Sicherheitsrisiko: Die Krux mit 7-Zip
Bei vielen Anwendern ist das Tool 7-Zip zum Entpacken von Archivdateien im Einsatz. Die Software ist kostenlos und steht auch in einer portablen Version für Windows zur Verfügung. Zudem wird 7-Zip in diversen Produkten mit verwendet. Alles eitel Sonnenschein? Leider gibt es eine dunkle Seite von 7-Zip, denn das Tool ist potentiell eine wandelnde Sicherheitslücke. Hier einige Hinweise, was man wissen sollte - und ein abschließender Ratschlag.
Leider gibt es bei dieser Kernfunktion ein Problem: Der Inhalt der zu entpackenden Archivdateien (sprich: Malware) könnte Sicherheitslücken in 7-Zip & Co. ausnutzen, um Schadcode zu extahieren und auszuführen. Dazu sind beim Entpacken Speicherüberläufe zu provozieren, die u.U. zur Codeausführung missbraucht werden können. Oder direkt ausgedrückt: Der Anwender entpackst nichtsahnend eine Datei, und dabei wird ein in der Datei enthaltener Schädling aktiv und manipuliert die unter dem Benutzerkonto erreichbaren Dateien. Das ist etwas, was kein Benutzer bei 7-Zip erwartet, was aber nicht unrealistisch ist.
Leider werden immer wieder Sicherheitslücken in 7-Zip und den unterlagerten Bibliotheken mit den Funktionen zum Packen gefunden. Ich hatte kürzlich in meinem Blog im Beitrag 7-Zip mit Sicherheitslücken – updaten! über Sicherheitslücken in diesem Tool berichtet und ein Update auf die Version 18.0 und höher empfohlen. Igor Pavlov hatte nach der Entdeckung der Sicherheitslücken schnell reagiert und die Version 18.01 von 7-Zip bereitgestellt. So weit so gut.
Allerdings gibt es wohl Szenarien, wo noch ältere Versionen von 7-Zip zum Einsatz gelangen. Und auch Drittanbieter verwenden mitunter 7-Zip (oder Teilfunktionen) in ihren Programmen. Dort könnten dann ältere Versionen der Bibliotheken oder des Programms bei Installation oder Update auf das System kommen. Das wäre der 'erste Dorn' in Punkto Sicherheit, wobei viele Anwender dort, zugegebenermaßen, überhaupt nichts von dem Dilemma '7-Zip-Variante mit Sicherheitslücken arbeitet auf meinem System' mitbekommen oder wenig bis keinen Einfluss auf diesen Sachverhalt haben.
Für den Fall, dass man ältere, angreifbare 7-Zip-Varianten (warum auch immer) auf seinem System einsetzen muss, gäbe es die Möglichkeit, die Sicherheitslücken CVE-2017-17969 und CVE-2018-5996 durch Micro-Patches von 0patch.com zu beheben. Auf diesen Ansatz hatte ich in meinem Blog-Beitrag hier kurz hingewiesen. In der nachfolgenden Betrachtung schließe ich dieses Szenario aber wegen seiner Komplexität aus.
Das Problem: Der Entwickler von 7-Zip verzichtet seit Jahren auf den Einsatz dieser oben erwähnten Optionen. Die 7-Zip Binärdateien für Windows werden ohne die Linker-Optionen /NXCOMPAT und /DYNAMICBASE gebunden. Das bedeutet, dass 7-Zip auf allen Windows-Systemen ohne ASLR läuft. Und DEP ist nur unter 64-Bit-Windows-Systemen sowie in der 32-Bit-Version von Windows 10 aktiviert.
(Quelle: landave.io)
In obigem Bild ist zu sehen, dass DEP permanent deaktiviert wurde. Darüber hinaus wird 7-Zip ohne das /GS-Flag kompiliert, so dass es keine Stack-Überwachung gibt. Das geschieht nicht aus Unwissen. Mir sind zwei (glaubhafte) Quellen bekannt, wo Sicherheitsforscher, nach Entdeckung von Sicherheitslücken, Igor Pavlov auf das Manko hingewiesen haben. Im Hinblick auf 'aus dem Nähkästchen geplaudert': Pavlov weigert sich, /DYNAMICBASE zu aktivieren, um Binärdateien ohne Relocation-Tabelle zu erstellen und so eine minimale Binärgröße zu erreichen. Außerdem verzichtet er auf die Aktivierung des /GS-Flags im Compilter, da der generierte Prüfcode die Laufzeit und die Binärgröße beeinflussen könnte. Es gibt die Information, dass Pavlov versuchen will, zumindest das Flag /NXCOMPAT für die nächste Version von 7-Zip zu aktivieren. Der Hintergrund ist schon abenteuerlich: Anscheinend ist die Option derzeit nicht aktiviert, da 7-Zip mit einem veralteten Linker verknüpft ist, der das Flag nicht unterstützt.
Und damit gibt es ein Problem: 7-Zip ist zwar kostenlos, aber dessen Autor setzt veraltete Entwicklungstools ein und will ein paar Bytes in der Programmdatei auf Kosten der Sicherheit sparen. Angesichts der von mir in den vorhergehenden Absätzen skizzierten Problemstellung bleibt momentan (in meinen Augen) nur, von der Verwendung des Tools abzusehen.
Das Problem der Packprogramme wie 7-Zip
Kernfunktion eines Programms wie 7-Zip ist das Entpacken von Archivdateien, wobei diverse Formate unterstützt werden sollen. Das macht 7-Zip auch ganz gut. Nachfolgende Abbildung zeigt die unterstützten Formate, die sich mit 7-Zip verknüpfen lassen.Leider gibt es bei dieser Kernfunktion ein Problem: Der Inhalt der zu entpackenden Archivdateien (sprich: Malware) könnte Sicherheitslücken in 7-Zip & Co. ausnutzen, um Schadcode zu extahieren und auszuführen. Dazu sind beim Entpacken Speicherüberläufe zu provozieren, die u.U. zur Codeausführung missbraucht werden können. Oder direkt ausgedrückt: Der Anwender entpackst nichtsahnend eine Datei, und dabei wird ein in der Datei enthaltener Schädling aktiv und manipuliert die unter dem Benutzerkonto erreichbaren Dateien. Das ist etwas, was kein Benutzer bei 7-Zip erwartet, was aber nicht unrealistisch ist.
7-Zip und die Sicherheitslücken
Das Programm 7-Zip wird von Igor Pavlov entwickelt und kostenlos zur Verfügung gestellt. Eigentlich darf man da nicht maulen - einem geschenkten Gaul schaut man nicht ins Maul. Wenn das Viech aber zum Sicherheitsrisiko wird, schaut die Sachlage möglicherweise anders aus.Leider werden immer wieder Sicherheitslücken in 7-Zip und den unterlagerten Bibliotheken mit den Funktionen zum Packen gefunden. Ich hatte kürzlich in meinem Blog im Beitrag 7-Zip mit Sicherheitslücken – updaten! über Sicherheitslücken in diesem Tool berichtet und ein Update auf die Version 18.0 und höher empfohlen. Igor Pavlov hatte nach der Entdeckung der Sicherheitslücken schnell reagiert und die Version 18.01 von 7-Zip bereitgestellt. So weit so gut.
Allerdings gibt es wohl Szenarien, wo noch ältere Versionen von 7-Zip zum Einsatz gelangen. Und auch Drittanbieter verwenden mitunter 7-Zip (oder Teilfunktionen) in ihren Programmen. Dort könnten dann ältere Versionen der Bibliotheken oder des Programms bei Installation oder Update auf das System kommen. Das wäre der 'erste Dorn' in Punkto Sicherheit, wobei viele Anwender dort, zugegebenermaßen, überhaupt nichts von dem Dilemma '7-Zip-Variante mit Sicherheitslücken arbeitet auf meinem System' mitbekommen oder wenig bis keinen Einfluss auf diesen Sachverhalt haben.
Für den Fall, dass man ältere, angreifbare 7-Zip-Varianten (warum auch immer) auf seinem System einsetzen muss, gäbe es die Möglichkeit, die Sicherheitslücken CVE-2017-17969 und CVE-2018-5996 durch Micro-Patches von 0patch.com zu beheben. Auf diesen Ansatz hatte ich in meinem Blog-Beitrag hier kurz hingewiesen. In der nachfolgenden Betrachtung schließe ich dieses Szenario aber wegen seiner Komplexität aus.
Warum ich auf 7-Zip im Interesse der Sicherheit verzichten würde
Kommen wir nun zum Aufhänger für diesen Beitrag - oder anders ausgedrückt: Zum Kern der Sache. Wer mich fragt, erhält den Ratschlag, aus Sicherheitsgründen bis auf weiteres auf 7-Zip zu verzichten. Warum? Der Grund: Das Tool ist ein wandelndes Sicherheitsrisiko, weil dessen Entwickler bewusst auf eine Härtung gegen unbekannte Sicherheitslücken verzichtet. Dazu muss man etwas ausholen. Um Software im Hinblick auf die Ausnutzbarkeit von unbekannten Sicherheitslücken zu härten, können Entwickler verschieden Optionen beim Binden (Linken) der Module zu einer ausführbaren Binärdatei angeben. In diesem Microsoft-Dokument werden zwei solcher Optionen zur Verbesserung der Anwendungssicherheit vorgestellt. Es gibt weitere Techniken dieser Art, die teilweise seit vielen Jahren bekannt sind.Das Problem: Der Entwickler von 7-Zip verzichtet seit Jahren auf den Einsatz dieser oben erwähnten Optionen. Die 7-Zip Binärdateien für Windows werden ohne die Linker-Optionen /NXCOMPAT und /DYNAMICBASE gebunden. Das bedeutet, dass 7-Zip auf allen Windows-Systemen ohne ASLR läuft. Und DEP ist nur unter 64-Bit-Windows-Systemen sowie in der 32-Bit-Version von Windows 10 aktiviert.
(Quelle: landave.io)
In obigem Bild ist zu sehen, dass DEP permanent deaktiviert wurde. Darüber hinaus wird 7-Zip ohne das /GS-Flag kompiliert, so dass es keine Stack-Überwachung gibt. Das geschieht nicht aus Unwissen. Mir sind zwei (glaubhafte) Quellen bekannt, wo Sicherheitsforscher, nach Entdeckung von Sicherheitslücken, Igor Pavlov auf das Manko hingewiesen haben. Im Hinblick auf 'aus dem Nähkästchen geplaudert': Pavlov weigert sich, /DYNAMICBASE zu aktivieren, um Binärdateien ohne Relocation-Tabelle zu erstellen und so eine minimale Binärgröße zu erreichen. Außerdem verzichtet er auf die Aktivierung des /GS-Flags im Compilter, da der generierte Prüfcode die Laufzeit und die Binärgröße beeinflussen könnte. Es gibt die Information, dass Pavlov versuchen will, zumindest das Flag /NXCOMPAT für die nächste Version von 7-Zip zu aktivieren. Der Hintergrund ist schon abenteuerlich: Anscheinend ist die Option derzeit nicht aktiviert, da 7-Zip mit einem veralteten Linker verknüpft ist, der das Flag nicht unterstützt.
Und damit gibt es ein Problem: 7-Zip ist zwar kostenlos, aber dessen Autor setzt veraltete Entwicklungstools ein und will ein paar Bytes in der Programmdatei auf Kosten der Sicherheit sparen. Angesichts der von mir in den vorhergehenden Absätzen skizzierten Problemstellung bleibt momentan (in meinen Augen) nur, von der Verwendung des Tools abzusehen.
Bitte markiere auch die Kommentare, die zur Lösung des Beitrags beigetragen haben
Content-ID: 365378
Url: https://administrator.de/knowledge/sicherheitsrisiko-die-krux-mit-7-zip-365378.html
Ausgedruckt am: 23.12.2024 um 10:12 Uhr
11 Kommentare
Neuester Kommentar
Welche (sicheren) Alternativen gibt es denn? Wie sieht es bspw mit WinRar aus?
Hallo,
danke für den Beitrag! Finde ich schade, dass bei so einem Programm, solche Sicherheitstechniken nicht benutzt werden, obwohl es ja anscheinend recht trivial ist, die einzusetzen.
Spricht was dagegen, den Source Code von 7zip zu nehmen und selbst mit den Linker und Compiler Optionen zu kompilieren?
danke für den Beitrag! Finde ich schade, dass bei so einem Programm, solche Sicherheitstechniken nicht benutzt werden, obwohl es ja anscheinend recht trivial ist, die einzusetzen.
Spricht was dagegen, den Source Code von 7zip zu nehmen und selbst mit den Linker und Compiler Optionen zu kompilieren?
Vielen Dank für den Beitrag.
Ich kann zu dem Sicherheitsproblem noch etwas hinzufügen, das Du oben noch nicht genannt hast.
Situation:
Windows RDS-/Terminalserver, viele Admins konfigurieren eine GPO, die Laufwerke/Laufwerksbuchstaben ausblendet, vor allem das Start- und Systemlaufwerk C:\, damit die Terminalservernutzer es erst gar nicht zu sehen bekommen, was ich sinnvoll finde, bevor die auf dumme Gedanken kommen und Tipps aus der Computerbild auf irgendetwas unterhalb von C:\ anwenden wollen .
7-Zip hält sich nicht an solche GPOs, sondern erlaubt in/aus seinen Speichern- und Öffnen-Dialogen das Browsen in allen Laufwerken, eben auch in denjenigen, die gar nicht zu sehen sein sollen.
Als ich das mal mit anderen Programmen auf einem Test-TS gegengeprüft habe, hatte ich zunächst vermutet, daß die GPO dann vielleicht Microsoft-/Windows-Explorer-"Only" ist und deshalb bei Programmen von Drittherstellern nicht wirkt. Ich konnte dabei zwar nicht alle Programme der Welt ausprobieren, jedoch fand ich sonst keines, das sich in seinen Speichern-/Öffnen-Dialogen nicht daran hielt, ausgeblendete Laufwerke nicht anzuzeigen, 7-Zip war das einzige. Auch Dritthersteller-Dateimanager wie Total- oder Speedcommander hielten sich an das "Anzeigeverbot". Letztlich entschieden wir uns (das war bei einem ehem. AG) gegen 7-Zip auf TS, es wurde dann stattdessen dieser hier, mit dem ich bis heute hochzufrieden bin, verwendet: http://www.izarc.org.
Viele Grüße
von
departure69
Ich kann zu dem Sicherheitsproblem noch etwas hinzufügen, das Du oben noch nicht genannt hast.
Situation:
Windows RDS-/Terminalserver, viele Admins konfigurieren eine GPO, die Laufwerke/Laufwerksbuchstaben ausblendet, vor allem das Start- und Systemlaufwerk C:\, damit die Terminalservernutzer es erst gar nicht zu sehen bekommen, was ich sinnvoll finde, bevor die auf dumme Gedanken kommen und Tipps aus der Computerbild auf irgendetwas unterhalb von C:\ anwenden wollen .
7-Zip hält sich nicht an solche GPOs, sondern erlaubt in/aus seinen Speichern- und Öffnen-Dialogen das Browsen in allen Laufwerken, eben auch in denjenigen, die gar nicht zu sehen sein sollen.
Als ich das mal mit anderen Programmen auf einem Test-TS gegengeprüft habe, hatte ich zunächst vermutet, daß die GPO dann vielleicht Microsoft-/Windows-Explorer-"Only" ist und deshalb bei Programmen von Drittherstellern nicht wirkt. Ich konnte dabei zwar nicht alle Programme der Welt ausprobieren, jedoch fand ich sonst keines, das sich in seinen Speichern-/Öffnen-Dialogen nicht daran hielt, ausgeblendete Laufwerke nicht anzuzeigen, 7-Zip war das einzige. Auch Dritthersteller-Dateimanager wie Total- oder Speedcommander hielten sich an das "Anzeigeverbot". Letztlich entschieden wir uns (das war bei einem ehem. AG) gegen 7-Zip auf TS, es wurde dann stattdessen dieser hier, mit dem ich bis heute hochzufrieden bin, verwendet: http://www.izarc.org.
Viele Grüße
von
departure69