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EU-Gremien einigen sich auf die schärfste Form von Upload-Filter und Leistungsschutzrecht

Nun ist es passiert. Die Verlage, die in der Vergangenheit das Internet verschlafen hatten und kurz vor ihrer Auflösung standen, haben mit Hilfe der Politik eine Copyright-Reform auf den Weg gebracht, die sie wieder in den Olymp des Internets katapultiert.

Mit Hilfe von Politiker wie Axel Voss (CDU) wurde eine Copyright-Reform geschaffen, die seinesgleichen sucht. Herr Voss hat in einem Interview über sein eigenes Gesetz mal gesagt, dass sein Leistungsschutzrecht "vielleicht nicht die beste Idee" ist, aber es sei "die einzige, die wir bislang auf dem Tisch liegen haben, um hier irgendwie was zu verbessern". Da sein Wissen und Horizont nicht über Facebook, Google und Twitter hinausgeht, hat er bereits mehrere Male unter Beweis gestellt. Nun wurde genau dieser Vorschlag des Leistungsschutzrecht (Artikel 11) mit weiteren schlechten Ideen wie Upload-Filter (Artikel 13) von den EU-Gremien abgesegnet.

Wie schreibt Netzpolitik.org so schön über Axel Voss, Axel-Springer-Verlagschef Mathias Döpfner und den Bertelsmann-Verlag:
Der fertige Text ist das Ergebnis diesen Lobbyings. Das Urheberrecht der Europäischen Union ist nun auf Jahre, vielleicht Jahrzehnte ganz und gar nach dem Maßstab der Rechteinhaber gestaltet.

Das Plenum des Parlaments und der Rat sind nun die letzte Instanz in dieser Entscheidung. Dies wird aber nur als Formsache angesehen. Die Möglichkeit, dass das Gesetz noch in letzter Sekunde aufgehalten wird ist damit schwindend gering.

Wer ist von der neuen Copyright-Reform ausgeschlossen (Artikel 11 und 13)?

  • News- und Verlagsseiten, Seiten mit redaktionellen Inhalte
  • Startups, die weniger als drei Jahre auf dem Markt sind und deren Jahresumsatz unter 10 Millionen Euro liegt, oder nicht mehr als 5 Millionen Besucher haben

Wen betrifft die neue Copyright-Reform (Artikel 11 und 13)?

Seiten mit nutzergenerierten Inhalte die älter als 3 Jahre sind, oder mehr als 5 Millionen Besucher haben, oder einen Jahresumsatz über 10 Millionen Euro haben. Dazu gehören die meisten

  • Foren
  • Blogs
  • Bewertungsportale
  • alle sozialen Netzwerke
  • alle Seiten mit Kommentarfunktion oder Upload-Möglichkeiten

Kurzum der größte Teil des europäischen Internets.

Was will die neue Copyright-Reform erreichen?

Betreiber von Seiten oder Plattformen mit nutzergenerierten Inhalte haften für unautorisierte Veröffentlichungen urheberrechtlich geschützter Werke. Alternativ müssen sie sich um Lizenzen, auch für das von Dritten hochgeladene Material, bemühen und generell Mechanismen vorhalten, um Werke gar nicht erst verfügbar zu machen, bei denen die Rechteinhaber ihre Ansprüche nachgewiesen haben.

Letztendlich bedeutet dies der Einsatz eines sogenannten Upload-Filters, damit man als Betreiber nicht in die Haftung genommen werden kann (siehe weiter unten im Text).

Die bisherige Rechtslage sah so aus, dass man als Betreiber erst dann haftet, wenn man von einer Rechtsverletzung wusste und nicht gehandelt hat.

Hinzu kommt noch das neue Leistungsschutzrecht, wo man für "einzelne Wörter oder sehr kurze Auszüge" aus geschützten Artikeln im kommerziellen Umfeld eine Lizenz erwerben muss.
Bei privaten Seiten, also Seiten ohne Werbung, soll ein "privater Gebrauch" von Zitaten und „Meme“ erlaubt bleiben.

Das setzen von Hyperlinks soll weiterhin überall erlaubt sein, unklar ist ob Links erlaubt sind, die eine komplette Überschrift eines geschützten Beitrags enthalten. Die Gerichte werden es entscheiden müssen. So lange herscht Rechtsunsicherheit. Das neue europäische Leistungsschutzrecht gilt übrigens für alle Seiten. Das deutsche Leistungsschutzrecht galt nur für Newsseiten oder Suchmaschinen.

Koalitionsvertrag

Der aktuelle Koalitionsvertrag von Union und SPD widerspricht dem Upload-Filter. Leider interessiert es die Politiker wohl nicht mehr, was im Koalitionsvertrag von Union und SPD steht. Ein schönes Beispiel wie Politiker öffentlich ihre Verträge brechen. Wörtlich heißt es dort:

Eine Verpflichtung von Plattformen zum Einsatz von Upload-Filtern, um von Nutzern hochgeladene Inhalte nach urheberrechtsverletzenden Inhalten zu 'filtern', lehnen wir als unverhältnismäßig ab." (Koalitionsvertrag Zeilen 2212 – 2214)

Wie durch ein Wunder sind Upload-Filter nun verhältnismäßig!?

Missbrauch Möglichkeiten

User melden sich anonym in ungeliebte Foren oder Blogs ein, posten urheberrechtlich geschützte Werke, machen Screenshots und geben diese gleich ihren Anwälten weiter. Das ist so einfach und lächerlich, dass man sich kaum vorstellen kann, dass so etwas als Gesetz durchkommen kann. Doch leider passiert das gerade.

Hinzu kommt noch, dass kein Uploadfilter 100% funktionieren wird. Auch wird er nicht zwischen Satire und normalen Text unterscheiden können. Nach meinem Wissen, gibt es aktuell keinen Dienstleister, der nur ansatzweise einen Uploadfilter anbieten kann. Ich lasse mich hier aber gerne belehren (da ich ihn ja auch bald brauche).

Upload-Filter

Will man sich vor den Auswirkungen der neuen Copyright-Reform in Zukunft schützen, braucht man einen Upload-Filter, damit man nicht sofort in die Haftung genommen werden kann.

Das Problem, es gibt bisher keine vernünftigen Upload-Filter auf dem freien Markt.

Technisch sehr aufwendig hat z.B. Youtube mit ContentID einen Upload-Filter entwickelt, der schlappe 110 Millionen Dollar in der ersten Phase gekostet hat. Dieser ist bisher aber nur für Youtube gedacht und nicht frei verfügbar.

Um einen Upload-Filter Service oder Dienst zu betrieben braucht man aber zwingen erst einmal die Daten zum Filtern. Natürlich wurde den Verlagen nicht vorgeschrieben eine zentrale Datenbank für dieses Vorhaben zu schaffen. Dementsprechend fehlt aktuell einfach die Datengrundlage für einen Upload-Filter.

Wie die ganzen Seiten im Internet jetzt einen Upload-Filter realisieren sollen, bleibt von der Politik einfach unbeantwortet. Der Aufwand für einen Upload-Filter Dienst ist recht hoch:

  • Daten von tausenden Verlagen in ganz Europa zentral zu vereinen. Aber wollen das die Verlage überhaupt?
  • Die Gebühren, die die Verlage dazu verlangen könnten, werden sicher nicht klein ausfallen (hey Überraschung, eine neue Geldquelle für die Verlage per Gesetz, genial)
  • Wenn alle Foren, Blogs etc. per API auf den Upload-Filter Dienst zugreifen, sollte dieser eine richtig gute Infrastruktur haben. Wenn jede Seite beim Hinzufügen eines Beitrags oder Kommentars erst den zentralen Upload-Filter abfragen muss, sollte die Geschwindigkeit, in der dieser Dienst antwortet, sehr hoch sein.

Wer profitiert von der neuen Copyright-Reform?

Mit den Upload-Filter wird eine ganz neue Industrie entstehen. Die einzigen Firmen, die am Schluss aber übrig bleiben und die diese Datenmengen überhaupt beherrschen können, sind große Firmen wie Google oder Facebook. Damit legen wir, per Gesetz, die Zukunft unserer Inhalte in die Hände der großen Konzerne. Zensur ist damit vorprogrammiert. Es wäre naiv zu glauben, dass die Firmen diese Möglichkeit nicht nutzen werden.

Die Verlage werden sich dumm und dämlich an den Bereitstellungsgebühren ihrer Inhalte für Upload-Filter verdienen und sind damit wieder voll im Geschäft. Hinzu kommen noch die Einnahmen durch das Leistungsschutzrecht bei jedem verlinkten Beitrag auf ihren Seiten.

Auch wird die Konkurrenz, seitens der sozialen Netzwerke und Foren, deutlich abnehmen.

Der geheime Krieg zwischen redaktionellen vs nutzergenerierten Inhalte wird mit der neuen Copyright-Reform erstmals zugunsten der redaktionellen Seiten entschieden.

Dem User hilft das Gesetz übrigens nicht, er hat keinen Vorteil dadurch.

Die Folgen für uns Alle

Die Folgen der neuen Copyright-Reform werden nicht sofort erkennbar sein. Wenn die ersten Seiten verklagt werden, kommen auch die ersten Reaktionen. Langsam werden Seiten mit nutzergenerierten Inhalte verschwinden und auch die Kommentar-Funktion wird immer seltener aktiviert. Bei manchen Verlags- oder Newsseiten ist sie bereits heute deaktiviert.

Will man selbst etwas schreiben, muss man sich nun Gedanken machen, ob nicht bereits einzelne Wörter oder kurze Auszüge aus geschützten Artikeln darin vorkommen. Bilder die hochgeladen werden sollten keine geschütztes Logos oder sonstige geschützten Abbildungen beinhalten. Will man Videos auf Youtube hochladen, muss man darauf achten, das keine geschützte Musik, kein geschütztes Logos oder sonstiges geschütztes Material in dem Video vorkommen. Denn damit bringt man sich und auch die Webseite in großer Gefahr für eine Abmahnung.

Ob ein eigener Beitrag dann letzendlich online geht, entscheidet ein Computer-Filter. Das wird ein Glücksspiel, ohne eigene Entscheidungsgewalt. Auch werden Beiträge nachträglich verschwinden, wenn z.B. der Inhalte-Filter mit neuen Regeln erweitert wird.

Eine weitere zentrale Frage zum Nachdenken: "Wie kann etwas frei sein, das erst durch einen Filter muss?"

Was für eine schöne Zukunft.

Was kann ich machen?

Dummerweise interessiert dieses Thema kaum jemand, da niemand wirklich glaubt, dass diese Copyright-Reform einen enormen Einfluss auf unser Internet haben wird. Der Entwurf dazu ist recht komplex. Die Verlage haben verständlicherweise kaum Interesse an einer großen Öffentlichkeit. Daher ist das Thema kaum präsent in ihren Medien. Wenn die Verlage aber erst einmal anfangen, ihre Rechte, Gebühren und Löschungen einzufordern, wird das Gejammer groß sein.

Daher solltet ihr JETZT darüber mit so vielen Menschen wie möglich reden und das Thema aufklären.

Ich könnt eine Petition gegen Upload-Filter unterstützen (aktuell schon 4,7 Millionen Unterzeichner) und über Kampagnenseiten unsere Volksvertreter kontaktieren.

Was in der Vergangenheit auch gut funktionierte: Jetzt hilft nur noch Protest auf der Straße

Update: Europaweite Demos gegen Uploadfilter am 23. März geplant

Die Piratenpartei ruft gemeinsam mit den Partnern der #Saveyourinternet Kampagne am 23. März zu [europaweiten Demonstrationen auf. Termine und Orte findet ihr im Beitrag Upload-Filter und Leistungsschutzrecht: Europaweite Demos am 23. März.

Ich freue mich auf Euer konstruktivesFeedback 😎

#ripinternet #savetheinternet

Siehe dazu auch:


Schönen Gruß
Frank

Content-ID: 417672

Url: https://administrator.de/contentid/417672

Ausgedruckt am: 22.11.2024 um 17:11 Uhr

ashnod
ashnod 14.02.2019 um 14:21:59 Uhr
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Ahoi ....

im wesentlichen kann ich deine Argumentation natürlich nachvollziehen.

Es gibt allerdings immer zwei Seiten der Medallie .... es ist auch Tatsache das viel geschütztes Material wild verbreitet wird und damit jemanden um seine Einnahmequelle gebracht wird.

Der Wildwuchs ist mir inzwischen zu viel.

Na klar ist es unangenehm ein Forum unter diesen Bedingungen weiterzuführen.

Ich habe keine Ahnung wie die Einnahme-Situation bei Administrator.de aussieht ... aus meiner Einschätzung vermutlich schon eher im kommerziellen Bereich!?

Ich nehme aber ein anderes Beispiel - Wenn ich Geld verdiene mit einem Forum muss ich evtl. nicht nur darauf hoffen das Nutzer Inhalte generieren die meine Einnahmen garantieren sondern einen gewissen Aufwand betreiben das die Inhalte den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen.

Dafür gibt es moderierte Foren oder eine redaktionelle Aufsicht. Wenn der Betreiber dazu nicht bereit ist muß er sich zwangsläufig mit Rechtsstreitigkeiten auseinandersetzen. Entweder/Oder ist ja kein Wunschkonzert bei Pipi-Langstrumpf "Ich mach mir die Welt ..." (Hoffentlich urheberrechtsfrei zitiert face-wink )

Regal .... ich wollte nur mal aufzeigen das es auch eine andere Sicht geben kann ....

Tip: Umleitung von Administrator.de auf Administrator.to face-smile

LG
Frank
Frank 14.02.2019 aktualisiert um 14:55:28 Uhr
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Alles nette Argumente, aber ..

Ich habe keine Ahnung wie die Einnahme-Situation bei Administrator.de aussieht ... aus meiner Einschätzung vermutlich schon eher im kommerziellen Bereich!?

Jede Seite die auch nur ein Werbebanner ausliefert ist auf Rechtswegen eine komerzielle Seite.

es ist auch Tatsache das viel geschütztes Material wild verbreitet wird und damit jemanden um seine Einnahmequelle gebracht wird.

Das neue Gesetzt besagt: "Kommerzielle Webseiten und Apps, mit denen Nutzer*innen Beiträge veröffentlichen können, müssen „bestmögliche Anstrengungen“ unternehmen, vorab Lizenzen zu erwerben für alles, was ihre Nutzer*innen potenziell posten könnten" also: alle Inhalte der Welt, die unter das Urheberrecht fallen. Eine unmögliche Aufgabe

Ich nehme aber ein anderes Beispiel - Wenn ich Geld verdiene mit einem Forum muss ich evtl. nicht nur darauf hoffen das Nutzer Inhalte generieren die meine Einnahmen garantieren sondern einen gewissen Aufwand betreiben das die Inhalte den gesetzlichen Bestimmungen entsprechen.

Einen Upload-Filter selbst zu betreiben liegt nach letzter Schätzung bei mindestens 120 Millionen Dollar (Quelle Youtube ContentID Filter). Es gibt aktuell keinen Dienst und keine Datenbank gegen die ich die Inhalte abgleichen kann. Er existiert nicht. Sollte es mal einen geben, werden die Kosten dazu horrent sein.

Dafür gibt es moderierte Foren oder eine redaktionelle Aufsicht.

Die bisherige Methode, Inhalte zu melden, hat bei uns gut funktioniert. Mit dem neuen Gesetz muss ich aber "vorab" gegen alle kommerziellen Inhalte der EU prüfen. Das ist nicht nur technisch unrealistisch. Ein nachträgliches Melden oder Moderieren funktioniert dann rechtlich nicht mehr ("... generell Mechanismen vorhalten, um Werke gar nicht erst verfügbar zu machen ...").

Außerdem hafte ich mit dem neuen Gesetz für jeden Inhalt den ein User schreibt mit. Ließ dir dich noch einmal oben den Abschnitt: "Missbrauch Möglichkeiten" durch.

ich wollte nur mal aufzeigen das es auch eine andere Sicht geben kann ....

Wenn die Verlage sich dazu verpflichtet hätten eine zentrale Datenbank kostenfrei zu verfügung zu stellen, damit wir unautorisierte Veröffentlichungen urheberrechtlich geschützter Werke verhindern können, wäre das überhaupt kein Problem.

Das machen und können sie aber nicht. Technisch könnte das nur ein Konzern wie Google oder Facebook stemmen. Das die Verlage dafür eine horente Gebühr verlangen werden ist schon jetzt klar. Daher ist ein Gesetzt, das eine Prüfung von Inhalte vorschreibt, obwohl es keine Datenbank und Preisstruktur dazu gibt, ziemlich Hammer.

Entweder/Oder ist ja kein Wunschkonzert bei Pipi-Langstrumpf "Ich mach mir die Welt ..." (Hoffentlich urheberrechtsfrei zitiert )

Nö, wenn der Filter das "Ich mach mir die Welt" von Pipi-Langstrumpf als urheberrechtlich geschützter Werke ansieht, würde z.B. dein Kommentar hier nicht mehr erscheinen. So langsam sollte es doch jedem klar sein, dass das ganze Gesetz auch als Zensurmaschine funktionieren kann.

Umleitung von Administrator.de auf Administrator.to

Die Domäne ist dabei egal, es zählt nur der Sitz des Unternehmens.

Gruß
Frank
ashnod
ashnod 14.02.2019 um 14:52:31 Uhr
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Zitat von @Frank:
Das neue Gesetzt besagt: "Kommerzielle Webseiten und Apps, mit denen Nutzer*innen Beiträge veröffentlichen können, müssen „bestmögliche Anstrengungen“ unternehmen, vorab Lizenzen zu erwerben für alles, was ihre Nutzer*innen potenziell posten könnten" also: alle Inhalte der Welt, die unter das Urheberrecht fallen. Eine unmögliche Aufgabe

Bahhh ... @Gender* face-wink Alternative schönere Schreibweise mit denen Nutzende Beiträge ... (Randbemerkung)

Das vorab prüfen wäre halt moderiertes Forum .... Freigabe des Beitrags erst nach Prüfung ... keine so schlimme Aufgabe .. auch nicht in größeren Foren bei den sich Freiwillige finden, was in der Regel auch klappt ... Stört aber zugegeben den Betrieb deutlich.
Frank
Frank 14.02.2019 aktualisiert um 15:02:26 Uhr
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Freigabe des Beitrags erst nach Prüfung

Jetzt ernst gemeint? Jeden Tag mehrere hundert und bei vielen Seiten auch tausende Beiträge und Kommentare auf Rechtssicherheit prüfen. Auch die Bilder und Videos?

Ok, kein Thema, gegen welche Datenbank prüfen? Wo finde ich noch Mal die Liste mit allen urheberrechtlich geschützten Werke aus Europa?

Gruß
Frank
ashnod
ashnod 14.02.2019 um 15:07:48 Uhr
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Zitat von @Frank:
Ok, kein Thema, gegen welche Datenbank prüfen? Wo finde ich noch Mal die Liste mit allen urheberrechtlich geschützten Werke aus Europa?

Ich halte dich für ausreichend erfahren um die Masse der Beiträge zuverlässig einschätzen zu können ... in diesem Forum sollte das kein großes Thema sein ..... Avatarfunktion würde ich aber abschalten *g*

Ich habe zudem nicht die Absicht dich zu ärgern ... aber gestatte eine alternative Denkweise face-wink
Frank
Frank 14.02.2019 aktualisiert um 15:58:34 Uhr
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Avatarfunktion würde ich aber abschalten

und die Bilder Upload-Funktion gleich mit. Bin mir jetzt nicht sicher ob das zielführend ist.

...um die Masse der Beiträge zuverlässig einschätzen zu können

Das Problem liegt nicht nicht nur an der Anzahl der Beiträge. Es geht darum, dass das neue Gesetzt eine Vorab-Prüfung verlangt, im Gegenzug aber keine Datenbank zur Prüfung anbieten oder den Inhalteanbietern vorschreibt.

Auch bedeutet eine Prüfung auf Rechtssicherheit, das ich z.B. nach einer Freigabe dafür hafte. Das ist ein großer Unterschied zur bisherigen Praxis. Wie sollen wir denn eine mögliche Rechtsverletzung für jeglichen Inhalt, Bilder oder Kommentar erkennen? Da nützt das Freigeben recht wenig und die Geschwindigkeit, wie wir sie aktuell kennen, wird definitiv darunter leiden.

Auch müsste ich die Möglichkeit für Änderungen der Beiträge oder Kommentare komplett deaktivieren, da ich den Beitrag oder den Kommentar danach erneut prüfen müsste. Das multipliziert auf die Kommentare ist das auch für eine kleine Firma nicht mehr machbar. Es ist absolut unrealistisch.

Außerdem würde es ewige Diskussionen mit den Usern geben, warum genau sein Beitrag oder Kommentar nicht zugelassen wurde. Zensurvorwurf vorprogrammiert.

Aber, bezieht das ganze Thema mal nicht nur auf unsere Seite, sondern denkt globaler. Was machen große Foren oder Blogs mit mehreren 10K Beiträgen und 100K Kommentaren? Klar, gibt es Mißbrauch bei urheberrechtlich geschützten Werke, aber das neue Gesetz ist nicht verhältnismäßig und ganz nebenbei technisch aktuell nicht möglich (Facebook und Youtube mal außen vor). Es ist außerdem recht einseitig, da redaktionelle Seiten oder Anbieter dem Gesetz (Artikel 11 und 13) nicht unterliegen und für nichts verpflichtet werden.

Gruß
Frank
lcer00
lcer00 14.02.2019 um 17:44:43 Uhr
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Hallo
Zitat von @ashnod:

Ich halte dich für ausreichend erfahren um die Masse der Beiträge zuverlässig einschätzen zu können
das ist ziemlich blauäugig. Die Grenzen werden letztenendes von Gerichten gezogen werden. Ob ein einzelner Beitrag den Regeln dann entsprechen wird? Man sollte wahrscheinlich besser seinen Anwalt fragen.

Ach ja, zu den 100 Beiträgen pro Tag kommen noch die bereits veröffentlichten Beiträge. Für die gelten keine abweichenden Regeln.

Grüße

lcer
StefanKittel
StefanKittel 14.02.2019 aktualisiert um 17:47:19 Uhr
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Bleiben wir doch ganz praktisch.

Du musst alle Beiträge vorab prüfen.

Dazu sehe ich genau 2 Möglichkeiten:
A) Alle Beiträge werden manuell geprüft. Vermutlich kann man 50% der Verstösse erkennen. 50% nicht und Du bist wieder am Arsch.
B) Forum dichtmachen

Einzige Alternative:
Jeder in diesem Forum muss Namen, Anschrift, etc angeben und eine Vereinbarung unterschreiben, dass er alle Kosten für Abmahnungen trägt für Material das er geschrieben hat...

Das betrifft alle Foren und alle Webseiten wo Nutzer Inhalt eingeben können.

Ein böser Mensch trägt den ganzen Tag auf irgendwelchen Webseiten einen Spiegel-Artikel in die Kommentarfunktion ein.
Macht ein Foto, schickt es zum Abwahnanwalt und bekommt 5 Euro pro Bild.

Stefan
GrueneSosseMitSpeck
GrueneSosseMitSpeck 14.02.2019 aktualisiert um 20:33:24 Uhr
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Das muß noch durchs EU Parlament und da gibts durchaus Gegenströmungen. Man sollte am besten mal den für den eigenen Wahlkreis zuständigen Parlamentarier kontaktieren und seinen Bedenken dort vorbringen. Ich selber habe sehr viele davon.

Ich denke mal der Worst case ist passiert, es gab absolut keine Interessenabwägung, nein die Medienindustrie - die ja schon das Internet komplett verschlafen hat - hat der EU-Kommission ein vorsintflutlich anmutendes Gesetz auf den Tisch gelegt und alle sind drauf reingefallen.

Meiner Meinung nach haben die Zeitungs- und Buchverlage das Internet Jahrzehntelang ignoriert und haben bis heute keine modernen Vergütungsmöglichkeiten geschaffen. Die leben ja noch in Höhlen, sinnbildlich betrachtet und haben das Feuer noch nicht erfunden. Die haben in Deutschland auch noch ihre Buchpreisbidung, obwohl ALLE ANDEREN verbindlichen Verkaufspreise seit Ende der 70er Jahre als Verstoß gegen das Kartellrecht betrachtet wurden.

Gleich danach kommt die europäische Katastrophe mit den Verwertungsgesellschaften und deren Länderlizenzen. Den ist auch nichts eingefallen außer ihre klassichen Tantiemen-Tarife auch auf Youtube anwenden zu lassen - alleine der Streit um die Vergütung von GEMA-Musik in Youtube geht nun schon ins 10. oder 11. Jahr, auch hier gibt es keine moderne, internetgerechte Verwertung. Youtube sollte so um die 6 Cent pro View zahlen... wenn man mal die Einnahmen aus der Monetarisierung mit Werbung anschaut - Youtube schüttet da schon ca. 2/3 der Einnahmen an den Kanaleigentümer aus aber das sind 1-3 Cent pro View. Um den GEMA Tarif an Ausschüttung zu kriegen bzw. die GEMA damit direkt auszuzahlen, müßte man so aggressive Werbung schalten daß vom Clip dann nichts mehr übrigbleibt...

Youtube wird vermutlich den Content-ID Filter invertieren. Der wird nur noch Sachen "durchlassen" wenn sie keine Content-ID Treffer haben, und wie geht Youtube dann mit "False Positive" um? Wenn ich auf meiner Geige ne klassische Melodie von Mozart aufnehme, gibts diese Content ID Treffer nämlich fast immer, obwohl sie kein Copyright an sich berühren, aber es könnte ja sein daß ich meine Musik von einer veröffentlichten CD kopiert hab. Dann greift ein Recht auf Schutz dieser einen Aufnahme.

Bisher hab ich das ca. 30 mal gehabt bei ca. 300 Clips, und die 5 oder 6 berechtigte Treffer (man stelle sich vor man trifft in der Wüste 6 Japaner in einen Jeep, die singen ein populäres Lied auf japanisch, und bing, Content ID). Die harmlose Variante - die von ALLEN Verwertungsgesellschaften außerhalb der EU praktiziert ist ist daß sie die Monetarisierung beanspruchen... nur die GEMA kriegt den Hals nicht voll, die würden vermutlich die komplette GEMA Musik in Content-ID einspeisen (und nicht nur punktuell wie sie es heute tun) und diese dann auch komplett sperrren.

Aber wen genau trifft das den? Es gibt leider auch Millionen von Youtube-Usern die das mit dem Copyright im Leben nicht auf die Reihe kriegen und sich dann in Zukunft wundern daß sie ihren im Karaoke nachgegröhlten Popsong nicht mehr hochgeladen kriegen. Denn strenggenommen (in Advocatus Diaboli) ist das eine Reinterpretation für die man vom Rechteinhaber des Originalsongs eine Genehmigung braucht, und zwar vorher. Was im Falle eines Karaoke-Uploads natürlich vollkommen weltfremd ist.

Auch da gibts nen Prozess "Kraftwerk vs Pelham+Setlur" der nun im 17. Jahr ist. In einem Song wurde ein Sample von Kraftwerk verwendet und Kraftwerk ist die Band deren Rechteinhaber auch wirklich alles geben, daß kein noch so kleines Stückchen Kraftwerk Musik ohne derren Genehmigung woanders auftaucht... das ging bis zum BGH der dann zu klären hatte, ob 2 Sekunden Sample das Urheberrecht verletzt oder ob man das als Urheber hinnehmen muß.

Die Kraftwerk Leute haben sogar mal nachträglich die Genehmigung zum Covern zurückgezogen, und folglich durfte eine in Österreich mal legal produzierte CD "A Tribute to Kraftwerk" nicht mehr vertrieben werden. Das geht dann sooo weit daß sie sogar bei Ebay das Verkaufen einer gebrauchten CD über das VERI Programm verhindern.

Als Privatmann reibt man sich die Augen, wieso, das Ding hat doch ne BIEM Nummer und der Produzent HAT erwiesenermaßen eine Lizenz gehabt.... man recherchiert, fragt nach, ok der Produzent ist pleite, also die österreichische Verwertungsgesellschaft gefragt... die sagten mir, daß die CD legal und orginal wäre. Aber wer will sich schon wegen 4 Euro mit Kraftwerk anlegen? Die haben sogar Siemens verklagt (und verloren) und versuchten die Verwendung des Wortes Kraftwerk zu verhindern weil - und das muß man sich auf der Zunge zergehen lassen UND man sollte beim Patent und Markenamt recherchieren - die die Marke Kraftwerk für alle, ja echt alle 80 Kategorien des Markenrechtes registriert haben. Also auch Kugelschreiber, Kaffetassen und Energieerzeugung.

Kommt der Paragraph zum Thema Uploadfilter, dann wird gewissermaßen das Agieren der Band Kraftwerk bzw. deren Rechteverwertern zum Normalfall werden und damit ein Extrem dieser Bandbreite an Auslegung des Urheberrechtes zum Standard erhoben....

Dagen sollte man demonstrieren - es sollten zunächst mal die Verwertungsgesellschaften dazu gebracht werden, sich an das Internet anzupassen, ferner muß dieser Irrsinn mit den 28 nationalen Rechteverwertern aufhören, und es muß mal vernünftig geregelt werden wie mit dem Upload ins Internet umzugehen ist.
wellknown
wellknown 15.02.2019 um 10:20:25 Uhr
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Sicher gibt es Einschränkungen (der Meinungsfreiheit) bzw. kann es die geben. Andererseits sollen die Contentfilter dafür sorgen dass nicht xyz "aus Versehen" Material mit Rechten Dritter ins Netz lädt und dann von findigen Anwälten abgemahnt wird. Da werden einige Anwälte sich ein neues Betätigungsfeld suchen müssen und damit werden auch Menschen vor diesen Anwälten geschützt.

Sehe deshalb darin nicht nur Negatives.
Frank
Frank 15.02.2019 aktualisiert um 19:06:07 Uhr
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@wellknow

ok, und du willst mit diesen Einschränkungen leben? Was ist mit unserer Meinungfreiheit? Jeder Filter sorgt irgendwann für eine Zensur.

Auch hier noch mal der dezente Hinweis, das es aktuell kein Content-Filter System oder Software gibt, das alle urheberrechtlich geschützter Werke aller europäischen Menschen, Firmen und Dienste beinhaltet.

So viele Menschen reden von einer Filter-Software - die es aber gar nicht gibt. Die Rechteinhaber stellen keine Datenbank oder Basis dafür zu Verfügung und sie werden durch die neue Copyright-Reform auch nicht dazu verpflichtet. Gegen was sollen wir also prüfen?

Wir werden auf der einen Seite verpflichtet vorab zu prüfen, auf der anderen Seite gibt es das aber nicht. Das klingt nicht nur unlogisch, nein das ist es auch.

Es gibt ein einziges System, was mir bekannt ist und das heißt ContentID von Youtube und bezieht sich nur auf Videos von Youtube (und hat über 120 Mio gekostet). Dieses System ist sehr fehleranfällig und vor allem nicht für den Rest der Menschheit verfügbar. Spielt mal z.B. selbst ein klassisches Stück mit der Gitarre nach, landet es bei 10 Versuchen mindestens 8 mal im ContentID Filter. Das System kann nicht Mal unterscheiden, ob es das Original ist oder nachgespielt wurde.

Sollte es jemals eine freie Upload-Filter-Software geben wird die dermaßen fehleranfällig sein, dass ganz neue Probleme entstehen. Wer prüft z.B. das die Datenbasis wirklich urheberrechtlich geschützter Werke beinhaltet und nicht einfach nur das Ziel hat zu manipulieren. Das sind dann ganz neue Themen und Probleme, über die sich bisher noch niemand in der Politik Gedanken gemacht hat. Die Firma, die die Kontrolle über die Upload-Filter-Software hat, wird automatisch zu mächstigsten Firma im Internet. Technisch kann so etwas nur eine Firma vom Schlag Google oder Facebook machen. Wollen wir das wirklich?

Das alles für den kleinen Preis, dass hier und da mal urheberrechtlich geschützter Werke von Jugendlichen, die das als Hintergrund in ihrem Youtube Video verwenden, erkannt werden? Das ist nicht Verhältnismäßig und nützt nur den Verwertungsgesellschaften und Verlagen. Der User hat von der neuen Copyright-Reform wirklich überhaupt keinen Vorteil.

Gruß
Frank
UweGri
UweGri 15.02.2019 um 22:23:57 Uhr
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Ich denke nicht, dass das so echt kommt. Da gibt es genügend, die dagegen sind. Uwe
StefanKittel
StefanKittel 15.02.2019 um 22:34:32 Uhr
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Zitat von @UweGri:
Ich denke nicht, dass das so echt kommt. Da gibt es genügend, die dagegen sind. Uwe
Das haben die Briten auch gedacht ....
UweGri
UweGri 15.02.2019 aktualisiert um 23:11:35 Uhr
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Nachtrag: Werbung komplett raus, Seite durch Spenden finanzieren. Schätze, die Kosten im Jahr liegen nicht im höheren 3stelligen Bereich. Das sollte durch Spenden komplett machbar sein.
Mikrofonpartner
Mikrofonpartner 15.02.2019 um 23:37:46 Uhr
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Zitat von @UweGri:

Nachtrag: Werbung komplett raus, Seite durch Spenden finanzieren. Schätze, die Kosten im Jahr liegen nicht im höheren 3stelligen Bereich. Das sollte durch Spenden komplett machbar sein.

Hat welchen Einfluss auf die Prüfung jedes neuen Comments, Bearbeitung alter Comments, etc. pp?
StefanKittel
StefanKittel 16.02.2019 aktualisiert um 00:46:29 Uhr
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Zitat von @UweGri:
Nachtrag: Werbung komplett raus, Seite durch Spenden finanzieren. Schätze, die Kosten im Jahr liegen nicht im höheren 3stelligen Bereich. Das sollte durch Spenden komplett machbar sein.
Was hat denn die Werbung damit zu tun?

Hier ist mal ein Beispiel für das Problem:

Freie Fahrt für Hipster-Boards
Verkehrsminister Scheuer hat ein Einsehen mit jungen Trendsettern in deutschen Großstädten: Elektrisch angetriebene Skateboards und Tretroller bekommen eine Zulassung für den Betrieb auf der Straße.
http://www.spiegel.de/auto/aktuell/elektromobilitaet-freie-fahrt-fuer-e ...

Dies ist ein ganz einfacher Verstoß gegen §13.
Frank hätte meinen Artikel vor erscheinen prüfen und die Veröffentlichung dann verhinden müssen.

Es sei denn, er hat eine Vereinbarung mit dem Spiegel, dass er das darf.
Hat er aber nicht. Also ist dies ein Verstoß.

Vermutlich würde sogar der Link als Verstoß ausreichen, da dieser auch Inhalt beinhaltet.

Also was tun?
Abschalten? Aussitzen und hoffen dass die Gerichte anders entscheiden.

Meine Meinung: In der aktuellen Fassung ist das totaler Murks.
Die Minimalversion, die auch schon hart in Richtung Zensur geht, wäre, dass die Rechteinhaber eine zentrale Datenbank bereitstellen und pflegen müssen. Ohne die ist es hoffnungslos.
Alle schalten einfach alles ab oder gehen ins Darknet.

Es ist leider nicht so wie bei der DSGVO wo ein Haufen Papier und ein paar Änderungen ausreichen.
Die Anforderungen sind nicht erfüllbar.

Stefan
StefanKittel
StefanKittel 16.02.2019 um 00:55:33 Uhr
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Ohhh
00:55 und mein Kommentar ist immer noch online und nicht zensiert....

Beispiel2:
Ihr macht ein Video von Eurer neuen Wohnung.
Dabei läuft ein Radio im Hintergrund, beim Schwenk wird eine Tageszeitung lesbar gezeigt und 2 Bilder an der Wand.
Zack - Uploadfilter und gesperrt.

Ja, bis jetzt haben viele das Urheberrecht quasi ignoriert. Aber statt einem Kompromiss ist das genau das Gegenteil und unterbindet jedwige Kreativität. Ein Großteil aller Songs basiert auch Samples. Du darfst auch nicht einfach eine moderne Interpretation der Mona Lisa malen. Auch nur die Vorlage müsstest Du vorher lizensieren....

Naja...
schauen wir mal was daraus wird.
138810
138810 16.02.2019 aktualisiert um 08:59:19 Uhr
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Zitat von @StefanKittel:


Beispiel2:
Ihr macht ein Video von Eurer neuen Wohnung.
Dabei läuft ein Radio im Hintergrund, beim Schwenk wird eine Tageszeitung lesbar gezeigt und 2 Bilder an der Wand.
Zack - Uploadfilter und gesperrt.
Blurfilter über das ganze Video und Dauerpiep, jeahh das neue 4K lohnt sich dann wirklich ... Europa macht sich selbst zur Wüste aus der dank Frontex keiner mehr rein oder raus kommt ... Der Brexit wird nicht der letzte bleiben wenn Brüssel so weiter macht. Briten seit froh das ihr die Gängelung bald hinter euch habt und ihr nicht andauernd die Lobbyisten in Brüssel bestechen müsst.
lcer00
lcer00 16.02.2019 um 08:56:24 Uhr
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Guten Morgen,

Man kann sich das auch von der GEMA erklären lassen. https://gema-politik.de/artikel-13-fragen-und-antworten/

Da liest man mal die Argumente der anderen Seite.

Vermutlich wird es am Ende darum gehen, ob man tatsächlich unter die Richtlinie fällt oder nicht. Was man dann tun kann um nicht darunter zu fallen muss man sehen, wenn der Text fertig beschlossen und veröffentlicht ist.

Es kommt verschiedenes in Frage. Spendenfinanzierung, privates Forum etc.

Grüße

lcee
departure69
departure69 16.02.2019 um 13:30:03 Uhr
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@lcer00:

Danke für den Link mit den Informationen, wie die Gema diese Angelegenheit betrachtet.

Demnach:

Für wen gelten die Regelungen?

Die Regelungen in Artikel 13 zielen auf Online-Plattformen wie YouTube ab. In Artikel 2 werden diese Dienste als „online content sharing service provider“ bezeichnet und definiert. Unter die Definition fallen nur Dienste, deren Geschäftsmodell wesentlich darauf beruht, urheberrechtlich geschützte Werke öffentlich zugänglich zu machen, die von Nutzern hochgeladen werden und deren Präsentation die Plattform optimiert („services one of the main purposes of which is to store and give access to the public to copyright protected works […] uploaded by its users, which the service optimises.“)


kann das für Webseiten wie Administrator.de doch gar nicht gemeint sein.

Die Gegenprobe ergibt:

Für wen gelten die Regelungen nicht?

Dienste, deren Geschäftsmodell nicht hauptsächlich darauf beruht, urheberrechtlich geschützte Werke zugänglich zu machen, fallen nicht in den Anwendungsbereich. Ausdrücklich ausgenommen sind sämtliche nicht-kommerziellen Dienste, Online-Enzyklopädien, Plattformen im Bereich Bildung und Wissenschaft, Cloud-Speicherdienste, Open Source Software-Entwicklung und Online-Marktplätze.


@Frank:

Du hast weiter oben verdeutlicht, daß Du selbst Administrator.de, aufgrund der Werbefinanzierung, für eine "kommerzielle" Webseite hältst. Soweit O. K. und wahrscheinlich korrekt.

Aber beruht Dein Geschäftsmodell hauptsächlich darauf, urheberrechtlich geschützte Werke zugänglich zu machen? Ich denke, das ist ganz sicher nicht der Fall.

Demnach bestünde für Administrator.de keine Gefahr.

Hier sollen offensichtlich nur diejenigen Webseiten herangezogen werden, die in der Hauptsache Geld daran verdienen ("Geschäftsmodell"), Werke von Dritten zugänglich zu machen. Und das finde ich, mit Verlaub, vollkommen richtig so.

Viele Grüße

von

departure69
lcer00
lcer00 16.02.2019 um 14:13:40 Uhr
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Hallo
Hier sollen offensichtlich nur diejenigen Webseiten herangezogen werden, die in der Hauptsache Geld daran verdienen ("Geschäftsmodell"), Werke von Dritten zugänglich zu machen.
Die DSGVO zielte auch auf Facebook & co ab und trifft jetzt alle.
Und das finde ich, mit Verlaub, vollkommen richtig so.
Wenn es zielgenau wäre und alle Nicht-Ziele. nicht trifft.

Grüße

lcer
Frank
Frank 17.02.2019 aktualisiert um 23:57:02 Uhr
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@lcer00

Was man dann tun kann um nicht darunter zu fallen muss man sehen, wenn der Text fertig beschlossen und veröffentlicht ist.

Der finale Text steht fest und wurde beschlossen. Da muss man auf nichts mehr warten.

@departure69,

Die Gema verniedlicht das Thema gerne und stellt es natürlich positiv dar.

Hier der Finale Text, wen es betrifft.

‘online content sharing service provider’ means a provider of an information society service whose main or one of the main purposes is to store and give the public access to a large amount of copyright protected works or other protected subject-matter uploaded by its users which it organises and promotes for profit-making purposes.

Das ist dermaßen weit gegriffen und offen formuliert, dass auch wir (oder jedes andere Forum) darunter fallen.

Wir sind ein "online content sharing service provider" und je nach dem wieviel Copyright geschütztes Material bei uns in Zukunft von den User heruntergeladen wurde, ist es auch ein Hauptbereich von uns (main purposes). Sicher nicht der einzige, aber da steht ja ein "or".

Unsere User hier berichten über so viele Hersteller und Marken aus der IT. Das ist dann immer eine Ansichtssache. Aus Microsoft Sicht sind wir ein Anbieter der viele Copyright Themen über Microsoft, Windows, Exchange, Office etc. veröffentlicht. Wir zeigen Screenshots, Logos, etc. Und einige User oder Firmen hier verdienen damit auch Geld. Unsere Jobbörse kann auch darunter fallen, etc.

Wir wissen nicht genau, was für urheberrechtlich geschützte Werke in Zukunft hier heruntergeladen werden und es ist natürlich nicht genau definiert was das Gesetz mit "main purposes" meint. Erreicht man das bei 10, 1000 oder 100000 urheberrechtlich geschützte Werke? Um sich als Firma in Zukunft gegenüber der Haftung zu abzusichern, muss man zwingend einen Uploadfilter einsetzten, selbst dann, wenn man aktuell noch nicht dazugehört.

Die Jungs die das verfasst haben, sind nicht blöd.

Es kommt verschiedenes in Frage. Spendenfinanzierung, privates Forum etc.

Es kann nicht die Lösung sein, sich so einem Unsinn anzupassen oder unterzuordnen.

Gruß
Frank
vanTast
vanTast 18.02.2019 um 12:25:47 Uhr
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Moin,

auch wenn es nachvollziehbar ist hat sich Diskussion in die Richtung entwickelt ob die neue Regelung administrator.de betrifft oder nicht.
Ich denke aber das ist nicht der Punkt. Wir haben bereits bei der DSGVO gesehen was für eine Unsicherheit entstanden ist weil eben nicht alle möglichen Konstellationen bedacht wurden. Welcher Forenbetreiber will dieses Risiko tragen?
Was ist mit Foren in denen es einen Downloadbereich gibt? In den meisten Foren ist das der Fall und dort wird sicher auch relevantes Material zu finden sein. Und wie Frank schon richtig erkannt hat: Ein Content-Filter erkennt keinen Humor und keine Satire oder Ironie.

Leider ist es in der neueren Gesetzgebung tres chic das man Gesetze veröffentlicht, dabei aber vornehm verschweigt wie man als Betroffener denn nun vorgehen muss um sich vor rechtlichen Konsequenzen zu schützen.
Momentan ist nicht einmal exakt definiert wen das alles überhaupt betrifft.
Als Forenbetreiber wäre ich aber gern auf der sicheren Seite.
Bei Youtube reicht es schon wenn bei einem Clip das Radio im Hintergrund läuft und es im Clip kurzfristig so ruhig ist das man den Titel erkennen kann.

Wer definiert denn bitte was "main purposes" und"large amount" etc. ist?
Im Zweifel wird man jeder Seite die Werbung beinhaltet unterstellen dass sie damit die Werbeeinnahmen erhöhen will und schon wirds eng.

Selbst wenn es eine Filter-Datenbank gäbe: Wer füttert die? Und wer verhindert dass die Datenbank so gefüttert wird das bestimmte Institutionen evtl. einen Vorteil erlangen?
Ich denke das wird daraus hinauslaufen dass FB oder/und YT eine solche Datenbank (gegen monatliche Gebühren selbstverständlich) zur Verfügung stellen werden. Damit bestimmen dann die grossen Konzerne was ins Netz darf und was nicht?
Mit Verlaub: Das kanns ja wohl nicht sein.

Letztlich stellt sich wieder einmal die historische Frage: Quis custodiet ipsos custodes

Gruss vanTast
NixVerstehen
NixVerstehen 21.03.2019 um 19:36:34 Uhr
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Das Thema ist meiner Meinung nach in einem Satz zusammengefasst:

Diese Urheberrechtsreform ist das Ende des Internet in Europa in seiner jetzigen Form!!!!

Es ist wie immer...Lobbyarbeit vom Feinsten. Ich habe auf jeden Fall Mann und Maus
für die Petition mobilisiert und werde mit meinen 52 Jahren auch am Samstag auf die
Demo gehen.

Gruß Arno
Frank
Frank 22.03.2019 aktualisiert um 13:20:45 Uhr
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Hi,

mittlerweile haben mehrere Rechtsanwälte bestätigt, das auch Foren oder Blogs unter die Regelung fallen. Der "main purposes" also das Hauptziel einer Seite braucht sich nur auf ein irgendein Produkt oder Geschützes Werk beziehen (z.B. ein Blog über eine bestimmte Kamera, über ein Auto etc), dazu noch ein Werbebanner schalten und schon fällt man unter die Reform-Regel. Bei einem Forum wie Administrator.de gibt es viele Geschütze Produkte (Windows, Office, MS-Server, Cisco, etc) daher ist unser Hauptziel das Verbreiten von Informationen über Geschütze Werken. Das sieht der Heise.de Anwalt leider genauso.

Aber selbst wenn es in Zukunft noch irgendeine Lücke geben wird, wo wir dem zukünftigen Gesetz entkommen könnten, spielt das für unseren Protest keine Rolle. Genau wie Wikipedia, die aus Artikel 13 eigentlich ausgenommen sind, sehen wir Teile der Reform als grundlegend falsch an.

Da sich mit der Reform die Verantwortung von Inhalte der User auf die Internetplattformen verschiebt, wäre das das Ende jeglicher Freiheit. Nicht nur für uns Plattformen, sondern gerade für die User. Die Plattformen müssen Filter einsetzen, um geschützte Werke zu erkenne und ggf. zu blockieren. Das heißt aber auch, das wir letztendlich mit den Inhalten machen können was wir wollen. Mit dem Hinweis, auf unsere Verantwortung kann ich löschen oder zensieren, was ich will.

Aus meiner Sicht wird die geplante Reform dazu führen, dass das freie Internet erheblich eingeschränkt wird. Wir müssen die Reform daher von Anfang an verhindern.

Menschen, die jetzt glauben, dass das alles nicht so schlimm werden wird, treffen diese Entscheidung nach dem "Hoffnungs"-Prinzip. Vielleicht kommt es nicht so schlimm wie gedacht, aber so lange es auch richtig heftig ausgehen kann, und diese Zweifel nicht durch einen guten Gesetzestext behoben sind, sollten wir uns auf die "Hoffnung" nicht verlassen und aktiv etwas machen.

Es sollte niemals dazu kommen, dass durch Lügen der Verwertungsgesellschaften und ihrer Lobby das Internet in Europa seine Freiheit verliert.

Gruß
Frank
NixVerstehen
NixVerstehen 22.03.2019 um 13:14:04 Uhr
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Hi Frank,

wer sich an der Reform wieder mal dumm und dusselig verdienen wird, wenn sie denn kommt, werden die Abmahnanwälte sein.

Es würde mich nicht wundern, wenn der Herr Rechtsanwalt Axel Voss vielleicht in ein paar Jahren eine Kanzlei eröffnet, die sich mit diesen
Themen befasst.

Gruß Arno