dertowa

Supporterfahrung zu Netgear M4300 Serie

Guten Morgen,
da wir hier tagtäglich gebeutelt werden mit Problemen anderer, dachte ich, dass ich mal eben meinen Senf zu einer Supporterfahrung abgebe.

Kurz zur Basis, ich habe im Januar 2022 das gesamte Netzwerk auf Netgear M4300er Switche umgestellt.
Kein Dienstleister mit im Boot, da ich niemanden gefunden hatte, der Netgear verkaufen oder supporten wollte.
Ich war damals dennoch nicht bereit den Mehrpreis für Cisco (war das 3-fache!) zu vertreten und habe das bislang auch nicht bereut.
Ebenfalls hängen die Netzwerkkomponenten nicht an irgendeiner Managementcloud oder an Abonnementlizenzen, ohne welche die Geräte zu teuren Briefbeschwerern werden würden.

Netgear bietet standardmäßig nach Kauf 3 Monate E-Mail und telefonischen Support, das reichte damals für die rudimentäre Einrichtung, alles andere ist dann lernen am Objekt.

So kam es zu einem schwarzen Montagmittag, als einer von zwei M4300-12X12F im Stack den Dienst einstellte.
Da am Switch selbst nichts zu erkennen war (LEDs waren an), dieser aber weder im Managementnetzwerk noch über den separaten Managementport reagierte wurde kurzerhand neugestartet.

...hier sei eingeflochten, dass ich beim nächsten Mal erst das Consolenkabel anstecke und schaue was abgeht...

Der anschließende Neustart brachte einen "toten" Switch, Power-LED wurde nicht grün, also Bootvorgang konnte nicht abgeschlossen werden.
Nachdem der produktive Betrieb vollständig auf den zweiten Switch im Stack umgelegt war (bei sowas zeigen sich dann doch mal noch so ein, zwei Baustellen, die man nicht bedacht hat oder sich im Laufe der Zeit ungünstig entwickelt haben) und die Internetrecherche keine belastbaren Auskünfte lieferte, wurde das USB-Consolenkabel ausgepackt.
Die Ausgabe des Switches war ernüchternd:
/image2 not found!
ubifsload - load file from an UBIFS filesystem

Usage:
ubifsload <addr> <filename> [bytes]
    - load file 'filename' to address 'addr'  
Wrong Image Format for bootm command
ERROR: can't get kernel image!  
Saving Environment to SPI Flash...
Bad FIT kernel image format!
ERROR: can't get kernel image!  
Saving Environment to SPI Flash...
/image2 not found!
ubifsload - load file from an UBIFS filesystem

Usage:
ubifsload <addr> <filename> [bytes]
    - load file 'filename' to address 'addr'  
Bad FIT kernel image format!
ERROR: can't get kernel image!  
BOOTP broadcast 1

Abort
Bad FIT kernel image format!
ERROR: can't get kernel image!  

Also die Supportseite von Netgear aufgerufen, unseren registrierten Switch gewählt und die einzige mir noch verfügbare Option gezogen: Live Chat
Zu meiner Freude kam nicht erstmal irgendein KI Assi, der mich abwimmeln wollte, sondern sehr zügig ein ansprechbarer Mitarbeiter.
Innerhalb von 15 min Chat-Gespräch indem die Fehlermeldung und ein paar Basischecks (wie leuchtet die Power-LED, ist die LED am Netzteil an,...) durchgegangen wurden, kam:
Das kann nur ein L3-Mitarbeiter machen.

Dann musste ich noch mal ~15min investieren für die Rechnung, ein Foto des Geräts, meine Telefonnummer und bestätigen, dass das L3-Gespräch in englischer Sprache sein wird.
Danach war das Gespräch so schnell beendet, wie es begonnen hatte. Man konnte mir leider nicht sagen, wie lange ein Rückruf durch L3 dauern würde. face-sad

Endzeit: 14:30 Uhr

16:30 Uhr rappelte das Telefon, ich wollte gerade das Büro verlassen - perfekt.
Das Gespräch kam aus England, die gute Dame rief aber von den Philippinen an, dort war es dann ungefähr Mitternacht. face-big-smile

Per Teamviewer wurde noch mal ein wenig geprüft, das zweite Firmwareimage des Switches war ebenfalls nicht bootbar, ein Hardwaredefekt wurde immer wahrscheinlicher.
Durch Lifetime - Warranty wäre das auch kein Problem gewesen, aber als letzten Versuch wurde in Teamarbeit eine spezielle Recovery-Firmware per TFTP auf den Switch gebracht.
Teamarbeit weil mein System natürlich in deutscher Sprache war und die L3-Mitarbeiterin somit irritierte, zudem brauchte es natürlich jemanden vor Ort der Kabel steckte, den Switch neustartet, etc. bei der TFTP Verbindung konnte ich auch sinnvoll zur Problemlösung beitragen. face-big-smile

...merke für die Zukunft ein mobiles System in englischer Sprache vorhalten...

Dies führte letztlich zum Erfolg und nachdem die aktuellste Firmware aufgespielt wurde und verbleibende Switch im Stack ebenfalls die neuste Firmware erhalten hatte, wurden die beiden wieder gestackt und somit die Konfiguration problemlos zusammengeführt.

Die Aktion war um 18:00 Uhr beendet seitdem läuft alles wieder rund.


Letztlich weiß ich zwar nicht was da nun passiert ist (das hätte mir wohl nur die Console verraten), aber dafür, dass ich einmal ein Gerät gekauft habe und nicht irgendeinen Partner vor Ort brauche um mit dem Hersteller in Kontakt zu treten, bin ich am Ende sehr positiv überrascht worden und das hat echt reibungslos funktioniert.

P.S.: Wer also mal ein Firmwarerecovery benötigt, ich weiß jetzt wie. face-big-smile

Just my 2 cents
ToWa
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Content-ID: 673884

Url: https://administrator.de/report/netgear-m4300-switch-support-673884.html

Ausgedruckt am: 18.07.2025 um 02:07 Uhr

Coreknabe
Coreknabe 16.07.2025 um 11:13:50 Uhr
Moin,

vielen Dank, dass Du das hier teilst!

Gruß
godlie
godlie 16.07.2025 aktualisiert um 13:07:21 Uhr
Hallo,

Dann musste ich noch mal ~15min investieren für die Rechnung, ein Foto des Geräts, meine Telefonnummer und bestätigen, dass das L3-Gespräch in englischer Sprache sein wird.

diese Angst vor Englisch muss was Deutsches sein? Es gibt nichts schlimmeres als eingedeutsche Fehlermeldungen ala Simens, es sind auch die Übersetzten Fehlermeldungen ein Graus.

Die IT Sprache ist nun mal Englisch und wer es nicht will , soll zum Gärtner umschwenken

grüße
Fenris14
Fenris14 16.07.2025 um 12:28:02 Uhr
Die M4300-12x12f fand ich schon immer interessant, aber mich hat Netgear generell abgeschreckt. Im Consumer-Bereich hat man zuviel Kredit verspielt. Was da teilweise für produzierter Müll ab Werk ausgeliefert wurde, war schon beachtlich. Scheinbar ist die Doku selbst im Enterprise-Segment nicht richtig angelegt, sonst würde soetwas wichtiges wie Firmware-Recovery durch Recherche auffindbar sein.

Bin damals von Cisco zu Brocade (heute Commscope) gewechselt. Mit etlichen Zwischenstationen, angefangen von Mikrotik über Ubiquiti bis hin zu TP-Link Jetstream. Kann man fast alles vergessen. Brocade, Cisco (Nexus und Catalyst), Juniper oder Arista sind zwar schweineteuer... aber eines kann man sicher gehen: Wenn dort der Switch irgendwie falsch hustet, wird während der Garantie-Zeit nicht lange gefackelt... da gibt es sofort Ersatz.

So zumindest habe ich das bei einem Brocade erlebt, war in 10 Jahren der erste der mir abgeraucht ist. Wortwörtlich. Er lief zwar noch, aber Netzteil roch komisch und für paar Minuten hatte der Switch nichts mehr geforwarded. Gleich am nächsten Tag hatte ich zwei neue Switches (Stack) daliegen, obwohl ich nur um einen gebeten hatte. Die sind gleich auf Nummer sicher gegangen.

Aber schön zu lesen, wie die Erfahrungen von anderen sind.
dertowa
dertowa 16.07.2025 aktualisiert um 13:10:02 Uhr
Zitat von @Fenris14:

Scheinbar ist die Doku selbst im Enterprise-Segment nicht richtig angelegt, sonst würde soetwas wichtiges wie Firmware-Recovery durch Recherche auffindbar sein.

Da gebe ich dir durchaus recht, denn im Handbuch steht auch hinsichtlich der USB-Konsolenverbindung, dass der COM-Port 9600 (Default) sprechen würde, aber bis 115200 unterstützt.
Damit bekam ich vom Switch aber nur ein freundliches:
S▒`o▒>▒k▒_o▒▒▒▒ҥC▒▒Rn▒▒c 
Die funktionierenden Einstellungen fand ich dann hier: kb.netgear.com/30329/M4300-Resetting-to-factory-default-using-th ...

Aber auch für dieses "Startmenü" muss der Switch grundlegend starten.
Hinsichtlich des Firmwarerecovery würde nicht viel bringen eine Anleitung zu haben, da dort ein spezielles Image notwendig ist, man kann nicht einfach die Firmwaredatei der Homepage nehmen.

Grüße
ToWa
m.ster
m.ster 16.07.2025 um 15:02:15 Uhr
@godlie

Es gibt nichts schlimmeres als eingedeutsche Fehlermeldungen

dann hast du noch nie lange mit südwestindischen Supportlern telefoniert die ein zerbrechliches Englisch versuchen zu reden wollen, ohne Bildschirmunterstützung :D
Fenris14
Fenris14 17.07.2025 um 08:37:08 Uhr
Hinsichtlich des Firmwarerecovery würde nicht viel bringen eine Anleitung zu haben, da dort ein spezielles Image notwendig ist, man kann nicht einfach die Firmwaredatei der Homepage nehmen.

Grüße
ToWa

Ich hatte mal einen ähnlichen Fall. Kollege hat einen gebrauchten Brocade-Switch zu Tode geflasht, in dem er die Abhängigkeiten zwischen non-UFI und UFI Images vernachlässigt hatte. Bei Bootvorgang ist er einfach abgeschmiert.

Durch die Doku dann herausgefunden das man jederzeit von extern, z.B. per TFTP, einen Bootloader ans Laufen bringen kann. Damit dann in den Bootflash wieder sauber die passende Version geschrieben und danach Primary und Secondary mit passendem Image beschrieben.

Das mal nur so am Rande. Irgendwie finde ich das schon eine sehr relevante Information die man irgendwie in die KB hätte packen können. Selbst wenn es ein spezielles Image ist. Im Notfall bedeutet das mehrere Stunden vermeidbarer Produktionausfall weil man drauf wartet das der Support anruft.
dertowa
dertowa 17.07.2025 um 10:24:13 Uhr
Zitat von @Fenris14:

Irgendwie finde ich das schon eine sehr relevante Information die man irgendwie in die KB hätte packen können. .... Im Notfall bedeutet das mehrere Stunden vermeidbarer Produktionausfall...

Schon richtig, man könnte alles irgendwo niederschreiben.
Ich muss aber sagen, dass ich mir/uns damals bei der Anschaffung und der nicht unerheblichen eingesparten Kosten gegenüber der anderen angebotenen Hersteller entsprechende Ersatzgeräte gegönnt habe.

Die 12X12F sind redundant ausgelegt um die Server und Unterverteilungen anzubinden.
Ein M4300-52G-PoE liegt im Schrank und ist Ersatz für die Unterverteilungen. face-smile
Damit ist zügig ein Ersatz eingebaut und die Konfiguration eingespielt, danach kann man sich in Ruhe um den Problemswitch kümmern.

Soweit die Theorie.