutlich auf der Seite der Profilschiene z.B. Links, dort hate es auch Lochungen. Was würdet ihr empfehlen?
  • Dickes Erdungskabel "vom Haus" wird an die erste Schraube der Erdungsschiene verbunden.
  • Seitenteil links, Seitenteil rechts, Erdungspunkt Boden vorne links und Erdungspunkt Rückwand werden an 4 einzelne Schrauben der Erdungsschiene geschraubt
  • Patchpanel wird an die letzte noch freie Schraube geschraubt

Bin mir aber nicht sicher ob das so sinnvoll ist, was wenn noch etwas zusätzlich geerdet werden muss, z.B.das Gehäuse vom Switch oder kA in Zukunft ein weiteres Patchpanel, würde es daher eher Sinn machen, dass man einige Kabel zusammenfasst und zusammen auf eine Erdungsschraube legt?


Besten Dank für Eure Hilfe!

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Member: chiefteddy
Solution chiefteddy Aug 26, 2019 at 13:24:34 (UTC)
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Hallo,

grundsätzlich sind alle Erdungspunkte sternförmig mit der zentralen Erde im Netzwerkschrank (hier die Erdungsschiene) zu verbinden.

Konkret heißt das:

- die Erdungsschien paßt wie ein Patchpanel in den 19"-Rahmen und wird mit den mitgelieferten Käfigmuttern dort befestigt
(ganz ober oder unten)

- Erdungsanschluss aus der UV auf die Erdungsschiene, wie von dir geplant.

- Von den Erdungspunkten des Gehäuses (Kupfer-Bolzen an den Seitenwänden usw.) auf die Erdungsschiene

- von den Patchpanelen und den aktiven Komponenten (Switche, Router usw.) ebenfalls auf die Erdungsschiene

- Die Erdung der Tür macht ja nur dann Sinn, wenn sie elektrisch Leitfähig ist (zB Cu-bedampftes Glas). Dann ist
auch ein Erdungspunkt an der Tür vorhanden

- Die Erdungsschiene (siehe Foto) hat doch noch eine Vielzahl weiterer Anschlusspunkte. Da kannst Du doch noch
weitere Erdungskabel (die Du dann natürlich selber herstellen mußt) auflegen.

- häufig haben die Käfigmuttern für die 19"-Befestigung Krallen, die durch die Lackschicht drücken und einen Erdungskontakt
zw. Gehäuse/19"-Rahmen und Patchpanel bzw Switch herstellen sollen. Das ist aber nicht sehr vertrauenswürdig.
Ich würde immer ein dediziertes Kabel zur Erdungsschiene legen.

Jürgen
Member: Shihan
Shihan Aug 26, 2019 updated at 13:43:32 (UTC)
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Okay, danke für deinen Input. Ich frage mich aber nur, wie diese Erdungsschiene in den Rahmen passen soll (analog Patchpanel), also Horizontal. Es ist ja nur ca. 22cm breit. Das heisst ich kann es nicht an den Profilschienen links und rechts gleichzeitig festmachen. Digitus schreibt aber dass diese schiene für 10" und für 19" Schränke gedacht ist. Sie haben aber auch noch eine zweite Schiene, EARTH-L, die länger ist (820 mm) - aber die ist so lang, dass sie dann auch nicht in die Breite eines Schrankes passt. Müsste das nicht eher vertikal montiert werden? Vielleicht hat Digitus hier ein etwas eigenwilliges Konzept?

Auch sind diese Schienen auf so Plastik-Isolatoren, würde es nicht eher Sinn machen, wenn diese leitend direkt auf der Profilschiene wären, dann wäre die Profilschiene auch mitgeerdet?

Update: habe nochmals gegooglet, und habe ein Bild der montierten Schiene gefunden, lustigerweise findet man das nicht auf der Herstellerseite. Aber scheinbar wurde sie dort wirklich auch vertikal montiert. Irgendwie finde ich das nicht optimal, aber weiss noch nicht ob das dann wirklich störend ist in meinem Rack:
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Member: chiefteddy
chiefteddy Aug 26, 2019 at 14:12:17 (UTC)
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Hallo,

Auch sind diese Schienen auf so Plastik-Isolatoren, würde es nicht eher Sinn machen, wenn diese leitend direkt auf der
Profilschiene wären, dann wäre die Profilschiene auch mitgeerdet?

Macht nur Sinn, wenn die Profilschienen nicht lackiert sind (siehe vorherigen Post bezüglich Käfigmutter mit Krallen)

Sie haben aber auch noch eine zweite Schiene, EARTH-L, die länger ist (820 mm)

82cm passen aber auch nicht auf 19". Anscheinend setzt Digitus tatsächlich auf vertikalen Einbau.

Ich setzte leider (oder zum Glück face-wink ) nicht Digitus ein; ausschließlich Rittal. Und da passen die Erdungsschienen horizontal auf den 19"-Rahmen. (Oder man wählt eine andere Variante aus dem Baukasten)

Aber scheinbar wurde sie dort wirklich auch vertikal montiert. Irgendwie finde ich das nicht optimal, aber
weiss noch nicht ob das dann wirklich störend ist in meinem Rack:

Üblicherweise hat man in größeren 19"-Netzwerkschränken eine 2. 19"-Ebene, die zum Abfangen der Rails von Servern uä. dient.

Die Erdungsschiene wird dann von hinten auf der 2. 19"-Ebene befestigt und stört so nicht im vorderen Verdrahtungsraum. Am hinteren 19"-Rahmen sind dann ja auch üblicherweise die Stromverteilungskomponenten (PDU) angeordnet.

Jürgen
Member: Shihan
Shihan Aug 26, 2019 at 14:47:40 (UTC)
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Die Profilschine selber (2 Stück) sind nicht lackiert. Siehe erstes Bild vom Threadstart.

Ich frage mich nur, weil es sind ja leitende Teile, und wenn was passierte könnten ja auch diese unter Strom sein. Oder sind die trotz der Lackierung im sonstigen Gehäuse genug leitend mit dem Rest des Gehäuses wohl verbunden, dass auch dort Fehlströme abgeleitet werden könnten über den Erdungspunkt am Gehäuse? Blicke da nicht ganz durch, wieso machen die das extra auf Isolatoren?

Wie kennst du es denn von Rittal und den horizontalen Schienen, liegen die auch auf Isolatoren auf? Ich nehme an diese sind wie leitend mit den Profilschienen verbunden auf denen sie angeschraubt sind.

Aber vielleicht geht das mehr in die Richtung, dass der Strom über den Potentialausgleich auch möglichst nur einen Weg nehmen soll, das heisst über die Profilschine dann weg zur Erdung vom Haus und nicht evtl. aus "Versehen" nochmals über das Gehäuse geschlauft.
Member: fredmy
fredmy Aug 26, 2019 at 16:24:30 (UTC)
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Zitat von @Shihan:

Aber vielleicht geht das mehr in die Richtung, dass der Strom über den Potentialausgleich auch möglichst nur einen Weg nehmen soll, das heisst über die Profilschine dann weg zur Erdung vom Haus und nicht evtl. aus "Versehen" nochmals über das Gehäuse geschlauft.

Der strom nimmt den Weg des geringsten Widerstandes (und teilt sich ggfs. auch entsprechend den Widerständen auf) - also eigentlich nur alles elektrisch leitend miteinander verbinden und ggfs. Mindestquerschnitte der Drähte beachten.
Also: entweder ERDEN oder POTENTIALAUSGLEICH. (egal wie die Schiene im Verkaufsprospekt heißt)
Potentialausgleich wird wie ein stromführender Leiter behandelt (sammelt Potentialdifferenzen) und ist mit der Hausportentialausgleichschiene verbunden (nicht zu verwechseln mit Erde -> Blitzschutz usw.)
Die Klemmfolge ist eigentlich egal, Potentialausgleiche hat nix mit Schutzleiter zu tun und kommt damit bei der Verlegung auch nicht in Berührung- ansonsten fix mal die Suchmachine deines geringsten Mißtrauens befragen zum Thema Elektroinstallation, dort findest du Himweise - ggfs. deine (hoffentlich vertrauenswürdige) E-Installationsfirma befragen.

Mann mann .. bin nun auch schon etliche Jahre aus dem Elektrobaugeschäft raus und muß im Bedarfsfall immer neu lesen (im Zweifelsfall Drahtfarben... face-wink )

Fred
Member: UweGri
UweGri Aug 26, 2019 updated at 18:38:18 (UTC)
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Erstens: Potentialausgleich ist Sache des Elektrikers, da eine Schutzmaßnahme!

Zweitens und ff: Alle Schrauben haben Zahnringe zu enthalten, damit eine sichere Verbindung gewährleistet ist (Farbe zusätzlich abkratzen). Auch die Tür muss geerdet sein! Die Scharniere langen NICHT! Üblich wird ein Gr/Ge Kabel Litze gelegt. Potentialausgleich / Erdung / Nullleiter ist elektrisch gleich, Schaltungstechnisch nicht. Weiterhin sind Mindestquerschnitte vorgesehen, egal ob Kabel oder Schrauben.

Zum Schluss muss die Anlage geprüft werden. Fazit, steht das Ding bei Dir nicht zu Hause, lasse es! Du musst das auch nicht tun, da Du es so gesehen nicht tun darfst. Es handelt sich um eine Ortsunveränderliche Anlage.

Erweitert: Haus Du Potenzialausgleich / Schutzerdung / Nullung durcheinander, haut es den FI raus.
Member: chiefteddy
chiefteddy Aug 27, 2019 at 08:57:48 (UTC)
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Hallo.

nachfolgend ein Link zu einem Beitrag aus dem Elektropraktiker zumThema Schutzleiteranschlus

https://www.elektropraktiker.de/nachricht/korrekter-schutzleiteranschlus ...

"Schrauben, die für den Anschluss des Schutzleiters vorgesehen sind, dürfen nicht für andere Zwecke verwendet werden."

Auch wenn die Erdungsschiene ohne isolierende Abstandshalter direkt auf dem19"-Rahmen befestigt wäre, müßte eine separate Verbindung zw. ihr und dem Rahmen (gr/ge Leitung) vorgesehen werden, da die Schrauben ja der Befestigung dienen.

@fredmy
Potentialausgleich wird wie ein stromführender Leiter behandelt (sammelt Potentialdifferenzen) und ist mit der
Hausportentialausgleichschiene verbunden (nicht zu verwechseln mit Erde -> Blitzschutz usw.)

Das ist so pauschal nicht richtig:
- der Hauptpotentialausgleich ist immer mit einem vorhandenem Erder zu verbinden
- die Erdung dient nicht vordergründig dem Blitzschutz (Wenn ein äußerer Blitzschutz - Blitzableiter - vorhanden ist, leitet dieser den Blitzstrom in die Erde ab. Damit muß der äußere Blitzschutz natürlich mit dem Erder verbunden sein)
Aber auch Gebäude ohne äußeren Blitzschutz sollten über einen Erder verfügen, da sonst in den gängigen Netzformen bestimmte Schutzmaßnahmen (zB FI) nicht eingesetzt werden dürfen, da sie nicht funktionieren.

@UweGri
Erstens: Potentialausgleich ist Sache des Elektrikers, da eine Schutzmaßnahme!

soweit die Theorie. Ich glaube kaum, das jedesmal, wenn ein Switch im Netzwerkschrank gewechselt wird, der Elektriker gerufen wird, um den Potentialausgleich anzuschließen.

Ein Netzwerktechniker sollte also wenigstens ein gewisses Grundverständnis über Elektroinstallation und Schutzmaßnahmen, einschließlich der gängigen Normen, haben. Dafür gibt es den (völlig unterschätzten) Ausbildungsberuf IT-Systemelektroniker oder die Zusatzqualifikation Elektrofachkraft für festgelegte Tätigkeiten.

Zum Schluss muss die Anlage geprüft werden.

Nur wenn keine fertig konfektionierten Steckdosenleisten benutzt werden. Wie bereits richtig festgestellt wurde, hat der Potentialausgleich funktionel nichts mit dem Schutzleiter bzw. der Schutzmaßnahme zu tun. Wen ich also nur handelsübliche Switche usw. und eine fertige Steckdosenleiste mit Schukostecker in ein Gehäuse baue, muß ich nicht eine Erstinbetriebnahmeprüfung durchführen. Es schadet natürlich nicht.

Es handelt sich um eine Ortsunveränderliche Anlage.

Das stimmt so auch nicht. Für die unterscheidung Ortsfest oder Orstsveränderlich ist ausschließlich entscheidend, ob der Elektroanschluß über einen Stecker/Steckdose (ortsveränderlich) oder über einen festen Anschluß über eine Klemmstelle/ Anschlußdose (ortsfest) realisiert wird. Ob das Gerät beweglich oder fest installiert ist, ist unerheblich!

Jürgen
Member: Shihan
Shihan Aug 28, 2019 at 14:41:55 (UTC)
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Danke für die Ausführungen Jürgen.

Für diejenigen die es interessiert, der Anschluss erfolgt über eine Steckdose, innerhalb des Schrankes wird eine 19" Steckdosenleiste verwendet. Das Haus hat keinen äusserlichen Blitzableiter. Der Elektriker hat die Erdungsleitung für den Schrank ja gezogen zum Verteilerkasten und dort angeschlossen - ich nehme an in die "Potentialausgleichschiene", jedenfalls hatte es dort bereits ein breites bündel an grünen Kabeln. face-smile
Ausserdem komme ich aus der Schweiz, vielleicht ist es auch rechtlich hier leicht anders mit einigen Dingen. Es gibt zum Beispiel die Niederstromverordnung, gewisse elektrische Anpassungen im Niederstrombereich darf man selber ausführen, wie es im Detail reglementiert ist, könnt ihr im Internet nachlesen. Wie es genau bezüglich Erdung ausschaut, könnte ich jetzt nicht sagen, aber ehrlichgesagt, wie von Jürgen erwähnt, ist es wohl ein Witz, wenn z.B. für das Auswechseln eines Switches der Elektriker kommen müsste.
Die Unterverteilung des Potentialausgleiches kann ich meiner Meinung nach selber machen, ob es der Gesetzgeber wirklich so sieht, keine Ahnung. Aber wenn der Elektriker für den Task extra kommen muss, dann bezahle ich hier bei uns schon den Preis fast für einen gebrauchten Kleinwagen.. zumindest eines Dacia face-smile daher schraube ich die fünf bis sechs Kabel gerne selber an die olle Schiene.
Member: Shihan
Shihan Aug 29, 2019 at 07:32:33 (UTC)
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By the way: Ich bestelle mir nun die Erdungsschiene Rittal 7113.000 - habe für meinen Schrank Profilschienen für hinten dazugekauft, dann kann ich diese dort daran sauber montieren und jedes Kabel hat so sicher seine eigene Schraube, ausserdem hat es bessere Anschlussschrauben für die dicke eingehende Leitung. So muss ich auch nicht sehr lange Kabel durch den Schrank verlegen, weil die Digitus schiene ja entweder rechts oder links montiert werden müsste und man somit ca. 55-60cm Kabel bis zur anderen Seite ziehen muss - ist so sicher etwas aufgeräumter.