Browser-Lags und IPv6
Hallo zusammen,
wir betreiben als kleines Speditionsunternehmen ein überschaubares Windows-Netzwerk mit Win10-Clients sowie einem Server 2016 Essentials als "eierlegende Wollmilchsau", sprich DC, DHCP, DNS und Fileserver. Exchange ist ausgelagert als Online-Version über Office 365. Als Hardware kommt ein Lancom 1781VA Router sowie zwei Lancom Layer2-Switche zum Einsatz.
Nachdem wir unseren neuen Internetanschluss (Colt 100Mbit sym. über Glasfaser) bekommen haben, berichteten meine Kollegen über lahmende Internetseiten mit Lags von bis zu 10 Sekunden, bis eine Seite aufgebaut war. Eigenartig...vorher waren wir alle auf einem T-DSL-Business 6 Mbit unterwegs.
Ich habe mich also auf die Fehlersuche gemacht. Mein Verdacht lag im Bereich IPv6. Auf dem Router war IPv6 aktiviert (Default), aber sonst im Netzwerk keine weitere IPv6-Konfiguration vorgenommen worden. Wenn ich mich richtig in das Thema eingelesen habe, versucht Windows zuerst IPv6 zu verwenden. Scheitert dieser Versuch, wird IPv4 genutzt.
Also hab ich testweise auf dem Router IPv6 deaktiviert. Dies brachte bei sehr vielen, aber längst nicht allen aufgerufenen Seiten eine erhebliche Verbesserung.
Aber ich war mit meinen bescheidenen Kenntnissen als Hobby-Admin im KMU vermutlich schon mal auf dem richtigen Weg. Beim Überprüfen des DNS-Servers ist mir aufgefallen, das dieser sowohl auf die IPv4 als auch auf die Link Local-Adresse IPv6 horcht. Machte für mich dann keinen Sinn, wenn IPv6 auf dem Router deaktiviert ist. Also lasse ich den DNS nur noch die IPv4-Adresse abhören.
Auch hier gab es wieder eine spürbare Verbesserung beim Browser-Verhalten.
Ich habe bewusst IPv6 auf dem Server als auch auf den Clients NICHT deaktiviert, da dies von MS nicht empfohlen wird. Siehe hier
MS Anleitung zum Konfigurieren von IPv6
Im letzten Schritt habe ich dann an meinem Arbeitsplatz-PC gemäß oben verlinktem Artikel in der Registry
einen Schlüssel als REG_DWORD mit dem Dezimalwert 32 bzw. Hex 0x00000020 angelegt. Hierdurch bevorzugt Windows IPv4 anstatt IPv6.
Nach einem Neustart war das Verhalten der Browser abermals fühlbar besser. Also habe ich mir zum Test zehn willkürlich ausgewählte Internetseiten von Städten in Deutschland ausgewählt
und diese Startseiten aufgerufen. Die Seiten wurden nun sehr zufriedenstellend geladen.
Als Verifizierung habe ich den Cache des DNS-Servers gelöscht und an einem anderen Arbeitsplatz-PC dieselben Seiten abermals aufgerufen. Hier konnte man eine merkliche Verzögerung im Vergleich zu meinem Arbeitsplatz feststellen.
Daraufhin habe ich für den Registry-Schlüssel eine GPO erstellt und diese an alle Windows-Clients (OU) verteilt.
Fazit: Als "Nebenbei-Admin" in einem KMU habe ich natürlich längst nicht die Erfahrung und das Wissen derjenigen, die hier hauptberuflich unterwegs sind und sicher kann man einiges anders oder besser machen. Als Ergebnis bleibt für mich aber zum Einen das Erfolgserlebnis, ein Problem zumindest in weiten Teilen behoben zu haben und die Erkenntnis, dass die weitere Verbreitung von IPv6 sicher eine wünschenswerte und tolle Sache ist, wenn es richtig konfiguriert ist.
Liebe Grüße NV
wir betreiben als kleines Speditionsunternehmen ein überschaubares Windows-Netzwerk mit Win10-Clients sowie einem Server 2016 Essentials als "eierlegende Wollmilchsau", sprich DC, DHCP, DNS und Fileserver. Exchange ist ausgelagert als Online-Version über Office 365. Als Hardware kommt ein Lancom 1781VA Router sowie zwei Lancom Layer2-Switche zum Einsatz.
Nachdem wir unseren neuen Internetanschluss (Colt 100Mbit sym. über Glasfaser) bekommen haben, berichteten meine Kollegen über lahmende Internetseiten mit Lags von bis zu 10 Sekunden, bis eine Seite aufgebaut war. Eigenartig...vorher waren wir alle auf einem T-DSL-Business 6 Mbit unterwegs.
Ich habe mich also auf die Fehlersuche gemacht. Mein Verdacht lag im Bereich IPv6. Auf dem Router war IPv6 aktiviert (Default), aber sonst im Netzwerk keine weitere IPv6-Konfiguration vorgenommen worden. Wenn ich mich richtig in das Thema eingelesen habe, versucht Windows zuerst IPv6 zu verwenden. Scheitert dieser Versuch, wird IPv4 genutzt.
Also hab ich testweise auf dem Router IPv6 deaktiviert. Dies brachte bei sehr vielen, aber längst nicht allen aufgerufenen Seiten eine erhebliche Verbesserung.
Aber ich war mit meinen bescheidenen Kenntnissen als Hobby-Admin im KMU vermutlich schon mal auf dem richtigen Weg. Beim Überprüfen des DNS-Servers ist mir aufgefallen, das dieser sowohl auf die IPv4 als auch auf die Link Local-Adresse IPv6 horcht. Machte für mich dann keinen Sinn, wenn IPv6 auf dem Router deaktiviert ist. Also lasse ich den DNS nur noch die IPv4-Adresse abhören.
Auch hier gab es wieder eine spürbare Verbesserung beim Browser-Verhalten.
Ich habe bewusst IPv6 auf dem Server als auch auf den Clients NICHT deaktiviert, da dies von MS nicht empfohlen wird. Siehe hier
MS Anleitung zum Konfigurieren von IPv6
Im letzten Schritt habe ich dann an meinem Arbeitsplatz-PC gemäß oben verlinktem Artikel in der Registry
HKEY_LOCAL_MACHINE\SYSTEM\CurrentControlSet\Services\Tcpip6\Parameters\
einen Schlüssel
DisabledComponents
Nach einem Neustart war das Verhalten der Browser abermals fühlbar besser. Also habe ich mir zum Test zehn willkürlich ausgewählte Internetseiten von Städten in Deutschland ausgewählt
und diese Startseiten aufgerufen. Die Seiten wurden nun sehr zufriedenstellend geladen.
Als Verifizierung habe ich den Cache des DNS-Servers gelöscht und an einem anderen Arbeitsplatz-PC dieselben Seiten abermals aufgerufen. Hier konnte man eine merkliche Verzögerung im Vergleich zu meinem Arbeitsplatz feststellen.
Daraufhin habe ich für den Registry-Schlüssel eine GPO erstellt und diese an alle Windows-Clients (OU) verteilt.
Fazit: Als "Nebenbei-Admin" in einem KMU habe ich natürlich längst nicht die Erfahrung und das Wissen derjenigen, die hier hauptberuflich unterwegs sind und sicher kann man einiges anders oder besser machen. Als Ergebnis bleibt für mich aber zum Einen das Erfolgserlebnis, ein Problem zumindest in weiten Teilen behoben zu haben und die Erkenntnis, dass die weitere Verbreitung von IPv6 sicher eine wünschenswerte und tolle Sache ist, wenn es richtig konfiguriert ist.
Liebe Grüße NV
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2 Kommentare
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Das klingt für mich insgesamt eher nach einem DNS-Problem, als nach einem Problem mit IPv6.
Verifiziere einmal bitte, ob die Seiten, die du getestet hast, überhaupt AAAA-Records haben (also überhaupt per IPv6 erreichbar wären). Ist das nicht der Fall versucht auch der Browser nicht, IPv6 zu nutzen - wie denn auch
Alternativ kannst du natürlich gerne mal die getsteten Seiten hier auflisten, dann kann man da einen Blick drauf werfen.
Wenn die Webseiten überhaupt keine AAAA-Records haben wäre deine Geschwindigkeitsverbesserung in jedem Fall unabhängig von IPv6
Solche "Hänger" beim ersten Laden der Webseiten sind in aller Regel ein DNS-Problem. Entweder, weil nicht erreichbare DNS-Server genutzt werden oder weil der erste DNS-Server unglaublich langsam antwortet.
Prüfe auf jeden Fall mal, was auf den anderen Clients im Netzwerk konfiguriert ist.
Das geht am Besten mit der Kommandozeile:
"ipconfig /all".
Du kannst exemplarisch einen Screenshot hier posten.
Die wichtigsten Fragen dazu wären:
Habt ihr einen Server im Haus, welcher DNS für euch macht (z.B. Windows-Domäne) oder ist es gewollt, dass der Router für euch den DNS-Server spielt?
Ist an den Lancoms selbst ein gescheiter DNS-Server konfiguriert? Wenn dort bspw. noch ein DNS-Server eures vorherigen Anbieters gefragt wird, würde das die massiven Verzögerungen erklären.
Du kannst ja mal testweise an einem Client, wo du noch nicht an der Registry warst vorübergehend (!!) den DNS-Server 8.8.8.8 für IPv4 und 2001:4860:4860::8888 für IPv6 eintragen. Es müsste dann sofort entweder eine spürbare Verbesserung eintreten, wenn du Webseiten aufrufst, die du vorher dort nicht aufgerufen hast - oder es bleibt alles "laggy" wie es ist.
Wenn damit sämtliche "Lags" weg sind, ist definitiv der DNS-Server Schuld und man müsste da mal weiter suchen warum der nicht schnell sein mag.
P.S.: An der Registry müsstest du eigentlich nichts ändern - es reicht, auf der genutzten Netzwerkkarte das IPv6-Protokoll auszuschalten.
Aber auch das ist im Jahr 2018 eigentlich ein Unding und man sollte lieber die Ursache vernünftig suchen und abstellen
Verifiziere einmal bitte, ob die Seiten, die du getestet hast, überhaupt AAAA-Records haben (also überhaupt per IPv6 erreichbar wären). Ist das nicht der Fall versucht auch der Browser nicht, IPv6 zu nutzen - wie denn auch
Alternativ kannst du natürlich gerne mal die getsteten Seiten hier auflisten, dann kann man da einen Blick drauf werfen.
Wenn die Webseiten überhaupt keine AAAA-Records haben wäre deine Geschwindigkeitsverbesserung in jedem Fall unabhängig von IPv6
Solche "Hänger" beim ersten Laden der Webseiten sind in aller Regel ein DNS-Problem. Entweder, weil nicht erreichbare DNS-Server genutzt werden oder weil der erste DNS-Server unglaublich langsam antwortet.
Prüfe auf jeden Fall mal, was auf den anderen Clients im Netzwerk konfiguriert ist.
Das geht am Besten mit der Kommandozeile:
"ipconfig /all".
Du kannst exemplarisch einen Screenshot hier posten.
Die wichtigsten Fragen dazu wären:
Habt ihr einen Server im Haus, welcher DNS für euch macht (z.B. Windows-Domäne) oder ist es gewollt, dass der Router für euch den DNS-Server spielt?
Ist an den Lancoms selbst ein gescheiter DNS-Server konfiguriert? Wenn dort bspw. noch ein DNS-Server eures vorherigen Anbieters gefragt wird, würde das die massiven Verzögerungen erklären.
Du kannst ja mal testweise an einem Client, wo du noch nicht an der Registry warst vorübergehend (!!) den DNS-Server 8.8.8.8 für IPv4 und 2001:4860:4860::8888 für IPv6 eintragen. Es müsste dann sofort entweder eine spürbare Verbesserung eintreten, wenn du Webseiten aufrufst, die du vorher dort nicht aufgerufen hast - oder es bleibt alles "laggy" wie es ist.
Wenn damit sämtliche "Lags" weg sind, ist definitiv der DNS-Server Schuld und man müsste da mal weiter suchen warum der nicht schnell sein mag.
P.S.: An der Registry müsstest du eigentlich nichts ändern - es reicht, auf der genutzten Netzwerkkarte das IPv6-Protokoll auszuschalten.
Aber auch das ist im Jahr 2018 eigentlich ein Unding und man sollte lieber die Ursache vernünftig suchen und abstellen