Vor dem Versuch einer Datenrettung, Festplatten und Speicherkarten aller Art
Daten selber retten oder lieber retten lassen, wie macht man den Schaden nicht noch größer?
ich möchte hier ersteinmal nur Verständnis hervorrufen, eine logische Reihenfolge nahelegen und jeden schon mal ermutigen, vor dem worst-case-Szenario alles schon mal - unter sicherer Kontrolle mit vielen funktionsfähigen Backups die Abläufe durchgespielt zu haben.
(Bei RAID-Systemen bevor überhaupt Produktivdaten darauf sind und ohne AD!!!)
Alles ohne Gewähr!
1. Ruhe bewahren.
2. siehe erstens.
3. gibt es halbwegs aktuelle Backups - UND - hat man auch regelmäßig das Zurücksichern geprobt, kann man sich schon entspannen und auch Experimente machen.
sonst sollte man schon hier gut abwägen, ob man selbst noch Versuche starten möchte, oder den Telefonjoker zieht, jeder Versuch und auch das falsche Abschalten - aber auch nur das Warten kann es schlimmer machen!
4. bis hierher gab's noch keine Überlegung, was oder wie es überhaupt passiert ist, aber das spielt auch noch keine Rolle. Entscheidend ist jetzt nur der Wert der Daten, bei einem Wert über 1000 € (Arbeitszeit, ideeller Wert,...) sollten Profis bestimmen, was man als nächstes machen soll, entsprechende Links gibt's hier genug.
Häufig wird der Rat erteilt, den Rechner schnellstmöglich direkt stromlos zu machen - also Stecker raus, nicht normal herunterfahren.
Das ist bei physikalischen Fehlern "Festplattencrash" und schweren logischen "Fehlern" - aus Versehen begonnen zu formatieren, alles gelöscht, falsche Festplattenpartition vergrößert usw. das beste um zu verhindern, daß neue Daten an die Stelle der alten geschrieben werden oder daß z.B. die Späne des Headcrash über die ganze Platte weitere Kratzer hervorruft und so immer mehr zerstört.
Auch wenn der Benutzer nichts Neues mehr macht, kann das Betriebssystem noch z.B. indizieren, defragmentieren oder in einen Stromsparmodus gehen wollen und dafür flink noch alles auf Festplatte sichern wollen usw., deshalb ist auch nur Abwarten falsch.
Beim harten Abschalten ruft man natürlich auch logische Schäden hervor, wenn also das aktuelle offene Dokument das extrem wertvolle ist - auf externe Medien USB-Stick o.ä. sichern, wenn die Datenbank das wichtige ist, sollte alles in Transaktionslogbüchern gespeichert sein, so daß Abschalten gar nicht so schlimm ist.
Aber es gibt hier schon keine allgemeingültige Aussage, daher Fall einem Experten schildern.
5. Man hat sich jetzt schon entschieden, daß man selbst ersteinmal etwas machen will.
Jetzt liegt der Fokus darauf, den Ist-Zustand - also den mit allen Fehlern - zu bewahren, es also nicht noch schlimmer zu machen und alles was man macht auch wieder rückgängig machen zu können.
6a. Physikalische Fehler: Headcrash, Festplatte läuft nur noch sporadisch an, im RAID ist eine Platte "rot", die Festplatte pfeift im laufenden Betrieb, rattert immer wieder, ...
Hier muß beim ersten Versuch - weil es vielleicht der einzige ist, den man hat, das Kopieren der Restdaten auf eine andere Festplatte oder ein ganzes Sicherungssystem klappen, man kopiert die gesamte Oberfläche idealerweise am Stück in eine große Datei - das "Image" - das geht z.B. auf eine schon vorher formatierte externe Platte, die ein solches Image aber auch vertragen muß: 250GB Platte zu retten, also 300GB Platte extern mit einem Filesystem, welches Dateien mit 250GB größe verträgt anlegen, ich werde dabei nur mit Linux (insbes. Live-CD) und Ext2/3 glücklich, Imageprogramme unter Windows versagen bei mir irgendwie immer wenn's wichtig ist. Das mag aber Ansichtssache sein. Weiterer Weg zum "googlen": dd und/oder dd_rescue - manchmal auch ddrescue geschrieben.
Schwierig kann es sein, bei RAID-Systemen (0,5,...) nicht nur einzelne Platten, sondern mit ganz anderem Betriebssystem die logisch gesamte Information am Stück zu bekommen, hier keine pauschale Lösung, alle Platten einzeln zu sichern geht zwar grundsätzlich, das Zusammenfügen auf einer neuen Platte kann aber auch (z.B. bei RAID 5) unrealistisch sein.
6b. siehe 6a, aber man könnte natürlich ersteinmal nur gucken - Vorsicht! Auch wenn nur lesend auf die Festplatte zugegriffen werden soll, spielen einem Betriebssystem (Windows!) oder Dateisystem (mit "Journal") noch Streiche und verändern das System. Das ist wiederum gesamtgefährdend bei RAID-Systemen, wovon es hier im Forum hübsche Beispiele gibt. Also RAID zusammenlassen und unser Rettungssystem muß das auch zusammenhängend erkennen und bearbeiten. Alles zusammen: auch hier ist ein 1:1 Image das Mittel der Wahl, will man packen, kann man das nicht mit dateisystembasierenden Tools machen, da dann genau gelöschte Bereiche ggf. nicht nicht mit übertragen werden.
7. bei 6b können wir jetzt auf dem Image beliebig experimentieren, diverse Datenrettungstools ansetzen ("undelete","fsck","scandisk"), oder Partitionsfinder
"testdrive" usw. denn vom Original kriegen wir ja immer wieder eine neue Kopie hergestellt, bei 6a gilt: ERST NOCH EINE KOPIE! wenn die Werkzeuge es schlimmer machen, die falschen Partitionen wiederherstellen, die Dateien falsch verketten, brauchen wir wieder eine solide Ausgangsbasis.
Unter Linux lassen sich diese Images wunderbar direkt (nach "loopback-device" googlen, auch "mount -o loop") als ganzes Dateisystem wieder einbinden, aber auch als Festplatte untersuchen, das empfehle ich als weitere Herangehensweise.
Vielleicht reicht es auch, nur die aufgeräumte Datenpartition weiter zu untersuchen, das erspart viel Mühe.
Wenn der Ideelle Wert überwiegt - z.B. Bilder, kann man mit spezialisierten Programmen - die normalerweise für Digitalkamera-Kartenspeicher gedacht sind, die Platte durchsuchen, bei Texten auch einfach nach Zeichenketten fahnden, dann interessiert einen eventuell gar nicht mehr der Name einer Datei und die ganzen Ordner, wo die war.
Aber das nur als Anregung, denn ab da greifen die meisten Tutorials...
Wägen Sie ab, ob Sie wissen, in welcher Kategorie Sie sich befinden, was es wenn's durch eigenes Tun schlimmer wird bedeutet und versuchen Sie die Tipps auf Ihre Anfrage hier im Forum in das Schema einzupassen.
Das Experimentieren kommt erst an siebter Stelle!
Verbesserungsvorschläge und Kritik bitte auch per PM an mich.
Ergänzung:
Auch Kartenspeicher, USB-Sticks, etc. nehmen Experimente krumm, Daten werden neu geschrieben/umorganisiert, bei elektrischen Defekten weiter zerstört, daher auch dabei erst ein Vollbackup auf einen anderen Datenträger und dann die automatischen Helferlein.
ich möchte hier ersteinmal nur Verständnis hervorrufen, eine logische Reihenfolge nahelegen und jeden schon mal ermutigen, vor dem worst-case-Szenario alles schon mal - unter sicherer Kontrolle mit vielen funktionsfähigen Backups die Abläufe durchgespielt zu haben.
(Bei RAID-Systemen bevor überhaupt Produktivdaten darauf sind und ohne AD!!!)
Alles ohne Gewähr!
1. Ruhe bewahren.
2. siehe erstens.
3. gibt es halbwegs aktuelle Backups - UND - hat man auch regelmäßig das Zurücksichern geprobt, kann man sich schon entspannen und auch Experimente machen.
sonst sollte man schon hier gut abwägen, ob man selbst noch Versuche starten möchte, oder den Telefonjoker zieht, jeder Versuch und auch das falsche Abschalten - aber auch nur das Warten kann es schlimmer machen!
4. bis hierher gab's noch keine Überlegung, was oder wie es überhaupt passiert ist, aber das spielt auch noch keine Rolle. Entscheidend ist jetzt nur der Wert der Daten, bei einem Wert über 1000 € (Arbeitszeit, ideeller Wert,...) sollten Profis bestimmen, was man als nächstes machen soll, entsprechende Links gibt's hier genug.
Häufig wird der Rat erteilt, den Rechner schnellstmöglich direkt stromlos zu machen - also Stecker raus, nicht normal herunterfahren.
Das ist bei physikalischen Fehlern "Festplattencrash" und schweren logischen "Fehlern" - aus Versehen begonnen zu formatieren, alles gelöscht, falsche Festplattenpartition vergrößert usw. das beste um zu verhindern, daß neue Daten an die Stelle der alten geschrieben werden oder daß z.B. die Späne des Headcrash über die ganze Platte weitere Kratzer hervorruft und so immer mehr zerstört.
Auch wenn der Benutzer nichts Neues mehr macht, kann das Betriebssystem noch z.B. indizieren, defragmentieren oder in einen Stromsparmodus gehen wollen und dafür flink noch alles auf Festplatte sichern wollen usw., deshalb ist auch nur Abwarten falsch.
Beim harten Abschalten ruft man natürlich auch logische Schäden hervor, wenn also das aktuelle offene Dokument das extrem wertvolle ist - auf externe Medien USB-Stick o.ä. sichern, wenn die Datenbank das wichtige ist, sollte alles in Transaktionslogbüchern gespeichert sein, so daß Abschalten gar nicht so schlimm ist.
Aber es gibt hier schon keine allgemeingültige Aussage, daher Fall einem Experten schildern.
5. Man hat sich jetzt schon entschieden, daß man selbst ersteinmal etwas machen will.
Jetzt liegt der Fokus darauf, den Ist-Zustand - also den mit allen Fehlern - zu bewahren, es also nicht noch schlimmer zu machen und alles was man macht auch wieder rückgängig machen zu können.
6a. Physikalische Fehler: Headcrash, Festplatte läuft nur noch sporadisch an, im RAID ist eine Platte "rot", die Festplatte pfeift im laufenden Betrieb, rattert immer wieder, ...
Hier muß beim ersten Versuch - weil es vielleicht der einzige ist, den man hat, das Kopieren der Restdaten auf eine andere Festplatte oder ein ganzes Sicherungssystem klappen, man kopiert die gesamte Oberfläche idealerweise am Stück in eine große Datei - das "Image" - das geht z.B. auf eine schon vorher formatierte externe Platte, die ein solches Image aber auch vertragen muß: 250GB Platte zu retten, also 300GB Platte extern mit einem Filesystem, welches Dateien mit 250GB größe verträgt anlegen, ich werde dabei nur mit Linux (insbes. Live-CD) und Ext2/3 glücklich, Imageprogramme unter Windows versagen bei mir irgendwie immer wenn's wichtig ist. Das mag aber Ansichtssache sein. Weiterer Weg zum "googlen": dd und/oder dd_rescue - manchmal auch ddrescue geschrieben.
Schwierig kann es sein, bei RAID-Systemen (0,5,...) nicht nur einzelne Platten, sondern mit ganz anderem Betriebssystem die logisch gesamte Information am Stück zu bekommen, hier keine pauschale Lösung, alle Platten einzeln zu sichern geht zwar grundsätzlich, das Zusammenfügen auf einer neuen Platte kann aber auch (z.B. bei RAID 5) unrealistisch sein.
6b. siehe 6a, aber man könnte natürlich ersteinmal nur gucken - Vorsicht! Auch wenn nur lesend auf die Festplatte zugegriffen werden soll, spielen einem Betriebssystem (Windows!) oder Dateisystem (mit "Journal") noch Streiche und verändern das System. Das ist wiederum gesamtgefährdend bei RAID-Systemen, wovon es hier im Forum hübsche Beispiele gibt. Also RAID zusammenlassen und unser Rettungssystem muß das auch zusammenhängend erkennen und bearbeiten. Alles zusammen: auch hier ist ein 1:1 Image das Mittel der Wahl, will man packen, kann man das nicht mit dateisystembasierenden Tools machen, da dann genau gelöschte Bereiche ggf. nicht nicht mit übertragen werden.
7. bei 6b können wir jetzt auf dem Image beliebig experimentieren, diverse Datenrettungstools ansetzen ("undelete","fsck","scandisk"), oder Partitionsfinder
"testdrive" usw. denn vom Original kriegen wir ja immer wieder eine neue Kopie hergestellt, bei 6a gilt: ERST NOCH EINE KOPIE! wenn die Werkzeuge es schlimmer machen, die falschen Partitionen wiederherstellen, die Dateien falsch verketten, brauchen wir wieder eine solide Ausgangsbasis.
Unter Linux lassen sich diese Images wunderbar direkt (nach "loopback-device" googlen, auch "mount -o loop") als ganzes Dateisystem wieder einbinden, aber auch als Festplatte untersuchen, das empfehle ich als weitere Herangehensweise.
Vielleicht reicht es auch, nur die aufgeräumte Datenpartition weiter zu untersuchen, das erspart viel Mühe.
Wenn der Ideelle Wert überwiegt - z.B. Bilder, kann man mit spezialisierten Programmen - die normalerweise für Digitalkamera-Kartenspeicher gedacht sind, die Platte durchsuchen, bei Texten auch einfach nach Zeichenketten fahnden, dann interessiert einen eventuell gar nicht mehr der Name einer Datei und die ganzen Ordner, wo die war.
Aber das nur als Anregung, denn ab da greifen die meisten Tutorials...
Wägen Sie ab, ob Sie wissen, in welcher Kategorie Sie sich befinden, was es wenn's durch eigenes Tun schlimmer wird bedeutet und versuchen Sie die Tipps auf Ihre Anfrage hier im Forum in das Schema einzupassen.
Das Experimentieren kommt erst an siebter Stelle!
Verbesserungsvorschläge und Kritik bitte auch per PM an mich.
Ergänzung:
Auch Kartenspeicher, USB-Sticks, etc. nehmen Experimente krumm, Daten werden neu geschrieben/umorganisiert, bei elektrischen Defekten weiter zerstört, daher auch dabei erst ein Vollbackup auf einen anderen Datenträger und dann die automatischen Helferlein.
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Content-ID: 60209
Url: https://administrator.de/tutorial/vor-dem-versuch-einer-datenrettung-festplatten-und-speicherkarten-aller-art-60209.html
Ausgedruckt am: 24.12.2024 um 18:12 Uhr
6 Kommentare
Neuester Kommentar
DANKE für dieses Tutorial.
Somit habe ich wieder was, worauf ich verweisen kann.
Jedoch hat die Vergangenheit gezeigt, daß sehr viele DAU's hier lieber bissel mit Ontrack und PCInspector rumspielen, und dann heulen, wenn gar nix mehr geht...
Lonesome Walker
Somit habe ich wieder was, worauf ich verweisen kann.
Jedoch hat die Vergangenheit gezeigt, daß sehr viele DAU's hier lieber bissel mit Ontrack und PCInspector rumspielen, und dann heulen, wenn gar nix mehr geht...
Lonesome Walker
Hallo,
gutes Tutorial!
eine Änderung würde ich aber noch einbauen.
jeweils nach den einzelnen von dir aufgeführten Punkten würde ich wieder auf die Punkte 1 und 2 verweisen
Das wesentliche Problem dürfte aber sein das die meisten "Experten" deren einzige festplatte sich ins Nirvana verabschiedet hat, diese Tutorial erst dann lesen wenn es bereits zu spät ist und die ersten destruktiven Rettungsversuche bereits erfolgt sind. Inzwischen ist es ja so das jeder jemanden kennt der "was von Computern versteht".
Ganz besonders amüsant sind im übrigen auch immer die Tipps die Plate ins Eisfach zu legen oder die Platte aus 20 cm höhe fallen zu lassne dmit sich der festgesetzte Kopf wieder löst.
Aber leider habe ich aus der Praxis auch schon den Hinweis bekommen eine Heizdecke mit zu nehmen (die Platte durfte sich nicht abkühlen....)
gutes Tutorial!
eine Änderung würde ich aber noch einbauen.
jeweils nach den einzelnen von dir aufgeführten Punkten würde ich wieder auf die Punkte 1 und 2 verweisen
Das wesentliche Problem dürfte aber sein das die meisten "Experten" deren einzige festplatte sich ins Nirvana verabschiedet hat, diese Tutorial erst dann lesen wenn es bereits zu spät ist und die ersten destruktiven Rettungsversuche bereits erfolgt sind. Inzwischen ist es ja so das jeder jemanden kennt der "was von Computern versteht".
Ganz besonders amüsant sind im übrigen auch immer die Tipps die Plate ins Eisfach zu legen oder die Platte aus 20 cm höhe fallen zu lassne dmit sich der festgesetzte Kopf wieder löst.
Aber leider habe ich aus der Praxis auch schon den Hinweis bekommen eine Heizdecke mit zu nehmen (die Platte durfte sich nicht abkühlen....)
Hallo brocker,
nach erfolgloser Datenrettung empfehle ich:
http://de.youtube.com/watch?v=hQJNoveUt48
Gruß H_E_X_E_R
nach erfolgloser Datenrettung empfehle ich:
http://de.youtube.com/watch?v=hQJNoveUt48
Gruß H_E_X_E_R