srx2010
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Nachlass Regelung?

Hallo, ich habe mal eine Frage wie ich die vorbereitenden Arbeiten für den Ernstfall angehen kann?
Sachlage, meinem mal den Fall das man ernsthaft erkrankt und man mit rechnen muss, das man von heut auf Morgen in die Kurzzeitpflege kommt oder evtl. schlimmeres passieren kann.
Ich wollte jetzt wichtige Dokumente (Papierform) und alle möglichen Daten (Digital) einmal in Papierform (abschließbaren sonst was ?) und in digitaler Form irgendwie ablegen.

Was z.B. in digitaler Form vorliegt wären z.B. Konten Zugänge, diverse Online Dienste , Handyvertrag, diverse Internet Domain Verträge usw. usw. usw.
Am liebsten wäre mir die Daten in einer simplen Textdatei abzulegen.
Wie würdet ihr die Daten (evtl. geschützt) aber jeder Zeit abrufbar (wenn man das Passwort irgend wo hinterlegt)

Wäre eine Festplatte oder DVD hier empfehlenswert?
Ich weiß auch nicht ob ich jetzt soweit alles erklärt habe was ich ganz genau vorhabe.

Gruß

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Ausgedruckt am: 22.11.2024 um 11:11 Uhr

yumper
yumper 20.04.2022 aktualisiert um 20:35:02 Uhr
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Hallo

speicherst halt alles unverschlüsselt auf eine FAT formatierte Festplatte und schreibst alles mit Wordpad im ASCII Format (TXT Datei). Dann kaufst dir einen kleinen feuerfesten Tressor und legst die Festplatte zusammen mit deinem Bargeld für die Beerdigungskosten rein face-smile Wer den Schlüssel hat, hat uneingeschränkten Zugang

Eigentlich ist das aber keine Frage an einen Administrator

So long

Yumper
MirkoKR
MirkoKR 20.04.2022 aktualisiert um 20:50:09 Uhr
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Wäre es jetzt sinnvoll, dir meine Strategie nachvollziehbar zu beschreiben?

Da muss jeder sich selbst Gedanken machen...

... von verschlüsselten Containern auf einem Speicher in einem Safe, evtl. Passwort beim Notar/Anwalt,...

Und evtl. einen Totmannschalter? Also die automatische Bekanntgabe einer Strategie mit Zugangsdaten, wenn man sich über eine bestimmte Zeit nicht online meldet... allerdings gab es da ja vor ein paar Jahren das Gerücht, das der Killswitch bei einem bekannten Programmierer ausgelöst wurde, der aber tatsächlich noch am Leben ist ..

Also konkrete Maßnahmen, die ich ergriffen habe, werde ich nicht benennen ;- )

.
kaiand1
kaiand1 20.04.2022 um 21:00:37 Uhr
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Hi
Dies in der Art wurde hier schon mal gefragt.
Was eine gute Variante wäre wenn du zb mit Veracrypt ein USB/Ext Platte Verschlüsselst mit PWD und dort dein "Digitales" Leben Hinterlegst.
Das Passwort dazu lässt du in einen Brief beim Notar der dein Leben dann Regeln soll an deine Familie ect.
So hast du die Möglichkeit das es nach deinen Wünschen geht und kannst die Daten jederzeit Updaten und das diese so "keiner" vorher Einsehen kann.
Zur Sicherheit kannst du ja je nach Menge auch nen 2ten Stick/Platte nehmen und diese beim Notar lassen und diese 1x Jahr Updaten zusätzlich....
it-frosch
it-frosch 21.04.2022 um 09:53:03 Uhr
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Hallo srx2010,

was bei dieser Frage häufig vergessen wird, die Nachfahren bzw. Personen die Zugriff bekommen sollen.
müssen damit umgehen können!
Es nutzt nichts, eine toll gesicherte Festplatte oder Stick zu haben, an die diejenigen dann nicht rankommen.
Gründe gibt es dafür Tausenden. Ich würde hier auf jeden Fall das KISS (keep it simple stupid) Prinzip bevorzugen.
Also Papier und eine mit JEDEM Editor lesbare Testdatei.
Beim Aufschreiben auf die beliebten "false friends" achten (0 und O), 1,l und I)
Password Safe auch auf jeden Fall.

PS: Und ja, das ist auch ein Thema in einem Admin Forum. face-wink

grüße vom it-frosch
srx2010
srx2010 21.04.2022 um 11:00:05 Uhr
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Hi,danke schon mal für eure Antworten. Was empfehlt ihr denn als Backup Medium (daher auch hier meine Frage 😏)
Wenn Festplatte welche Marke oder Typ. Muss ja keine 24 Stunden Dauerbetrieb Platte sein, sondern die Langlebigkeit ist ja wichtig.
drahtbruecke
drahtbruecke 21.04.2022 um 14:31:25 Uhr
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Hi,

erstmal ist das juristische wichtig (ggf. Vorgevollmacht, Testament, vor allem Vollmachten bei Banken - das ist tricky und Vollmachten bei Banken geben keinesfalls volle Macht!). Ich hatte leider so einen Fall, wo das Ende abzusehen war (Krebs face-sad), es wurde zu Lebzeiten versucht, alles richtig zu machen und es nicht ganz geschafft (da hing allerdings noch eine Firma mit dran). Daher meine Erfahrungen.

Ja, man braucht einen bekannten aber "sicheren" Ort, das ist schwierig. Sind die Eltern noch fit und man hat guten Kontakt, kann man da ein USB Stick oder Festplatte hinterlegen. Im Zweifelsfall lieber einfach (Stahlkassette statt Verschlüsselung) und so, dass man es sichtbar aufbrechen kann (werden Deine Eltern nur im Notfall tun), also z.b. dünnwandige Stahlkassette oder versiegelte Umschläge. Da erinnere ich an die Anekdote, dass die ersten Atombombencodes angeblich 0000 0000 0000 waren, weil man Angst hatte, dass die sonst im Ernstfall keiner weiß oder richtig eingeben kann.

  • Bei Banken für den Vollmachtsnehmer eigene Onlinezugänge und eigene Karten beantragen (ja, das kostet leider). Selbst mit Generalvollmacht [nützt bei Banken gar nichts!], selbst später mit Erbschein und direkten Bankenvollmacht kann derjenige sonst keine Karte oder Zugang oder weitere Vollmacht (!) beantragen, man muss immer zur Filiale (wenn es eine gibt) und die Gebüren sind hoch. Wir mussten pro Überweisung hinfahren und ich glaube jeweils 8 Euro bezahlen, trotz Vollmacht!

  • Zugangsdaten in einem Passwortmanager pflegen (also pflegen!), das geht meiner Meinung nach nur mit Live-Daten (beispielweise ein NAS, ein PC oder eine USB Platte zu Hause), weil sich Daten ja ändern. Natürlich kann man ein Backup in einen Safe legen, Notar oder zu einer Bank, das kann aber erstaunlich teuer werden. Dabei 2FA nicht vergessen. Vollständigkeit ist schwirig, da muss man sich selbst "dumm" stellen und es mal durchspielen. Es fehlten ein paar Passwörter, z.B. ein "1234" für eine Datenbank. Das ging nicht ohne PIN, also wurde "1234" genommen, aber nicht notiert, weil ist ja keine echte PIN.

  • Backup auf DVD oder so (wegen read-only), mit Eding beschriften oder Erklärungsdokument ankleben (Tesafilm)

  • Die Bevollmächtige Person muss das üben! Die Masterpasswörter zum Passwortsafe geraten schnell in Vergessenheit und die Verwendung der Dinge auch. Es möchte sich niemand damit beschäftigen, aber es muss sein. Einmal im Monat bei der Bank einloggen lassen oder so. Das fällt manchen erstaunlich schwer und kann zu Problemen führen, zu einer Zeit, in der man schon genug furchtbare Probleme hat! Damit rechnen, dass in so einer Situation beliebig blöde Fehler passieren. Hier wurde "vergessen", wo ein TAN Generator liegt. Nach langer Suche stellte sich herraus, ja, genau da gehört er hin. Die Aufregung ist einfach nicht zu unterschätzen!

  • (Master-)Passwörter kann man auch zusammen mit dem Testament in versiegelten Umschlägen speichern. Da zu ohne Umschlag eine "Bedienungsanleitung" (!), und die muss man auch pflegen. Wir mussten manche Unterlagen lange zusammensuchen, obwohl wir das alles vorbereitet haben, bei einigen wussten wir nicht, dass es sie gibt!

  • Mach eine (ggf verschlüsselte) Datei als "Dokumentationsindex", wo drin steht, wo man weitere Infos findet. Da kann auch auf technische Sachen verwiesen werden, denn die Hinterbliebenen können sich dann Fachleute holen, aber die Fachleute brauchen dann input. Liste da auch auf, was es überhaupt an Systemen gibt (USB Platten, andere Computer mit Daten, Handydaten, Daten von anderen). Wir konnten eine Heizung ne Weile nicht abdrehen, weil keiner wusste, was man dazu tun muss! Manche Sachen mussten wir uns erarbeiten und haben dann später Notizen dazu gefunden. Es gab (zum Glück) Ausdrucke, zu denen wir die Dateien die gefunden haben

  • Achtung, was Dir total klar und logisch erscheint, kann für andere unauffindbar sein! Wo liegen die Steuerdokumente (EinkSt)? Die Kontoauszüge, die Passwortdatenbank usw? Manche Sachen lagen an für die Hinterbliebenen an "komischen" Orten, nicht nachvollziehbar abgeheftet, ein paar Beischeinigungen wurden daher unnötigerweise nochmal angefordert, was Mühe und Geld kostete und der so einer Situation blöd ist

  • Vielleicht möchtest Du eine "Löschliste" anlegen, beispielsweise mit Pfaden, die die Hinterbliebenen unbetrachtet löschen sollen (Daten von anderen, Pornosammlung, Nachrichten von Geliebten, Seitensprüngen...), das gilt virtuell (Festplatten) wie physikalisch ("der braune Umschlag im Andenken-Schubfach"). Das verdrängt man vielleicht lieber, aber hilft ja nichts.

  • Gebe genaue Anweisungen für alle wichtigen Fälle (Handlungsunfähigkeit, Verschwinden, Tot...)! Bist Du im Koma, was soll passieren? Wer soll entscheiden? Die staatlichen handeln im "offiziellen Sinne" des Betroffenen, was muss nicht in Deinem Sinne sein! Hast Du jemandem, dem Du 100% verrtaust (Eltern), dann berufe diese! Wenn Du mal zwei (vier, zehn, was auch immer) Wochen abtauchst, soll dann die Löschliste aktiviert werden oder nicht?

  • Kennst Du jemand, Freund oder Bekannten, der Deine IT versteht / in groben Zügen kennt? Benenne den in der Dokumentation, damit man ihn/sie dann zur Hilfe holt und sage ihm/ihr das! Das ist für alle Beteiligten doof, aber was willst machen.

  • Ich habe z.B. gesannte PDF in einer KeePass2 Datenbank gesichert.

  • Vielleicht brauchst Du unterschiedliche "Zugriffslevel": vielleicht einen für den Fall "schwer krank" (jemand vertritt Dich ein paar Wochen), einen für den Fall "lange schwer krank" oder "Koma unbekannter Dauer" und einen für den Todesfall (z.B. mit Löschliste). Auch hier helfen genaue Anweisungen. Schwierig wird es bei unangenehmen Sachen, vielleicht Spielschulden, von denen keiner was wissen soll oder blöde Geschäfte.

  • Auch physikalische Schlüssel und Ersatzschlüssel nicht vergessen! Wir haben ein paar Schlüssel erst sehr spät in einem MP3 Player Karton in einem vermeidtlichen "Technik-Schubfach" gefunden
drahtbruecke
drahtbruecke 21.04.2022 um 14:41:05 Uhr
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Zitat von @srx2010:

Hi,danke schon mal für eure Antworten. Was empfehlt ihr denn als Backup Medium (daher auch hier meine Frage 😏)
Wenn Festplatte welche Marke oder Typ. Muss ja keine 24 Stunden Dauerbetrieb Platte sein, sondern die Langlebigkeit ist ja wichtig.

Ich habe diese Daten als Teil der normalen Daten, inkl. täglicher Sicherung und gelegentlichem Update von Medien an einem zweiten Ort (falls es mal brennt).

Ich rate zu 2,5 Zoll (USB) Festplatten (so für Laptops) mit Fallsensor (Datenblatt lesen!). Da gibt es einige Modelle, die beim Betrieb runterfallen können, ohne kaputt zu gehen. Hab ich einmal versehntlich getestet face-smile Die 2,5 Zoll sind robuster als die 3,5 Zoll. Achtung, laut Datenblatt muss man die alle paar Monate für ne Weile einschalten (mache ich nicht und hatte noch nie Probleme, aber so steht es da). Dann habe ich noch DVDs gebrannt.
maretz
maretz 21.04.2022 um 18:13:30 Uhr
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Moin,

ich würde das ganze erstmal unabhängig von den Daten machen. Denn das erste was ich machen würde wäre eine Patientenverfügung - solange die Person noch Handlungsfähig ist. Denn: Damit kann man schon mal sicherstellen das man weiss was die Person wünscht wenn es mal blöd läuft. Es gibt ja nunmal Menschen die wollen um jeden Preis überleben - und wenn das bedeutet über 1 bis x Jahre an ner Maschine zu hängen. Andere sagen eben nur wenn eine gute Chance zum Überleben ist. Hier würde dir eine solche Vereinbarung durchaus eine Hilfe geben im Sinne der Person zu entscheiden wenn die es eben nicht mehr kann (und ggf. auch z.B. einem Arzt erlaubt dir überhaupt eine Auskunft zu geben).

Dazu gibt es dann noch die Bankverfügung - es bringt dir nix wenn du 100 Dokumente per Scan hast, ohne die entsprechende Bankverfügung darfst du auch mit Passwort nicht einfach über das Konto verfügen. Es mag sich blöd anhören - aber wenn jemand in die Pflege kommt entstehen da ja einige Kosten. Und irgendwer sollte die eben auch tragen können (und nicht vergessen die Belege aufzubewahren da die natürlich für die Steuer als aussergewöhnliche Belastung ggf. relevant werden).

Und am Ende wäre es ggf. gut ein Testament zu machen. Auch da ist es ja immer schön wenn man es nicht braucht weil sich alle einig sind. ABER: Wenns blöd läuft gibts da nur Streit in einer Zeit in der man diesen wirklich nicht brauchen kann und wo man andere Dinge im Kopf hat. Darin enthalten sollte auch z.B. sein was mit einer evtl. Grabpflege passiert, kann das ein Angehöriger machen, welche Bestattungsform wird überhaupt gewünscht,...

Alles das wäre für mich unabhängig von irgendwelchen Scans usw - macht dir aber im Zweifel die Sachen erheblich einfacher. Dazu dann ggf. mal ne Liste mit Verträgen, Accounts,... - und man kann schon sehr viel machen. Nur: OHNE die entsprechenden Verfügungen sind dir halt die Hände gebunden. Und da kann es dann Wochen/Monate dauern bis z.B. nen Erbschein ausgestellt ist oder du bist oft am Telefon mit Sachbearbeitern am Diskutieren die (völlig korrekt) natürlich nicht einfach nen Vertrag kündigen können/dürfen. Und dann zahlt man halt noch weiter...
srx2010
srx2010 21.04.2022 um 19:41:41 Uhr
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@drahtbruecke, danke dir für die ausführliche Antwort. Echt super geschrieben.