EU-Urheberrechtsreform: Upload-Filter
Hallo,
viele Menschen reden aktuell von Upload-Filtern. Sie reden darüber, als wären es eine Selbstverständlichkeit, das Upload-Filter den Seitenbetreibern helfen urheberrechtlich geschützter Werke in Inhalten zu finden. Das alles hat aber einen sehr großen Haken:
Gegen was sollen wir prüfen?
Laut Artikel 13 benötigt man in Zukunft eine Lizenz für urheberrechtlich geschützte Werke vom Rechteinhaber. Mit wem genau wird nicht definiert - dann wohl mit der gesamten Menschheit!? Hat man diese Lizenz nicht, haftet mal als Betreiber für die Inhalte der User. Hat man eine Lizenz kommt der Upload-Filter ins Spiel (Artikel 13, Absatz 4b). Dieser soll jegliche Uploads der User vorab gegen die gemeldeten Werke prüfen. Wie das technisch aussehen soll wird nicht definiert.
Auf der einen Seite werden Seitenbetreiber damit verpflichtet in Zukunft eine Lizenz aller Rechteinhaber zu besitzen und die Inhalte vorab zu prüfen, auf der anderen Seite gibt es keine zentrale Lizenz-Datenbank gegen die wir prüfen könnten. Es ist utopisch, Lizenzen mit allen Rechteinhabern auf der ganzen Welt abzuschließen. Das klingt nicht nur unlogisch, nein dass ist es auch.
Die einzige praktische Lösung wäre die Bereitstellung einer zentralen Lizenz-Datenbank seitens der Rechteinhaber oder Verwerter. Sollte das kommen, werden die Daten garantiert nicht umsonst herausgeben und so wird, per Gesetz, eine neue Geldquelle für die Rechteinhaber oder Verwerter geschaffen. Das kann nicht das Ziel unserer europäischen Copyright-Reform sein. Aktuell sieht es aber genau so aus.
Im Moment gibt es keine Lizenz-Datenbank für einen möglichen Filter und die Rechteinhaber oder Verwerter werden durch die kommende Copyright-Reform auch nicht dazu verpflichtet eine zu erstellen.
ContentID
Das einzige Filter-System, was mir bekannt ist, heißt Content-ID von Youtube und bezieht sich nur auf Videos. Es hat über 120 Mio Dollar in der ersten Phase seiner Entwicklung gekostet. Dieses System ist sehr fehleranfällig und ist nicht für andere Online-Plattformen verfügbar.
Spielt man in seinem Youtube-Video z.B. selbst ein klassisches Stück mit der Gitarre nach, landet es bei 10 Versuchen mindestens 8 mal im ContentID-Filter. Das System kann nicht mal unterscheiden, ob es das Original Stück ist, oder ob es nachgespielt wurde. Die Fehlerquote ist sehr hoch. Wollen wir uns wirklich darauf verlassen?
Die Zukunft der Upload-Filter-Software
Sollte es jemals freie Upload-Filter geben, so werden auch sie sehr fehleranfällig sein und es werden ganz neue Probleme damit entstehen.
Wer prüft z.B. die Daten, die dann in den Filtern eingetragen werden? Sind es wirklich urheberrechtlich geschützte Werke, oder haben sie einfach nur das Ziel zu manipulieren?
Das sind ganz neue Themen und Probleme, über die sich bisher wohl noch kein Politiker Gedanken gemacht hat.
Die Firma, die in Zukunft die Kontrolle über die Upload-Filter-Software hat, wird automatisch zur mächtigsten Firma im Internet. Technisch kann so etwas nur eine Firma wie Google oder vielleicht noch Facebook leisten
Wollen wir das wirklich?
Das alles für den kleinen Preis, dass hier und da urheberrechtlich geschützter Werke, die bei Jugendlichen im Hintergrund in ihren Youtube Videos landen, erkannt werden? Das ist nicht mehr verhältnismäßig und nützt nur den Verwertungsgesellschaften und Verlagen. Der User hat von der neuen Copyright-Reform oder dem Upload-Filter keinen Vorteil. Ganz im Gegenteil, ob ein Inhalt in Zukunft veröffentlicht wird oder nicht, entscheidet eine dumme Software und wird zum reinen Glücksspiel.
Was kann ich tun?
Daher solltet ihr JETZT darüber mit so vielen Menschen wie möglich reden und das Thema aufklären.
Ihr könnt eine Petition gegen Upload-Filter unterstützen (aktuell schon 4,7 Millionen Unterzeichner) und über Kampagnenseiten unsere Volksvertreter kontaktieren.
Für den 23. März wird zu europaweiten Demonstrationen aufgerufen. Termine und Orte findet ihr im Beitrag Upload-Filter und Leistungsschutzrecht: Europaweite Demos am 23. März.
Hier die deutsche Übersetzung des Artikel 13 von Christian Solmecke
https://www.dropbox.com/s/569ecj9v5q9adaq/Tabelle_Englisch_Deutsch.docx? ...
Artikel 13 - Dieses Chaos haben wir jetzt! Rechtsanwalt Solmecke erklärt das Thema genau:
Was Tiemo Wölken (SPD, Mitglied im Europäischen Parlament) zu Upload-Filter sagt
Gruß
Frank
viele Menschen reden aktuell von Upload-Filtern. Sie reden darüber, als wären es eine Selbstverständlichkeit, das Upload-Filter den Seitenbetreibern helfen urheberrechtlich geschützter Werke in Inhalten zu finden. Das alles hat aber einen sehr großen Haken:
Gegen was sollen wir prüfen?
Laut Artikel 13 benötigt man in Zukunft eine Lizenz für urheberrechtlich geschützte Werke vom Rechteinhaber. Mit wem genau wird nicht definiert - dann wohl mit der gesamten Menschheit!? Hat man diese Lizenz nicht, haftet mal als Betreiber für die Inhalte der User. Hat man eine Lizenz kommt der Upload-Filter ins Spiel (Artikel 13, Absatz 4b). Dieser soll jegliche Uploads der User vorab gegen die gemeldeten Werke prüfen. Wie das technisch aussehen soll wird nicht definiert.
Auf der einen Seite werden Seitenbetreiber damit verpflichtet in Zukunft eine Lizenz aller Rechteinhaber zu besitzen und die Inhalte vorab zu prüfen, auf der anderen Seite gibt es keine zentrale Lizenz-Datenbank gegen die wir prüfen könnten. Es ist utopisch, Lizenzen mit allen Rechteinhabern auf der ganzen Welt abzuschließen. Das klingt nicht nur unlogisch, nein dass ist es auch.
Die einzige praktische Lösung wäre die Bereitstellung einer zentralen Lizenz-Datenbank seitens der Rechteinhaber oder Verwerter. Sollte das kommen, werden die Daten garantiert nicht umsonst herausgeben und so wird, per Gesetz, eine neue Geldquelle für die Rechteinhaber oder Verwerter geschaffen. Das kann nicht das Ziel unserer europäischen Copyright-Reform sein. Aktuell sieht es aber genau so aus.
Im Moment gibt es keine Lizenz-Datenbank für einen möglichen Filter und die Rechteinhaber oder Verwerter werden durch die kommende Copyright-Reform auch nicht dazu verpflichtet eine zu erstellen.
ContentID
Das einzige Filter-System, was mir bekannt ist, heißt Content-ID von Youtube und bezieht sich nur auf Videos. Es hat über 120 Mio Dollar in der ersten Phase seiner Entwicklung gekostet. Dieses System ist sehr fehleranfällig und ist nicht für andere Online-Plattformen verfügbar.
Spielt man in seinem Youtube-Video z.B. selbst ein klassisches Stück mit der Gitarre nach, landet es bei 10 Versuchen mindestens 8 mal im ContentID-Filter. Das System kann nicht mal unterscheiden, ob es das Original Stück ist, oder ob es nachgespielt wurde. Die Fehlerquote ist sehr hoch. Wollen wir uns wirklich darauf verlassen?
Die Zukunft der Upload-Filter-Software
Sollte es jemals freie Upload-Filter geben, so werden auch sie sehr fehleranfällig sein und es werden ganz neue Probleme damit entstehen.
Wer prüft z.B. die Daten, die dann in den Filtern eingetragen werden? Sind es wirklich urheberrechtlich geschützte Werke, oder haben sie einfach nur das Ziel zu manipulieren?
Das sind ganz neue Themen und Probleme, über die sich bisher wohl noch kein Politiker Gedanken gemacht hat.
Die Firma, die in Zukunft die Kontrolle über die Upload-Filter-Software hat, wird automatisch zur mächtigsten Firma im Internet. Technisch kann so etwas nur eine Firma wie Google oder vielleicht noch Facebook leisten
Wollen wir das wirklich?
Das alles für den kleinen Preis, dass hier und da urheberrechtlich geschützter Werke, die bei Jugendlichen im Hintergrund in ihren Youtube Videos landen, erkannt werden? Das ist nicht mehr verhältnismäßig und nützt nur den Verwertungsgesellschaften und Verlagen. Der User hat von der neuen Copyright-Reform oder dem Upload-Filter keinen Vorteil. Ganz im Gegenteil, ob ein Inhalt in Zukunft veröffentlicht wird oder nicht, entscheidet eine dumme Software und wird zum reinen Glücksspiel.
Was kann ich tun?
Daher solltet ihr JETZT darüber mit so vielen Menschen wie möglich reden und das Thema aufklären.
Ihr könnt eine Petition gegen Upload-Filter unterstützen (aktuell schon 4,7 Millionen Unterzeichner) und über Kampagnenseiten unsere Volksvertreter kontaktieren.
Für den 23. März wird zu europaweiten Demonstrationen aufgerufen. Termine und Orte findet ihr im Beitrag Upload-Filter und Leistungsschutzrecht: Europaweite Demos am 23. März.
Hier die deutsche Übersetzung des Artikel 13 von Christian Solmecke
https://www.dropbox.com/s/569ecj9v5q9adaq/Tabelle_Englisch_Deutsch.docx? ...
Artikel 13 - Dieses Chaos haben wir jetzt! Rechtsanwalt Solmecke erklärt das Thema genau:
Was Tiemo Wölken (SPD, Mitglied im Europäischen Parlament) zu Upload-Filter sagt
Gruß
Frank
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Content-ID: 418520
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Ausgedruckt am: 26.11.2024 um 12:11 Uhr
4 Kommentare
Neuester Kommentar
Moin,
Ich würde die "Was kann ich tun?" Sektion noch um einen wesentlichen Punkt erweitern:
Macht euch einen Termin bei eurem MEP. Besonders, wenn ihr ein Unternehmen habt, dass davon vielleicht betroffen ist oder aber darüber nachdenkt eines zu gründen.
Für Unternehmer:
Sprecht eure Bedenken an, zeigt Beispiele von anderen Unternehmen und Organisationen, die davon betroffen sind. Wichtig, legt dabei den Fokus darauf, wie dem Unternehmen dadurch ein erheblicher Schaden entsteht, bzw. Ihr gegebenfalls auch davon zurück treten werdet, weiterhin User-Generated content zu zulassen. Macht klar, dass dies die großen US Unternehmen (Google, Facebook, …) stärkt und die europäischen Alternativen schwächt. Dann bringt das Thema Steuern ein, die man als europäisches Unternehmen zahlt, während Google, Facebook and Co. das doch recht gut vermeiden.
Ich glaube, es ist gerade bei konservativen Abgeordneten wichtig, sich hierbei von der "SaveYourInternet" Bewegung abzugrenzen. Das verbessert vermutlich die Chance damit bei dem Abgeordneten Erfolg zu haben.
---
Für Kreative:
Wenn ihr der Meinung seid, dass ihr trotz der Reform, nicht mehr Geld sehen werdet, macht das bitte klar. Außerdem sprecht punkte an, wie die Erpressung durch ContentID uploads, die bei manchen YouTubern statt fanden, erklärt, dass ContentID oft nicht zwischen Original und Cover unterscheiden kann und dass teilweise Allgemeinfreie Werke wie die Kompossitionen Bachs durch ContentID schlicht als "Gehört Sony Music" geblockt wurden.
Gerade als Kreativer kann man sich often keinen Teueren Rechtsstreit leisten und gerade Google ist nicht dafür bekannt tollen Support zu leisten, weder für kleine, noch für große Künstler. Was für euch bedeutet, dass eure Existenz gefährdet ist, wenn es kommt, wie die Reform geplant ist.
---
Für Privatleute:
Wenn ihr einen MEP persönlich kennt, trefft euch mit ihm, sprecht darüber.
Wenn ihr einfach nur so helfen wollt, macht Leute mobil wie oben beschrieben, oder geht eben auf eine der Demos.
---
Für MEPs:
Verhindert die Reform in dieser Form, das wäre echt nett von euch!
---
All in all, ich hoffe, dass wenn wir daran alle gemeinsam arbeiten, wir das Ruder doch noch rumreißen können. Wir dürfen nur nicht die Hände in den Schoß legen und denken "Na irgendjemand wird es schon richten", denn dieser jemand, bist du.
Gruß
Chris
Ich würde die "Was kann ich tun?" Sektion noch um einen wesentlichen Punkt erweitern:
Macht euch einen Termin bei eurem MEP. Besonders, wenn ihr ein Unternehmen habt, dass davon vielleicht betroffen ist oder aber darüber nachdenkt eines zu gründen.
Für Unternehmer:
Sprecht eure Bedenken an, zeigt Beispiele von anderen Unternehmen und Organisationen, die davon betroffen sind. Wichtig, legt dabei den Fokus darauf, wie dem Unternehmen dadurch ein erheblicher Schaden entsteht, bzw. Ihr gegebenfalls auch davon zurück treten werdet, weiterhin User-Generated content zu zulassen. Macht klar, dass dies die großen US Unternehmen (Google, Facebook, …) stärkt und die europäischen Alternativen schwächt. Dann bringt das Thema Steuern ein, die man als europäisches Unternehmen zahlt, während Google, Facebook and Co. das doch recht gut vermeiden.
Ich glaube, es ist gerade bei konservativen Abgeordneten wichtig, sich hierbei von der "SaveYourInternet" Bewegung abzugrenzen. Das verbessert vermutlich die Chance damit bei dem Abgeordneten Erfolg zu haben.
---
Für Kreative:
Wenn ihr der Meinung seid, dass ihr trotz der Reform, nicht mehr Geld sehen werdet, macht das bitte klar. Außerdem sprecht punkte an, wie die Erpressung durch ContentID uploads, die bei manchen YouTubern statt fanden, erklärt, dass ContentID oft nicht zwischen Original und Cover unterscheiden kann und dass teilweise Allgemeinfreie Werke wie die Kompossitionen Bachs durch ContentID schlicht als "Gehört Sony Music" geblockt wurden.
Gerade als Kreativer kann man sich often keinen Teueren Rechtsstreit leisten und gerade Google ist nicht dafür bekannt tollen Support zu leisten, weder für kleine, noch für große Künstler. Was für euch bedeutet, dass eure Existenz gefährdet ist, wenn es kommt, wie die Reform geplant ist.
---
Für Privatleute:
Wenn ihr einen MEP persönlich kennt, trefft euch mit ihm, sprecht darüber.
Wenn ihr einfach nur so helfen wollt, macht Leute mobil wie oben beschrieben, oder geht eben auf eine der Demos.
---
Für MEPs:
Verhindert die Reform in dieser Form, das wäre echt nett von euch!
---
All in all, ich hoffe, dass wenn wir daran alle gemeinsam arbeiten, wir das Ruder doch noch rumreißen können. Wir dürfen nur nicht die Hände in den Schoß legen und denken "Na irgendjemand wird es schon richten", denn dieser jemand, bist du.
Gruß
Chris
na da hätte ich ja schon einen Kandidaten, bei dem man anfangen kann:
https://www.schulze-europa.eu/urheberschutz-im-internet-ende-des-digital ...
Gruß
https://www.schulze-europa.eu/urheberschutz-im-internet-ende-des-digital ...
Gruß
Solche Leute sind in der EVP-Fraktion im Europäischen Parlament. Wahnsinn.
Nicht zu fassen, wirklich.Sven Schulze MdEP
Da haben sie bei dem Typen wohl ein P am Ende vergessen dann passt der Titel wieder wie die Faust aufs Auge > MdEPP