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Postfächer verschieben in großer Exchange-Installation

Hallo liebe Administratoren.

Ich habe bei einem Kunden eine ziemlich große Nuss zu knacken und hoffe auf kreative Vorschläge wie ich das Problem angehen könnte.

Beschreibung der Umgebung:

2 x Exchange 2010 an einem Standort in Deutschland.
ca. 200 Postfächer insgesamt mit 1 TB Maildaten aufgeteilt auf mehrere Storage Groups
ca. 75 User an einem Standort "2" im Ausland mit ca 500 GB in einer Storage Group
Anbindung des Standorts über VPN mit 30 MBit Standleitung.

Aufgabe:
Zur Steigerung der Performance und Verfügbarkeit soll ein weiterer Exchange-Server am Standort "2" installiert werden und die Postfächer dort direkt abgerufen werden.
Da E-Mail die Core-Anwendung des Unternehmens darstellt ist eine Nicht-Erreichbarkeit von Postfächern dabei zu minimieren.

Die Postfächer einfach zu verschieben ist Aufgrund der Größe nicht möglich. Manche Postfächer haben 30GB. Die können wir nicht über die 30 MBit-Leitung verschieben.

Meine bisher preferite Idee:

Geht sowas über Database Availability Group (DAG) und Switchover?
Vereinfacht stelle ich mir das so vor:
1. Server als "Kopie" in Deutschland erstellen. 2. Server "Kopie" ins Ausland verschiffen. 3. Am fremden Standort den Server starten und die Änderungen synchronisieren. 4. DAG auflösen.

Hat jemand damit Erfahrung? Was passiert wenn ein Server eines DAG nach dem Abschalten wieder dazu kommt?
Wird dann nur das Delta übertragen oder wird die gesamte Datenbank wieder neu aufgebaut?

Danke fürs drüber nachdenken face-smile

Ach, und bitte keine Antworten der Art "Wer braucht denn schon so große Postfächer", oder "schalte doch 10 Tage ab" oder sowas.

Rainer

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Ausgedruckt am: 25.11.2024 um 21:11 Uhr

emeriks
emeriks 28.02.2014 um 15:54:49 Uhr
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Wie wärs mit einem weniger kompliziertem Weg:

2 externe USB HDD
beide verschlüsseln
Daten in PST ausleiten und auf externe HDD kopieren
beide HDD mit verschiedenen Dienste zum Zielort senden
den Exchange Server dort vorbereiten
Dummy-User mit Leerem Postfach auf dem Server vor Ort
HDD anschließen lassen
Daten importieren
Wartungsfenster
- beide Postfächer trennen
- Original-User das neue Postfach wieder anhängen
- Dummy-User das Original-Postfach wieder anhängen
Postfach ist jetzt quasi sofort wieder arbeitsfähig
Export der sich seit dem ersten Export geänderten Elemente in eine PST
Kopie der PST über die Leitung.
Import der PST in das neue Postfach

Oder auch replizieren aber ohne DAG
Öffentlichen Ordner erstellen
Replikation nach neuen Standort
Inhalt des Postfach rein verschieben
dem User erklären wie er da ran kommt, vorübergehend damit arbeiten muss
das jetzt kleine Postfach verschieben
wenn Replikation abgeschlossen dann Inhalt vom Replikat am Standort wieder in das Postfach verschieben
Öfo löschen
Aber egal ob DAG, Öfo oder direkt verschieben: Es würde immer über die Leitung gehen. Wo hätte da DAG diesbezgl. einen Vorteil?

E.
reiser
reiser 28.02.2014 um 18:17:14 Uhr
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Hallo emeriks,

vielen Dank für Deinen Lösungsansatz. Ist auch interessant.
Ich fasse das mal zusammen:

Entweder:

1. Exchange 2010 am Standort 2 erzeugen
2. Mails der User in PST auslagern
3. Leere Postfächer umziehen. Der User kann sofort wieder mit Mail arbeiten, aber es fehlen die alten Mails
4. PST-Dateien verschicken und vor Ort wieder einspielen

Alternative mit Zugriff auf die Mails

1. Exchange 2010 am Standort 2 erzeugen
2. Mails der User in PST Kopieren
3. Neue Dummy-Postfächer auf dem neuen Server erzeugen
4. PST-Dateien verschicken und vor Ort in die Dummy-User einspielen
5. Postfächer von Dummy und User aushänghen "tauschen" und einhängen
6. Die Änderungen übertragen

Interessanter Ansatz. Allerdings: Hat schon mal jemand 30 GB in eine 2010 PST geschrieben? Geht das gut?
Das tauschen der Postfächer von 2 Usern ist das wirklich so einfach möglich?

Öffenliche Ordner sehe ich jetzt nicht, wie das helfen kann.

Warum ich an eine Lösung mit DAG gedacht habe:
Am Standort DE wird ein Server Standort 2 und ein Server Standort 2-Kopie erzeugt.
Nun wird der der Server "2" ausgeschaltet und transportiert. In dieser Zeit arbeitet die DAG-Kopie am Standort DE weiter.
Am Zielstandort wird der Server eingeschaltet und meldet sich wieder am DAG als Mitglied zurück.

Jetzt die Spannende Frage: Überträgt er nun nur die geänderten Daten um wieder der Kopie zu entsprechen oder wird er alles wieder komplett übertragen?

Rainer
filippg
filippg 28.02.2014 aktualisiert um 21:42:16 Uhr
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Hallo,

"große Exchange-Installation"?
500GB ist doch eine Menge, die sich über eine 30MBit-Leitung locker verschieben lässt. Selbst wenn es etwas dauert: Wen stört's? Der Mailboxmove bei 2010 ist Online, es kommt zu keiner Unterbrechung (okay: kurz beim Updaten der AD-Daten, das ist aber unabhängig von der Mailboxgröße). Geht sicher schneller als per Post, ist viel weniger Arbeit und viel weniger Riskio. Um nicht mit sonstiger Nutzung der Leitung in Konflikt zu kommen, kannst du entweder a) nur Nachts verschieben, b) eure Netzwerker Fragen, ob sie die Verbindung zwischen beiden Exchange in der Bandbreite limitieren könne c) den Mailbox Replication Service so konfigurieren, dass er nur mit wenige Threads auf einmal verschiebt (Einstellen einer Bandbreite in MB ist m.W. nicht möglich).

DAG würde ich nicht empfehlen.
Überträgt er nun nur die geänderten Daten um wieder der Kopie zu entsprechen oder wird er alles wieder komplett übertragen?
Wird eine DAG-Replizierung unterbrochen, so werden nach Wiederaufnahme nur die seither erzeugten Logfiles übertragen - das kann auch einiges sein. Außerdem findet dafür auch in der Zeit keine Logfiletruncation statt. Und: man muss den verschickten Server wieder zum Fliegen bringen! Es gibt da einige Randbedingungen zu Netzwerk und AD-Site (die sich wohl beim Umzug beide ändern werden).

Mir scheint, du hast nicht so die Exchange-Erfahrung - gerade dann: Finger weg von der DAG-Idee, auch nicht unbedingt die Postfächer-umhängen-Idee. Neuen Server gemütlich aufbauen, ordentlich Testen, dann die Postfächer einzeln verschieben ist ein einfacher, voll supporteter Standard-Ansatz, den täglich 100te Admins durchführen und der mit Sicherheit das geringste Risiko hat (selbst wenn du beschließen solltest, dass dir das Verschieben nichts ist: dann kannst du die großen Postfächer immer noch exportieren & per Post schicken).

Grüße

Filipp
reiser
reiser 01.03.2014 um 00:41:18 Uhr
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Hallo filippg,

danke das Du dich mit der Frage beschäftigt hast.


Zitat von @filippg:


500GB ist doch eine Menge, die sich über eine 30MBit-Leitung locker verschieben lässt. Selbst wenn es etwas dauert: Wen
stört's? Der Mailboxmove bei 2010 ist Online, es kommt zu keiner Unterbrechung (okay: kurz beim Updaten der AD-Daten,
das ist aber unabhängig von der Mailboxgröße).

Die Leitung ist ca. 15 Stunden pro Tag am Limit. 500 GB darüber zu verschieben ist sicher nicht mal eben gemacht. Nein, das ist keine Option. Und die Downtime eines 30 GB Postfach während des Verschiebens über eine schmale Leitung ist nicht nur "kurz beim Updaten der AD-Daten".

DAG würde ich nicht empfehlen.

Warum? Welche schlechten Erfahrung hast Du mit DAG gemacht?

> Überträgt er nun nur die geänderten Daten um wieder der Kopie zu entsprechen oder wird er alles wieder
komplett übertragen?
Wird eine DAG-Replizierung unterbrochen, so werden nach Wiederaufnahme nur die seither erzeugten Logfiles übertragen - das
kann auch einiges sein.

Nehmen wir eine Downtime der Maschine von max 3 Tagen. Wie viel wird das dann wohl sein? Wenn wirklich nur das Delta übertragen wird ist das die Lösung.


Und: man muss den
verschickten Server wieder zum Fliegen bringen! Es gibt da einige Randbedingungen zu Netzwerk und AD-Site (die sich wohl beim
Umzug beide ändern werden).

Kein Problem.

Mir scheint, du hast nicht so die Exchange-Erfahrung

Ach. Das war mir neu... Ich supporte Exchange seit Version 5.0. Aber es stimmt: mit DAG habe ich wenig Erfahrung.

Aber trotzdem Danke für Deine Meinung dazu.

Gruss Rainer
emeriks
emeriks 01.03.2014 um 18:19:49 Uhr
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filippg
filippg 01.03.2014 um 23:36:13 Uhr
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Hallo,

Die Leitung ist ca. 15 Stunden pro Tag am Limit. 500 GB darüber zu verschieben ist sicher nicht mal eben gemacht. Nein, das
ist keine Option.
Okay... (2MByte/s sollten locker drin sein, dann sind das 70h, das ist nicht so die Welt, aber gut).
Anderer Vorschlag: Manche Provider bieten einem an, für ein paar Extra-Euros temporär die Bandbreite zu erhöhen - hängt natürlich von Goodwill + eingesetzter Technik/HW ab.

Und die Downtime eines 30 GB Postfach während des Verschiebens über eine schmale Leitung ist nicht nur
"kurz beim Updaten der AD-Daten".
Doch. Während des eigentlichen Verschiebens ist das Postfach komplett verwendbar.

> DAG würde ich nicht empfehlen.
Warum? Welche schlechten Erfahrung hast Du mit DAG gemacht?
Gar keine (hier relevanten). Aber dafür ist sie schlicht und einfach nicht vorgesehen. Und auch nicht geeignet.

Grüße

Filipp