ap0ph1s
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Linux Admin - wie starten?

Hallo liebe Leut´,

zuerst mal ein paar Eckdaten zu mir:
29j alt, inkl. Ausbildung zum FiSi seit knapp 10 Jahren als Sysadmin in reinen Windows-umgebungen tätig.

Mit Linux bin ich bis dato leider nur im Ansatz in Berührung gekommen. Habe mich nun für LPIC-1 eingeschrieben.


Ich will mittelfristig unbedingt weg von meinem AG. Hier herrscht Stillstand und ich werde unterdurchschnittlich bezahlt.
Allerdings ist das Firmenumfeld super und ich habe alle Freiheiten der Welt.
Mein großes Thema ist allerdings, dass ich meine Admintätigkeiten gerne komplett auf Linux umsettlen wollen würde, was hier weder gewünscht noch gebraucht ist.

Hat jemand von Euch diese Erfahrung schon erfolgreich durchlebt und kann mir evtl. Hürden aufzeigen die es zu nehmen gilt?

Würde LPIC-1 & 2 reichen um ohne direkte Berufserfahrung im Linuxumfeld performen zu können?

Danke vorab für Eure Rückmeldung.

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Ausgedruckt am: 21.11.2024 um 22:11 Uhr

Lochkartenstanzer
Lochkartenstanzer 13.07.2022 aktualisiert um 13:02:43 Uhr
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Zitat von @Ap0ph1s:

Würde LPIC-1 & 2 reichen um ohne direkte Berufserfahrung im Linuxumfeld performen zu können?


Nein,

Erfahrung ist durch nichts zu ersetzen, aber das ist schon Mal ein Anfang.

Versuche Dich an Linux from Scratch und übe gezielt mit Projekten (eigener Mailserver, etc.). Dann kommt die Erfahrung von selbst. Das 8dt nicht wie bei Windows, daß man sich einfach "durchs Adventure klickt".

lks
Ap0ph1s
Ap0ph1s 13.07.2022 um 13:09:56 Uhr
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Danke für deine Antwort.

Dass Linux nicht wie Windows ist, ist mir voll bewusst - daher ja auch meine Bedenken.

Habe hier und da mal einen kleinen Linux SRV erfolgreich aufgesetzt, zB für einen dezentralisierten UniFi Controller der mehrere Standorte einer Firmenkette managed.
Das war als Greenhorn natürlich mit viel Recherche verbunden, aber die Grundstruktur von Linux verstehe ich schon.

Was würdest du mir raten? Mein Plan wäre, LPIC-1 & 2 abzuschliessen und dann in meiner Freizeit in einer Vm das ganze Server A-Z mal durchzugehen, um dann nach 1jähriger Übungsphase mich bei diversen Arbeitgebern zu bewerben.
Milord
Milord 13.07.2022 um 14:11:53 Uhr
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Wenn du deine Zertifikate hast und diese auch Bestanden hast, dann hast du ja zumindest Grundlagen und könntest dich auf Linux Junior Stellen bewerben.
Es gibt genug Unternehmen, die dir eine Chance geben würden, wenn die merken, dass du gewisse Grundlagen kennst und Lust hast zu lernen.
Wenn du dann täglich mit Linux arbeitest, lernst du halt wesentlich schneller.
Voraussetzung ist, dass das neue Unternehmen einen Admin hat, der dich am Anfang etwas an die Hand nimmt und dir gewisse Dinge zeigt.
108012
108012 13.07.2022 um 19:09:35 Uhr
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Hallo,

die Deutsche Angestellten Akademie (DAA) hat für einige Samstage und Sonntage oftmals solche Kurse
im Angebot, dort kann man leichter in die Materie eintauchen und kann die Kurse auch als Weiterbildung
oder Fortbildung von der Steuer absetzen. Man bereitet Dich dort nicht auf das vor was Du machen
möchtest!!!! Aber Du hast einen schnelleren und besseren Einstieg, findest Dich mit der Materie etwas
besser zurecht und hast gleich drei Kurse die Du belegen kannst.
- Linux für Ein- und Umsteiger
- Linux Server Administration
- Linux Server im Unternehmenseinsatz

Ich weiß nur das die drei Kurse heute anders heißen, und auch die Dauer etwas verändert wurde.
Aber um mit der Materie warm zu werden und/oder dort bessere Anhaltspunkte zu haben, ist
das wirklich nicht schlecht. Die drei Kurse zusammen kamen damals so um die ~1500 € und
man erhielt auch nur Schulungsunterlagen zu den Kursen und jeweils ein Teilnahmezertifikat.

Ist jetzt nicht so der "Brüller" aber wenn Du es erübrigen könntest und da es auch von der Steuer
absetzbar ist wäre das genau das richtige um in die Materie tiefer Einzutauchen.

Dobby
maretz
Lösung maretz 13.07.2022 um 19:18:49 Uhr
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Moin,

ich würde da anders rangehen. Und zwar auf das OS sch... und BEIDE Systeme (Win wie auch Linux) verwenden. Du wirst eher wenige Firmen finden wo du wirklich nur EIN OS findest. So findest du meistens eben z.B. nen Domänen-Controller mit Windows während nen Webserver Linux ist und der Mailserver dann ggf. wieder nen Exchange. Und je nach Firmengrösse wirst du eh in div Bereichen unterkommen.

Entsprechend brauchst du halt erstmal erfahrung. Dabei ist es aber ziemlich egal welches OS du kennst - die hintergründe sind identisch, nur ob du ne Konfig halt per hand editierst oder per mausklick ist anders. Aber nen Webserver wird in jedem System irgendwo nen "Webroot"-Verzeichnis haben, nen paar Konfigs, nen paar Erweiterungsmöglichkeiten für PHP, CGI,... Ein Mailserver wird immer irgendwo nen Spool-Verzeichnis haben, Andock-Möglichkeiten für Virenscanner, Spamfilter,...

Wenn du z.B. die Grundlagen wirklich kennst ist es dir ziemlich egal ob es nen Windows oder Linux-Cluster ist. Gewisse Grundlagen gelten immer (stabile Netzwerk-Verbindung mit Backup zwischen den Knoten, Zeit-Einstellungen gleich, ggf. DNS gleich, ...). Und es wird auch mit ziemlicher Sicherheit bei Windows 2025 oder Debian 20 noch dieselben Grundlagen geben ;).

Was ich ausserdem als erstes schauen würde - was willst du denn in Zukunft überhaupt machen? Denn auch da ist die Frage - was nervt dich am aktuellen Job? "Stillstand" ist ja auch etwas was man selbst mitträgt - man kann auch selbst Ideen einbringen, Dinge einfach mal anpacken,... Die Frage ist also: Welche Firmengrösse schwebt dir vor? Je grösser der Laden umso einfacher ist es natürlich in Bereiche zu kommen wo man eben genau ein System macht - aber dafür ist es da umso schwerer eine Änderung reinzubekommen und du wirst auch wieder Stillstand haben. Bei kleinen Läden hast du es leichter mit (guten) Ideen was zu bewegen - aber da wirst du eher nicht den Luxus haben zu sagen ich will nur das OS xyz machen, da machst du dann eben ggf. auch den Drucker heile oder sonstwas...

Nur mit nem Zertifikat wirds aber eh nix. Und "mal nen Linux-System aufgesetzt" - damit lockst du heute auch niemanden mehr. Da wären schon speziellere Dinge (die eben zum Job passen müssen). Z.B. in ner Entwicklerbude die oft und schnell Test-Maschinen brauchen ggf. Ansible um das Deployment zu vereinfachen. Bei ner anderen Firma können z.B. Webservices - d.h. Webserver / Applikationsserver interessant werden....
DTCTVE
DTCTVE 13.07.2022 um 22:44:16 Uhr
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Ich würde zuerst vom aktuellen AG weg, unabhängig davon wo die Zukunft hin soll.

Mit der aktuellen Erfahrung findest du was, was dir gehaltlich auch besser passt, kannst aber dann immer noch in eine andere Richtung gehen.

Vorzugsweise eben zu einem Unternehmen, das beide Welten vereint. Bei uns ist viel Bewegung, und auch Abteilungsübergreifend ist es möglich zu wechseln.
it-frosch
it-frosch 14.07.2022 um 09:27:12 Uhr
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Hallo,

ich würde dir Coursera ans empfehlen wollen.

Die Kurse, ich habe schon einige dort gemacht, sind didaktisch sehr gut aufgebaut und du musst auch wirklich etwas tun, um die Prüfungen zu bestehen. face-wink Auswendig lernen reicht nicht.

Ansonsten bau dir zuHause einen Server-Zoo auf mit verschiedenen Anwendungen (Mailserver, Cluster, DNS und DHCP, VPN) und spiele viel damit rum.

So wirst du wahrscheinlich am schnellsten fit auch wenn ich nicht denke, dass du dann problemlos "performen" kannst. face-wink
Aber der Rest ist dann Erfahrung.

grüße vom it-frosch
LordGurke
LordGurke 14.07.2022 um 11:32:01 Uhr
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Wenn sich bei uns jemand als Fisi bewirbt und für sich proklamiert, "gute Linuxkenntnisse" zu haben, vielleicht sogar mit Zertifikaten, testen wir das.
Wir haben ein kleines Linux-System mit einem von uns vorbereiteten Image, in welches ein paar Fehler eingebaut wurden und deine Aufgabe ist es, diese Fehler zu finden und zu beheben. Ohne Hilfe aus dem Internet.
Ich will jetzt nicht ins Detail gehen, aber solche Fehler bestehen z.B. aus offensichtlichen Fehlern in Konfigurationsdateien, die Dienste daran hindern, zu starten und falsch gesetzten Berechtigungen auf Dateien.
Mit Kombination aus Logfiles und grundsätzlichem Wissen, wo diese zu finden sind, wie Dateiberechtigungen funktionieren und welche hilfreichen Werkzeuge ("history" ist durchaus wertvoll, *hust*) man so zur Verfügung hat, kann man die Probleme in unter 10 Minuten beheben.
Aber halt auch nur, wenn man halbwegs sicher im Umgang mit diesen Werkzeugen ist.

Dass wir das so testen, kommt aber auch nicht aus einer Sektlaune heraus - wir testen das, weil es elementar wichtig ist, nicht nur zu wissen, wie man einen Webserver installiert - sondern auch und vor allem, was man so tut wenn er nicht funktioniert und man erstmal herausfinden muss, warum.
LPIC ist zwar gut, aber ich empfehle dir auch, dass du bei Problemen mal das Internet beiseite lässt und nicht bei Stackoverflow nach der Fehlermeldung suchst - sondern einfach selbst mal versuchst, das Problem einzukreisen und zu beheben. Das bringt dir mehr über Linux bei als jedes Zertifikat face-wink

P.S.: "chmod 777" ist niemals die Lösung!
Ap0ph1s
Ap0ph1s 14.07.2022 um 12:43:57 Uhr
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Hi,

na klar - ich wäre auch offen für eine Arbeitsstelle wo sowohl Win als auch Linux betreut wird. In Win kenne ich mich sehr gut aus und habe da in meinen 10 Jahren alle möglichen Pferde schon kotzen gesehen.

Stillstand rührt von der Geschäftsführung her. Unternehmer muss man sein wollen, mein Chef will es nicht sein. Es wird viel gelogen und auf die lange Bank geschoben, was mich im jahrelangen Don Quijote-esquen Kampf gegen die Windmühlen zum resignieren gebracht hat. Eigene Ideen bringe ich zu genüge ein, diese müssen aber auch umgesetzt werden wollen seitens der GF, was hier aufgrund von Faulheit gepaart mit falschen Versprechungen leider nicht möglich ist.

@all - vielen Dank für Eure sehr hilfreichen Ideen.
Lochkartenstanzer
Lochkartenstanzer 14.07.2022 um 13:17:48 Uhr
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Zitat von @LordGurke:

P.S.: "chmod 777" ist niemals die Lösung!

Wenn schon, dann chmod -vR 777 / face-smile

lks
Milord
Milord 14.07.2022 um 15:32:19 Uhr
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Zitat von @Ap0ph1s:

Hi,

na klar - ich wäre auch offen für eine Arbeitsstelle wo sowohl Win als auch Linux betreut wird. In Win kenne ich mich sehr gut aus und habe da in meinen 10 Jahren alle möglichen Pferde schon kotzen gesehen.

Stillstand rührt von der Geschäftsführung her. Unternehmer muss man sein wollen, mein Chef will es nicht sein. Es wird viel gelogen und auf die lange Bank geschoben, was mich im jahrelangen Don Quijote-esquen Kampf gegen die Windmühlen zum resignieren gebracht hat. Eigene Ideen bringe ich zu genüge ein, diese müssen aber auch umgesetzt werden wollen seitens der GF, was hier aufgrund von Faulheit gepaart mit falschen Versprechungen leider nicht möglich ist.

@all - vielen Dank für Eure sehr hilfreichen Ideen.

Dann wäre eventuell der richtige Schritt eine Firma die beide Systeme einsetzt, wo schon ein fertiger Linux Admin sitzt.
Dann kannst du dem ja über die Schulter schauen und dich in die Linuxwelt einarbeiten. So hast du dann auch direkt Praxiserfahrung.
Gentooist
Gentooist 17.07.2022 um 14:12:31 Uhr
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Die Grundlage ist ja da, und Zertifizierung ist auch nicht schlecht, sofern der Arbeitgeber dem Bedeutung beimisst. Was fehlt, ist noch Erfahrung.

Und hier finde ich fängt es zuhause an: Linux installieren und damit arbeiten.

Typische Bastelprojekte für zuhause sind z.B. der Bau eines kleinen Routers/Firewall - kann auch mit Raspberry Pi sein, einer NAS oder Nextcloud. Aber zu Fuß, also immer schön Kommandozeile.

Weiter sollte man sich einige Bereiche aneignen, die immer wieder vorkommen können, also:

  • Aufsetzen und Managen eines LAMP-Stacks
  • alles rund um Email - also Postfix, Dovecot, Spamfilterung
  • Samba als Fileserver
  • Docker und Kubernetes
  • Virtualisierung von physikalischen Maschinen auf Linux
  • IPv6
  • Standardaufgaben um die gewählte Distribution

Und da gibt es sicher noch mehr, wo man Erfahrungen machen kann. Aber LAMP, EMail und Fileserver kommen eben schon häufig vor.

Dazu sollte man sich noch Kenntnisse in einigen Programmiersprachen aneignen, also zumindest die Grundkenntnisse in Shell-Programmierung, Perl und Python.

Wenn man natürlich ganz tief einsteigen will, dann sollte man auch mal ruhig Linux From Scratch machen, da sieht man dann sehr gut, wie alles ineinandergreift und zusammen arbeitet.